# taz.de -- Antisemitismus: Provokation mit Konsequenzen | |
> Brandenburger Schüler beleidigen Mitarbeiter des Jüdischen Museums. Die | |
> waren anlässlich antirassistischer Projekttage zu Besuch. Gegen die vier | |
> Jugendlichen wird nun ermittelt. | |
Bild: Das Jüdische Museum in Berlin. | |
Nach antisemitischen Beleidigungen durch Schüler haben MitarbeiterInnen des | |
Jüdischen Museums am Donnerstag einen Besuch an einer Oberschule im | |
brandenburgischen Werder abgebrochen. Der Besuch fand im Rahmen eines | |
Antirassismusprojektes statt. Die Carl-von-Ossietzky-Schule gehört zu den | |
"Schulen ohne Rasissmus" des gleichnamigen Bundesprojekts. | |
Von "antisemitischen Sprachmotiven" sprach Cilly Kugelmann, | |
stellvertretende Leiterin des Jüdischen Museums, am Freitag gegenüber der | |
taz. Medienberichten zufolge soll ein Schüler sogar von "vergasen" | |
gesprochen haben. "Der Vorfall hat die Kollegen, die vor Ort waren, sehr | |
irritiert und bedrückt", so Kugelmann. Deshalb hätten sie sich | |
entschlossen, den Besuch abzubrechen und die Polizei zu informieren. Das | |
Museum war von der Schule zu den Projekttagen eingeladen worden. | |
Es gebe "große Betroffenheit in der Schülerschaft und im Kollegium", sagte | |
Schulleiterin Ines Amelung am Freitag der taz. Die Oberschule engagiere | |
sich auf vielfältige Art gegen Rassismus und Antisemitismus: Erst im Juni | |
sei eine israelische Künstlerin zu Gast gewesen. Im November kommt Besuch | |
aus Tansania. | |
Die vier an dem Vorfall beteiligten Schüler hätten bereits alle Stellung | |
genommen: "Sie können sich selbst nicht erklären, was da in sie gefahren | |
war", so Amelung. "Wir werden weiter mit ihnen arbeiten und sie werden sich | |
auch der Schülerschaft stellen." Alle vier seien bislang "nicht auffällig" | |
gewesen und wiesen auch keinen rechtsradikalen Hintergrund auf. Nun | |
ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gegen sie. | |
Schule sei "ein Abbild der Gesellschaft. Und Antisemitismus existiert nun | |
einmal", sagt Schulleiterin Amelung. Es sei aber positiv, dass andere | |
SchülerInnen sofort reagiert und die Schüler identifiziert hätten. | |
Sie gehe davon aus, "dass Fünfzehnjährige keine Antisemiten sind", sagt | |
Cilly Kugelmann vom Jüdischen Museum: "Sie wollen provozieren!" Diese | |
Provokation müsse man aber ernst nehmen "und sich fragen, warum Schüler | |
diese Ressentiments aufnehmen". Noch am Freitag vereinbarten Museum und | |
Schulleitung deshalb weitere persönliche Kontakte zwischen Schule und | |
MitarbeiterInnen des Museums. Thema des gestörten Schulprojekts war | |
übrigens: "Jüdisches Leben nach 1945". | |
30 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |