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# taz.de -- Rot-Grüner Stresstest: "Wir dürfen das Lager nicht spalten "
> Es muss weitergehen nach dem Aus für Rot-Grün in Berlin. SPD-Mann Böhning
> meint, die Grünen müssten begreifen, dass ein Anti-SPD Wahlkampf beiden
> Parteien schadet.
Bild: Rot und Grün in Berlin - das sollte laut Björn Böhning näher zusammen…
taz: Herr Böhning, was haben Sie als erstes gedacht, als Rot-Grün in Berlin
scheiterte?
Björn Böhning: Ich war enttäuscht. Die SPD wollte einen rot-grünen Senat.
Grüne und Sozialdemokraten hatten sich in der Frage des Ausbaus der
Stadtautobahn A 100 bereits angenähert. Aber die inhaltlichen Differenzen
waren dann doch zu groß.
Sind sie enttäuscht von den Grünen?
Es bringt nichts, sich jetzt gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu
schieben. Oder eine emotionale Spannung aufzubauen. Eine Koalition ist
immer nur eine Zweckgemeinschaft für fünf Jahre.
Die Grünen haben das Gefühl, dass Wowereit Rot-Grün nie wollte...
Das ist falsch.
Also bilden sich die Berliner Grünen das ein?
Ich weiß nicht, was die Grünen sich einbilden oder nicht. Ich weiß, dass
die Grünen Wahlkampf gegen uns geführt haben, Renate Künast wollte
Regierende Bürgermeisterin werden und Wowereit ablösen. Und im Rückblick
ist klar: Das hat weder den Grünen noch der SPD genutzt. Vor allem die
Grünen-Wähler haben diesen Bruderkampf nicht honoriert. Daraus müssen SPD
und Grünen jetzt die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Gerade mit Blick
auf die Bundestagwahl 2013.
Und die wären?
SPD und Grünen müssen klar machen, dass sie eine sozialökologische Wende
wollen und eine andere Wirtschaftspolitik als Schwarz-Gelb. Da gibt es
große Schnittmengen der SPD mit den Grünen.
Also ein rot-grüner Lagerwahlkampf 2013?
Ich denke nicht, dass Sozialdemokraten und Grüne Geschwisterliebe brauchen.
Aber wir sollten alles unterlassen, was das Lager spaltet.
Das wird mit Peer Steinbrück als SPD-Kanzlerkandidat schwierig. Steinbrück
steht für eine SPD, die mit der Union koalieren kann, aber bestimmt nicht
für rot-grünen Lagerwahlkampf. Die Grünen haben auch keine allzu gute
Erinnerungen an ihn...
Peer Steinbrück hat in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein Erfahrung
mit rot-grünen Regierungen gemacht. Aber erstens werden wir den
Kanzlerkandidaten Ende 2012 benennen. Zweitens ist die programmatische
Ausrichtung entscheidend, nicht wer es dann wird.
Was will die SPD nun tun, damit sich Karambolagen mit den Grünen wie in
Berlin nicht wiederholen?
Uns ist klar, dass das Koch-Kellner-Rollenspiel lange vorbei ist. Das haben
wir verstanden. SPD und Grüne bewegen sich auf Augenhöhe. Jetzt sollten wir
die Debatte versachlichen. Für 2013 müssen beide ihr Programm schärfen. SPD
und Grüne können sich da auch über Sachthemen streiten. Das ist gar nicht
schädlich. Schädlich sind Angriffe unterhalb der Gürtellinie. Das sollten
beide lassen.
Renate Künast sagt, dass die Grünen das Aus für Rot-Grün in Berlin nicht
vergessen werden. Klingt wie eine Drohung. Ist sie eine schlechte
Verliererin?
Das ist offensichtlich die Fortführung des Wahlkampfs nach der Wahl.
Die Grünen fürchten nun umso mehr, dass sich die Sozialdemokraten auch im
Bund auf die Große Koalition vorbereitet. Verstehen Sie diese Angst?
Ich verstehe ganz viel. Aber für 2013 geht es vor allem darum, überhaupt
eine Mehrheit für Rot-Grün zu bekommen. Die Chancen dafür stehen nicht
schlecht. Die Mehrheit wünscht sich derzeit in Deutschland ja eine
rot-grüne Bundesregierung. Wir müssen eine Aufstellung finden, die am Ende
beiden Parteien nutzt. Der Wahlkampf in Berlin war ein Beispiel, wie es
nicht funktioniert.
7 Oct 2011
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Schwerpunkt Wahlen in Berlin
Schwerpunkt Wahlen in Berlin
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