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# taz.de -- EHEC-Protagonisten berichten: Der Laborleiter und die Gurken
> Hans-Joachim Breetz (61) ist seit 16 Jahren Geschäftsführer des Hamburger
> Institutes für Hygiene und Umwelt, das vor dem Verzehr spanischer Gurken
> warnte - zu recht, wie er erzählt. taz-Autor Dennis Bühler hat es
> protokolliert.
Bild: Hans-Joachim Breetz am 7. Juni 2011 im Hamburger Rathaus.
Ich war in einem Teamentwicklungsseminar vor den Toren Hamburgs, als uns
die Nachricht erreichte: In den Hamburger Krankenhäusern tritt eine Häufung
von Ehec-Symptomen auf. Zum Glück sind wir auf derartige Vorfälle
vorbereitet. Ehec ist ja kein neues Phänomen. So wie wir viele Proben
routinemäßig auf Salmonellen untersuchen, tun wir das auch bezüglich der
Ehec-Keime.
Der Serotyp dieser Epidemie hieß O104:H4. Die Frage, wo dieser Keim
herkommt, war von großer Bedeutung, um die Ausbreitung rasch stoppen zu
können. Zunächst waren wir aufgrund positiver Laborbefunde der Meinung, es
könnten spanische Gurken sein. Auch umfangreiche Patientenbefragungen
führten zu dem Schluss, dass bei dieser Epidemie nicht Fleisch oder Wurst
die Übeltäter waren, wie es sonst häufig der Fall ist, sondern eher Gurken,
Tomaten oder Salat. Lebensmittelkontrolleure zogen teilweise bei Nacht und
Nebel los, um Proben aus den Kühlschränken der betroffenen Familien zu
holen.
Unser Institut und die Gesundheitsbehörde haben die Analyseergebnisse der
spanischen Gurken früh öffentlich gemacht, um die Menschen vor den
gefundenen Krankheitserregern zu warnen. Wir alle hofften, die Quelle der
Epidemie gefunden zu haben. Als einige Tage später die Serotypologie vorlag
und sich unser Verdacht nicht bestätigte, waren wir entsprechend
ernüchtert. Vorzuwerfen haben wir uns aber nichts. Es war richtig,
öffentlich vor dem Verzehr bestimmter Gurken aus Spanien zu warnen. Auch
der Ehec-Typ auf diesen Gurken war krank machend. Ich kann nachvollziehen,
dass sich Spanien angegriffen fühlte. Aber rechtlich - auch EU-rechtlich -
sind wir absolut korrekt vorgegangen.
Seit ich Geschäftsführer dieses Institutes bin, habe ich nie eine größere
Extremsituation erlebt. Trotzdem muss man aber auch sagen: Bei der
Aufklärung einer solchen Epidemie beteiligt zu sein, ist eine Sternstunde
für ein Labor. In einer solchen Krise kann man sich als Institut auch
profilieren.
11 Oct 2011
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