| # taz.de -- Streik bei der Charite: Operation Tarifvertrag | |
| > Bereits seit vier Wochen streiken 300 Mitarbeiter der Charité Facility | |
| > Management. | |
| Bild: Arbeitskampf vor dem Charité-Haus in Berlin-Mitte | |
| Frank Gärtner ist zufrieden: "Die Charité sieht momentan aus wie ein | |
| Saustall", sagt er und lacht. Dann präsentiert er Fotos auf seiner | |
| Digitalkamera, die verstopfte Klos zeigen und ungeputzte Krankenhausflure. | |
| Lüftungsmonteur Gärtner gehört zu jenen rund 300 Mitarbeitern der | |
| Charité-Tochter Charité Facility Management GmbH (CFM), die seit 12. | |
| September streiken. Sie kämpfen für die Einführung eines Mantel- und | |
| Entgelttarifvertrages. Die Fronten sind verhärtet, ein Ende des Ausstands | |
| ist nicht in Sicht. Bei der CFM sind alle nichtmedizinischen Mitarbeiter | |
| des Uniklinikums angestellt. Sie putzen, transportieren Patienten und | |
| Material und bereiten zum Beispiel OP-Säle vor. | |
| Nach Auskunft der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di fordern die | |
| CFM-Beschäftigten in einem ersten Schritt eine Lohnerhöhung von monatlich | |
| 168 Euro für Vollkräfte. Punkt zwei ist der Tarifvertrag für alle | |
| Beschäftigten. Über den verhandelte Ver.di seit Ende Mai mit der | |
| CFM-Geschäftsleitung. Man sei Ende August gezwungen gewesen, die | |
| Verhandlungen abzubrechen, heißt es bei der Gewerkschaft - von der | |
| Gegenseite sei kein konstruktiver Vorschlag gekommen. | |
| ## Ausstand bis Weihnachten? | |
| Geschäftsführer Toralf Giebe war damals klar, dass Teile der Belegschaft in | |
| den Streik treten würden. Von dessen Ausmaß war er dennoch überrascht - und | |
| gibt sich nichtsdestotrotz kämpferisch: "Wir sind darauf eingestellt, den | |
| Streik länger auszuhalten, zum Beispiel bis Weihnachten." Giebe sagt, er | |
| wolle sich auf den ersten Teil der Forderungen nicht einlassen, bevor er | |
| den zweiten kenne. Zur Ausgestaltung des Tarifvertrages habe Ver.di nämlich | |
| noch keinen konkreten Vorschlag gemacht. "Warum gerade 168 Euro mehr?", | |
| fragt Giebe. "Das ist völlig aus der Luft gegriffen." | |
| Auch die Gegenseite ist fest entschlossen, den Arbeitskampf durchzuziehen. | |
| "Wir gehen nicht ohne Tarifvertrag wieder rein und wir werden mehr", sagt | |
| Frank Gärtner. Für die Streikenden sind 168 Euro eine symbolische Zahl. | |
| "Die 168 Euro stehen für die 168 Millionen Euro, die der Senat bisher durch | |
| uns eingespart hat", erklärt Gärtner. Denn die CFM, gegründet 2006, mache | |
| Arbeiten, die die Charité früher selbst gemacht hat - bloß billiger. | |
| Gärtners Bilanz: "Weniger Leute, mehr Arbeit, schlechtere Bezahlung." | |
| Laut Gärtner hat es die Belegschaft schwer: "Wir haben Elektriker, die | |
| nebenbei Hartz IV bekommen, um ihre Familien durchzubringen." Zudem würden | |
| Mitarbeiter mit befristeten Verträgen eingestellt. | |
| ## Leiharbeiter als Füller | |
| Seitdem bei CFM gestreikt wird, versucht die Geschäftsführung, den | |
| Personalmangel durch Leiharbeitskräfte zu beheben. Laut Geschäftsführung | |
| ist die Patientenversorgung in vollem Umfang sichergestellt. Laut Ver.di | |
| sind die Folgen des Streiks dennoch sichtbar - etwa durch seltenere | |
| Reinigung. | |
| Zur Verhärtung der Fronten trägt der Streit über das Hausverbot bei, das | |
| den Streikenden vom Sicherheitschef der CFM erteilt wurde. Der holte sich | |
| personelle Unterstützung durch einen Sicherheitsdienst, um die Streikenden | |
| des Geländes zu verweisen, sobald sie Kontakt zu den arbeitenden Kollegen | |
| suchen. "Mitarbeiter, die sich nicht im Streik befinden, werden flexibel | |
| eingesetzt - im Einzelfall müssen sie andere Tätigkeiten als sonst | |
| ausführen", sagt Geschäftsführer Giebe. | |
| 7 Oct 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Alissa Starodub | |
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