| # taz.de -- Interview mit CFM-Streikposten: "1.050 netto sind ein Witz" | |
| > Die Charité macht Gewinn auf Kosten der ausgelagerten CFM-Mitarbeiter, | |
| > sagt Streikposten Frank Lubasch. Seit Montag gibts eine Mahnwache vor der | |
| > SPD-Zentrale. | |
| Bild: Streik an der Charité gibt es häufiger - meist aber direkt davor, wie h… | |
| taz: Herr Lubasch, Sie streiken seit 64 Tagen, ohne dass die CFM einlenkt. | |
| Woran liegt das? | |
| Frank Lubasch: Wir haben das Gefühl, die Geschäftsführung der CFM will den | |
| Streik aussitzen, anstatt Gegenangebote zu machen. Es gab zwar einen Brief | |
| mit einem Gesprächsangebot - wenn wir unsere Forderungen stark abschwächen. | |
| Das kommt für uns nicht in Frage. | |
| Sind die Streikfolgen denn an der Charité sichtbar? | |
| Uns wird immer gesagt, dass unser Streik der Charité nicht wehtut. Vieles | |
| wird durch Leiharbeit ausgeglichen, wobei wir denken, dass die Leiharbeiter | |
| effektiv mehr kosten als wir. Gerade im hygienischen Bereich ist unser | |
| Fehlen aber deutlich zu merken. Immer wieder gibt es vermüllte | |
| Räumlichkeiten und Patienten, die sich beschweren. | |
| Wie soll es jetzt mit dem Streik weitergehen? | |
| Unsere Planung geht Richtung Ostern. Aber wir hoffen, dass die CFM bald auf | |
| uns zukommt. Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere Forderungen nicht | |
| zu hoch sind. Die CFM sagt zwar, das könne man nicht bezahlen, aber wenn | |
| man sieht, was alleine jetzt an zusätzlichen Kosten für Leiharbeiter | |
| ausgegeben wird, müssen die Gelder ja doch da sein. | |
| Was genau sind Ihre Forderungen? | |
| Wir fordern 168 Euro pro Person pro Monat mehr plus einen Tarifvertrag, der | |
| sich an die Charité-eigenen Mitarbeiter angleicht. Der Mindestlohn läge | |
| dann bei ungefähr 8,50 Euro die Stunde. 168 Euro deswegen, weil die Charité | |
| durch die Schaffung der CFM in sechs Jahren 168 Millionen Euro | |
| erwirtschaftet hat, auf dem Rücken der Mitarbeiter. | |
| Wie wirkt sich der Streik auf Ihr Leben aus? | |
| Ich bin seit dem 12. September dabei, wie ungefähr die Hälfte der 300 | |
| Streikenden. Viele brechen aber auch ein und sagen, sie können nicht mehr. | |
| Das ist ja eine mentale und finanzielle Belastung. Wir bekommen statt des | |
| Lohns Streikgeld von der Gewerkschaft. Bei mir als | |
| Sicherheitsdienstmitarbeiter bleiben da von sonst 1.050 Euro netto im Monat | |
| nur 850 übrig. Da muss man den Gürtel natürlich enger schnallen, | |
| Sonderausgaben fallen weg. Das tut gerade im Hinblick auf Nikolaus und | |
| Weihnachten weh. Am schlimmsten trifft es die Alleinstehenden, bei Paaren | |
| ist ja immerhin noch ein Zweitverdiener dabei. | |
| 1.050 Euro netto im Monat ist nicht viel. Wie setzt sich das zusammen und | |
| wie sieht es bei den anderen Beschäftigten der CFM aus? | |
| Bei der Sicherheit arbeiten wir in Vollzeit 180 Stunden im Monat und | |
| bekommen am Ende 1.050 Euro netto, was ein Witz ist. Aber man ist ja auch | |
| froh, überhaupt einen Job zu haben. Die Leute in der Reinigung und bei den | |
| Krankentransporten haben zwar einen höheren Stundenlohn, aber auch weniger | |
| Stunden, sodass ungefähr das Gleiche dabei herauskommen sollte. | |
| Was erwarten Sie sich nun von der Mahnwache? | |
| Die CFM ist eine Tochtergesellschaft der Charité, die wiederum dem Land | |
| Berlin gehört. Deswegen fordern wir die SPD als größte Regierungspartei | |
| Berlins auf, unsere Forderungen zu unterstützen. Wir wollen hier aber auch | |
| die Bevölkerung aufrütteln, damit bei der nächsten Solidaritätsdemo am | |
| Samstag viel los ist. Ich denke, dass der größte Druck auf die CFM von der | |
| Politik kommen muss. Wir haben schon von Berliner Streiks über 180 Tage | |
| hinweg gehört, zur Not streiken wir weiter - bis sich etwas tut. | |
| 16 Nov 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Marlen Kess | |
| ## TAGS | |
| Charité | |
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