# taz.de -- Polizeipräsident durchgewinkt: Rot-Schwarz klappt schon | |
> Vor dem Beginn der Koalitionsgespräche zwischen SPD und CDU ist die erste | |
> Entscheidung bereits gefallen: Die SPD setzt Udo Hansen durch. Die Union | |
> hält still. | |
Bild: Die Krawatten passen auch schon: Frank Henkel und Klaus Wowereit | |
Kurz vor den an diesem Mittwoch beginnenden Koalitionsverhandlungen mit der | |
CDU hat die SPD de facto ihren Favoriten Udo Hansen als neuen | |
Polizeipräsidenten durchgesetzt. Offenbar mit Duldung der CDU. Von der | |
Union, die Hansens Auswahl durch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) zuvor | |
stark kritisiert hatte, war am Dienstag kein Protest gegen das Vorgehen des | |
möglichen zukünftigen Koalitionspartners zu hören. | |
Die Innenverwaltung des Senats mochte Gerüchte nicht dementieren, dass | |
Hansen erfolgreich aus dem nachträglich eingeleiteten besonderen | |
Auswahlverfahren hervorgegangen ist und Körting seine Regierungskollegen | |
darüber am Dienstag informierte. Das Verwaltungsgericht hatte im Juli auf | |
eine Beschwerde von Hansens Mitbewerber Klaus Keese hin bemängelt, dass es | |
ein solches Verfahren, das sogenannte Assessment Center, nicht gegeben | |
habe. Keese ist Chef der Polizeidirektion 1 und wurde von der CDU | |
favorisiert. Das Auswahlgremium ist mit externen Fachleuten und | |
Mitarbeitern der Innenverwaltung besetzt. Mindestens die Hälfte seiner | |
Mitglieder hat nach taz-Informationen ein SPD-Parteibuch. | |
Offiziell betonte Senatssprecher Richard Meng zwar, es habe dazu nur einen | |
Zwischenbericht des Innensenators gegeben. "Das Verfahren ist noch nicht | |
abgeschlossen", sagte Meng. Tatsächlich muss erst noch der unterlegene | |
Bewerber über die Entscheidung informiert werden. Endgültig | |
beamtenrechtlich ernannt ist Hansen zudem erst, wenn er die | |
Ernennungsurkunde überreicht bekommt, was erst 14 Tage später geschehen | |
kann. | |
Die CDU lehnte eine Stellungnahme mit Verweis auf die Formalie ab. "Es | |
wurde kein Beschluss zur Besetzung der Stelle des Polizeipräsidenten | |
gefasst, es gab lediglich einen Zwischenbericht", äußerte sich Partei- und | |
Fraktionschef Frank Henkel gegenüber der taz. Einen Anlass, dies öffentlich | |
zu kommentieren, "sehe ich deshalb nicht". Henkel wäre in einer | |
rot-schwarzen Koalition ein möglicher Innensenator und müsste dann eng mit | |
einem von der SPD ausgesuchten Polizeichef mit SPD-Parteibuch | |
zusammenarbeiten. | |
Die CDU hatte Hansen zuvor mehrfach für dieses Amt abgelehnt. Zuletzt sagte | |
die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Cornelia Seibeld, die in den | |
Koalitionsverhandlungen für Inneres und Justiz zuständig ist, der | |
Nachrichtenagentur dpa: "Wir können schlecht mit Hansen leben, die SPD kann | |
schlecht mit Keese leben." Seibeld sagte, sie würde es als "unfreundlichen | |
Akt" der SPD werten, wenn sie vor einer Einigung allein darüber entscheiden | |
würde. "Das würde die Koalitionsverhandlungen deutlich belasten." | |
Schon im Juni hatte der innenpolitische Sprecher Robbin Juhnke gesagt, die | |
Auswahl von Hansen sei "eher auf parteipolitische Gründe zurückzuführen", | |
weil Hansen SPD-Mitglied sei. Er sah deshalb "einen weiteren eklatanten | |
Fall von Filz". Am Dienstag war es der CDU merklich unangenehm, dass | |
Seibeld sich so weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Nach taz-Informationen | |
war die CDU-Spitze vorab von der SPD über die Personalie Hansen informiert | |
und von einer Duldung überzeugt worden. | |
Innensenator Körting hatte seinen Favoriten Hansen auch nach der Schlappe | |
im Juli am Verwaltungsgericht verteidigt: Er halte ihn für | |
hochqualifiziert. Dass die De-facto-Entscheidung für Hansen genau einen Tag | |
vor Beginn der rot-schwarzen Gespräche bekannt wurde, erinnert an den | |
Auftakt der Koalitionsgespräche zwischen SPD und Grünen vor einer Woche: | |
Ausgerechnet für den Tag vor diesen Verhandlungen war das Assessment Center | |
angesetzt. | |
11 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
S. Alberti | |
P. Plarre | |
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