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# taz.de -- Nobelpreis geht nach Liberia und Jemen: Drei Bürgerrechtlerinnen a…
> Den Friedensnobelpreis bekommen in diesem Jahr die Bürgerrechtlerinnen
> Ellen Johnson Sirleaf und Leymah Gbowee aus Liberia sowie Tawakkul Karman
> aus dem Jemen.
Bild: Seit 2006 Präsidentin von Liberia und jetzt Friedensnobelpreisträgerin:…
OSLO/ADDIS ABEBA/SANAA dpa/afp | Das Nobelkomitee belohnt in diesem Jahr
die Erfolge von Frauen der Demokratiebewegung in Afrika und der arabischen
Welt. Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf (72), die liberianische
Menschenrechtlerin Leymah Gbowee (39) und Tawakkul Karman aus dem Jemen
haben am Freitag den Friedensnobelpreis 2011 zuerkannt bekommen.
Komiteechef Thorbjørn Jagland begründete die Entscheidung in Oslo mit dem
erfolgreichen Einsatz der beiden Frauen aus Liberia zur Beendigung des
Bürgerkrieges in ihrem Land nach 13 Jahren. Karman gilt als eines der
bekanntesten Gesichter der Protestbewegung im Jemen.
## Ellen Johnson-Sirleaf
Die 72-jährige Liberianerin Ellen Johnson-Sirleaf hat eine atemberaubende
Karriere hinter sich: Sie hat in Harvard studiert und erklomm anschließend
Schritt für Schritt die Karriereleiter - unter anderem bei den Vereinten
Nationen und der Weltbank. Den Höhepunkt ihrer Laufbahn erreichte sie, als
sie 2006 als erster weiblicher Staatschef Afrikas vereidigt wurde.
"Dies öffnet die Tür für Frauen auf dem gesamten Kontinent", sagte
Johnson-Sirleaf damals. "Und ich bin stolz darauf, dass ich diejenige bin,
die die Tür öffnet." Obwohl sie als "Eiserne Lady" gilt - integer,
unbeugsam und willensstark - war die Aufgabe, die sie dann erwartete, alles
andere als einfach.
Die 1938 in Monrovia geborene Ökonomin musste die Zügel eines Landes in die
Hand nehmen, das nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg am Rande des
Abgrunds stand. Eine der Prioritäten der vierfachen Mutter und achtfachen
Großmutter war von Anfang an die Reintegration traumatisierter
Ex-Kindersoldaten.
Zudem hat sie eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" nach
südafrikanischem Vorbild eingerichtet, die die Schreckenstaten des
Bürgerkriegs untersuchen und Frieden und Stabilität in dem Krisenland
wiederherstellen soll.
Die Zeitschrift "Newsweek" wählte sie 2010 in die Top-Ten der besten
Staatschefs der Welt, der "Economist" bezeichnete sie als beste
Präsidentin, die Liberia je hatte. Johnson-Sirleaf hat für ihre
unermüdliche Arbeit schon vor dem Friedensnobelpreis zahlreiche
Auszeichnungen erhalten.
## Leymah Roberta Gbowee
1972 in Monrovia geboren, hat die liberianische Bürgerrechtlerin Leymah
Roberta Gbowee den Friedensprozess in dem ehemaligen westafrikanischen
Bürgerkriegsland maßgeblich vorangetrieben. Vor zehn Jahren wurde sie
Koordinatorin der Organisation "Women in Peacebuilding". Ein Jahr später
gründete sie die Bewegung "Women of Liberia Mass Action for Peace".
Gewaltfreie Protestaktionen von Frauen und Müttern gegen den damaligen
Präsidenten Charles Taylor standen im Mittelpunkt ihrer Initiativen. Als
Zeichen für Reinheit und Friedenswillen trugen alle Teilnehmerinnen damals
konsequent weiße Kleidung.
Mit der Wahl Gbowees wurde betont, welch wichtige Rolle Frauen bei der
Lösung von Konflikten und beim Schaffen von Frieden spielen. Schon in ganz
jungen Jahren arbeitete die heute 39-Jährige als Streetworkerin. Sie
versuchte, den unzähligen vom Krieg gezeichneten liberianischen Kindern und
Jugendlichen zu helfen.
Gbowee, die in den USA am Eastern Mennonite University in Harrisonburg
(Virginia) studierte, wurde zudem 2004 in die Wahrheits- und
Versöhnungskommission von Liberia berufen, die es sich nach
südafrikanischem Vorbild zur Aufgabe gemacht hat, Dialog und Stabilität
wiederherzustellen. 2006 wurde sie zur regionalen Beraterin des "Women
Peace and Security Network Africa" ernannt. Heute leitet sie die
Organisation.
## Tawakkul Karman
Die jemenitische Frauenrechtlerin Tawakkul Karman widmet die Auszeichnung
dem arabischen Frühling. Die Auszeichnung sei eine Ehre für alle Araber,
Muslime und Frauen, sagte Karman am Freitag dem in Dubai ansässigen Sender
El Arabija. "Ich widme diesen Preis den Aktivisten des arabischen
Frühlings."
Karman ist die erste Araberin, die den Friedensnobelpreis erhält.
Menschenrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit - das sind die drei
Prinzipien, an denen sich die neue Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul
Karman (32) orientiert. Was einfach klingt, erfordert in ihrer Heimat, dem
Jemen, viel Mut. Denn die Mutter von drei Kindern ist schon von vielen
Seiten angefeindet worden. Das Regime von Präsident Ali Abdullah Saleh hat
versucht, sie mundtot zu machen. Radikale Islamisten haben ihr vorgeworfen,
sie versuche, die Frauen zur Rebellion gegen ihre Männer anzustacheln.
Angefangen hatte Karmans "Protestkarriere", als sie erlebte, wie ein
einflussreicher Scheich in der Provinz Ibb Familien von ihrem Land
vertrieb. Die Journalistin begann, zu überlegen, wie man gegen
Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeit kämpfen könnte und kam zu dem Schluss,
das dies ohne einen Wechsel in der Führungsetage in Sanaa nicht zu
bewerkstelligen ist. In den vergangenen Monaten stand sie bei den
Demonstrationen in Sanaa oft in der ersten Reihe.
7 Oct 2011
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