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# taz.de -- Mitgliederzuwachs bei der IG Metall: Wieder in Mode gekommen
> Es gibt wieder mehr Menschen, die Mitglied der IG Metall werden. Zum Teil
> liegt das an der Wirtschaftskrise. Ab Sonntag diskutiert die Gewerkschaft
> eine Woche lang ihren Kurs.
Bild: Das freut die Gewerkschaftschefs besonders: Vor allem junge Leute werden …
BERLIN taz | Es ist durchaus eine historische Nachricht, die IG-Metall-Chef
Berthold Huber seinen Delegierten Ende dieser Woche überbringen kann: Die
Gewerkschaft hat nach 22 Jahren ihren Mitgliederschwund gestoppt. Ende
August zählte sie knapp 2,23 Millionen Mitglieder - fast 4.000 mehr als
noch ein Jahr zuvor. Bis Ende des Jahres erwartet man in der Frankfurter
Vorstandszentrale sogar ein Plus von 15.000 Personen.
Was Huber besonders freut: Jedes zweite neue Mitglied ist jünger als 27
Jahre. Die Wirtschaftskrise, sagt Huber, habe der Gewerkschaft mehr Zulauf
beschert, aber auch betriebliche Vereinbarungen, mit denen Leiharbeiter
besser gestellt wurden.
Diese Erfolgsbilanz dürfte Hubers Wiederwahl auf dem IG
Metall-Gewerkschaftstag, der am Sonntag in Karlsruhe beginnt, noch ein
bisschen sicherer machen. Wie alle vier Jahre treten die fast 500
Delegierten zusammen, um eine Woche lang über den Kurs der kommenden Jahre
zu diskutieren. Der Kongress steht unter dem Motto "Kurswechsel - Gemeinsam
für ein gutes Leben".
Abstimmen müssen die Delegierten unter anderem über die Verkleinerung des
geschäftsführenden Vorstands von sieben auf fünf Personen. Während Huber
mit seinem Vize Detlef Wetzel weiterhin an der Spitze der Organisation
stehen soll, sollen Wolfgang Rhode und Regina Görner aus dem Vorstand
ausscheiden. Das Ja der Delegierten zu dieser Verkleinerung gilt als
relativ sicher, bei der Union sorgt das Personaltableau indessen für Unmut:
Görner hatte als einzige an der Spitze der Gewerkschaft ein CDU-Parteibuch
in der Tasche.
## Nicht automatisch SPD-Politik
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warf der IG Metall vor, mit dem Konzept
der Einheitsgewerkschaft zu brechen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel
warb für ein CDU-Mitglied an der Spitze. Doch Huber kontert die Kritik mit
dem Verweis, man wolle künftig parteipolitisch noch unabhängiger werden -
und genau dadurch die Einheitsgewerkschaft stärken. Der Personalvorschlag
sei zudem mit 30 zu einer Gegenstimme vom erweiterten Vorstand angenommen
worden. Allerdings sind mindestens drei der Köpfe an der Spitze der
Organisation SPD-Mitglieder. Man mache deswegen jedoch nicht automatisch
SPD-Politik, heißt es dazu aus Frankfurt.
Die Vorstandsverkleinerung ist Teil des Umbaus der Gewerkschaft, der 2009
begann. Laut Huber wurden bereits 100 Stellen und damit 20 Millionen Euro
in der Zentrale in Frankfurt am Main eingespart. Die Gelder fließen in
einen "strategischen Investitionsfonds" und werden bundesweit in Projekte
verteilt, mit denen die Gewerkschaft vor Ort für neue Mitglieder
attraktiver werden möchte. Unter anderem werden Belegschaften in den
Betrieben regenerativer Energien organisiert, auch will man künftig mehr
für IT-Fachkräfte und Ingenieure an den Unis tun.
Auf der Kongress-Agenda stehen neben dem Umbau der IG Metall unter anderem
die Themen Leiharbeit, Rente mit 67, Ausbildung, Minijobs und die steigende
Anzahl von Werkverträgen. Die Gewerkschaft wird debattieren, ob sie in der
nächsten Tarifrunde eine Übernahmegarantie für Azubis fordert. Sie will
zudem ein Mitspracherecht von Betriebsräten beim Einsatz von Leiharbeitern
durchsetzen.
6 Oct 2011
## AUTOREN
Eva Völpel
## TAGS
Verdi
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