# taz.de -- Kommentar FDP-Gesundheitsminister: Die Woche des Daniel Bahr | |
> Die Gesundheitskarte ist das einzige, was FDP-Minister Daniel Bahr bisher | |
> vorzuweisen hat. Den Politiker auswechseln geht nicht, die FDP hat keinen | |
> Ersatz. | |
Wenigstens die elektronische Gesundheitskarte sollten seine Kritiker dem | |
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nicht madig machen! Nach sieben | |
Jahren Gezänk wird sie zum 1. Oktober eingeführt, und das immerhin bis | |
Jahresende für 10 Prozent der Versicherten. | |
Ihre größte Neuerung ist ein Foto neben dem Namen und der | |
Versichertennummer, da kann der Arzt seine Patienten wiedererkennen. | |
Diese E-Card also als einziges Projekt - man wagt es kaum aufzuschreiben - | |
gelungen: Das sagt viel über den Zustand aus, in den Bahr sein Ministerium | |
gebracht hat - lausig ist der. | |
Und das liegt nicht nur daran, dass Gesundheitsminister per se unbeliebt | |
sind und die FDP in Zeiten, in denen der Neoliberalismus global als | |
gescheitert gilt, eine Partei ohne Funktion ist; es liegt vor allem an | |
Daniel Bahr und seiner bemerkenswerten Ideenlosigkeit. Dabei will der | |
Minister ja liefern, allein: außer Worthülsen ist da nichts. | |
"Das Jahr der Pflege" ist so eine. Kaum eine Reform wurde je so großspurig | |
angekündigt und dann so peinlich ein ums andere Mal vertagt. Private | |
Versicherer mit Rendite versorgen zu wollen, reicht nicht als | |
Gesetzentwurf, das musste Bahr schlussendlich einsehen. | |
Verstärkt wurde der Eindruck der Klientelpolitik, als bekannt wurde, dass | |
ein Gesetz, das Ärzte auf dem Land besserstellen soll, zufällig auch Bahrs | |
Bruder erfreut. | |
Zur Rettung fiel dem Minister ein: Symbolpolitik. Organspende! Fix zauberte | |
er einen Änderungsantrag zum Transplantationsgesetz aus dem Hut. | |
Blöd nur, dass ein paar Abgeordnete maulen, der Minister habe auf der Suche | |
nach Formulierungen in ihren Gesetzentwürfen gewildert. Hier wäre mehr | |
Nachsicht angebracht: Der Minister kann nicht anders - und die FDP hat | |
niemand anderen. | |
28 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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