# taz.de -- Nachruf auf Laura Pollán: Kubas Protestsymbol ist tot | |
> Die Gründerin der einflussreichen Frauenorganisation "Frauen in Weiß", | |
> Laura Pollán, ist am Freitag in Havanna im Alter von 63 Jahren einem | |
> Herzstillstand erlegen. | |
Bild: Mitglieder der "Frauen in Weiß" trauen in Havanna um die verstorbene Gr�… | |
BERLIN taz | Ihr großes Ziel hatte Laura Pollán im Februar erreicht. Da | |
konnte die Gründerin der "Damas de Blanco", der "Frauen in Weiß", ihren | |
Mann Héctor Maseda Gutiérrez wieder in die Arme schließen. Acht Monate | |
später starb die engagierte Menschenrechtlerin am Freitagabend in Havanna | |
im Alter von 63 Jahren an einem Herzstillstand. | |
Noch am Freitagnachmittag hatte es geheißen, dass der Zustand der | |
ehemaligen Lehrerin sich leicht verbessert habe - sechs Stunden später | |
herrschte Trauer im Hauptquartier der Frauen in Weiß, in der Calle Neptuno. | |
Dort, im Zentrum Havannas, befand sich die Wohnung von Héctor Maseda und | |
Laura Pollán und dort liefen in den vergangenen Jahren alle Fäden der Damas | |
de Blanco zusammen. | |
Laura Pollán und Bertha Soler waren es, die in den letzten Jahren für die | |
Damas de Blanco gesprochen und die Geschicke der einflussreichsten | |
oppositionellen Frauenorganisation Kubas gelenkt hatten. Die Organisation | |
war im März 2003, im Anschluss an die Verhaftung und Verurteilung von 75 | |
Oppositionellen, die wegen Aktivitäten gegen "die territoriale Integrität | |
des Staates" und anderer Delikte zu langjährigen Haftstrafen verurteilt | |
worden waren, entstanden. | |
Héctor Maseda, unabhängiger Journalist und im Hauptberuf einst einer der | |
ersten kubanischen Atomtechniker, war genauso unter den Verhafteten wie | |
Angel Moya, Raúl Rivero und Oscar Espinosa Chepe. So heißen die Ehemänner | |
von Bertha Soler, Blanca Reyes und Miriam Leyva, die sich zum Teil erst | |
Ende März 2003 vor der Zentrale der Geheimpolizei kennenlernten. Wenig | |
später gründeten sie die Frauenorganisation, um für die Freilassung ihrer | |
Männer, der "Gruppe der 75", zu protestieren. | |
## "Wir werden weitermarschieren" | |
Laura Pollán wurde zur treibenden Kraft der Damas de Blanco, die sich jeden | |
Sonntag zur Messe in der Kirche Santa Rita trafen und danach, ganz in Weiß | |
gekleidet und Gladiolen in den Händen, die Fünfte Avenida in Havannas | |
Stadtteil Miramar hinabmarschierten. Ein friedlicher Protest, der Wirkung | |
zeigte, so Oswaldo Payá. "Sie ist ein Symbol des Protests inmitten all der | |
Angst gewesen, die unsere Gesellschaft prägt", erklärte der Führer der | |
Christlichen Befreiungsbewegung (MLC). | |
Als im April 2010 die Märsche der Damas de Blanco immer wieder gestört | |
wurden, mahnte die Kirche zu Toleranz. Das war letztlich der Auftakt zu den | |
Gesprächen zwischen Regierung und katholischer Kirche. Diese führten zur | |
Freilassung der restlichen Mitglieder der Gruppe der 75 und zahlreicher | |
weiterer Gefangener. Die Damen in Weiß waren am Ziel. | |
Doch mit der Freilassung hatte die Frauenorganisation ihre | |
Existenzberechtigung nicht verloren, wie Laura Pollán bereits im November | |
2010 gegenüber der taz richtigstellte: "Wir werden weitermarschieren bis | |
alle politischen Gefangenen in Kuba aus den Gefängnissen entlassen sind und | |
uns weiter für die Menschenrechte engagieren." | |
Diese von Laura Pollán mitinitiierte Neuausrichtung der Damen in Weiß von | |
einer Angehörigen- zu einer Menschenrechtsorganisation hat zu neuen | |
Angriffen auf die Märsche der Damas de Blanco in den letzten Monaten | |
geführt. In den Augen der Behörden sind Laura Pollán und die Frauen in Weiß | |
nicht anders als Söldner, die "im Dienst einer externen Macht stehen". So | |
ist es auf der Webseite "Cubadebate" zu lesen - vom Tod der Oppositionellen | |
ist dort nicht die Rede. | |
1 Jan 1970 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
## TAGS | |
Kubataz | |
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