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# taz.de -- Kommentar Silvio Berlusconi: Ein politischer Zombie
> Silvio Berlusconi hat mal wieder die Vertrauensfrage gewonnen – und kann
> dennoch als politisch erledigt gelten. Doch der Abschied gestaltet sich
> quälend langsam.
Bild: Da grinst er, der Silvio: Berlusconi nach dem Abstimmungssieg.
Silvio Berlusconi hat es geschafft. Doch was für ein Sieg ist das? Italiens
Ministerpräsident kann weiter von sich behaupten, er habe das Vertrauen des
italienischen Parlaments. Und er darf wohl auch seine einzigartigen
Steherqualitäten feiern.
Doch auch wenn seine Regierung noch ein kurzes Weilchen überleben mag,
Berlusconi kann doch spätestens seit diesem Freitag als erledigt gelten,
als politischer Zombie ohne jede Zukunftsperspektive. Wie festgeschraubt an
seinem Amtssessel, ignoriert er beharrlich alle Signale des Misstrauens,
die ihm aus der italienischen Gesellschaft wie auch aus dem Ausland
entgegenblinken.
Egal ob der Unternehmerverband oder die Gewerkschaften, ob die führenden
Bankiers oder – mittlerweile – die katholische Kirche: Alle sind sich
inzwischen einig darin, dass Berlusconi, nach 17 Jahren in der
italienischen Politik, nun endgültig ausgedient hat.
Noch unhaltbarer für den Regierungschef wird die Lage dadurch, dass
mittlerweile in den eigenen Reihen leichte Panik ausbricht. Viele seiner
Hinterbänkler fürchten um ihre politische Zukunft – und stellen sich
unverhohlen die Frage, ob sie diese nicht womöglich dadurch sichern können,
dass sie Berlusconi zur Vergangenheit erklären.
Diesmal noch kamen beim Vertrauensvotum die nötigen Stimmen zusammen. Doch
handlungsfähig wird die seit Monaten paralysierte Regierung Berlusconi
dadurch nicht. Mitten in der schwersten Krise des Landes seit 1945 leistet
sich Italien den Luxus, das Ende der Ära Berlusconi als quälend langsamen
Abgang zu gestalten.
Die Opposition ist numerisch zu schwach, um den Möchtegernmonarchen zu
stürzen. Nun wäre es an jenen Abgeordneten aus dem Regierungslager, die
noch einen Funken Verantwortung für ihr Land empfinden, endlich den Stecker
rauszuziehen.
14 Oct 2011
## AUTOREN
Michael Braun
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