# taz.de -- Frauenquote in Führungspositionen: Vorstandsposten bleiben männli… | |
> Die DAX-Unternehmen wollen per Selbstverpflichtung ihren Frauenanteil auf | |
> Führungsebenen erhöhen. Familienministerin Schröder empfiehlt die | |
> "Flexi-Quote". | |
Bild: Immer noch selten: Frauen an der Spitze von Topunternehmen. | |
BERLIN taz | Jetzt ist es raus: Der Autobauer Daimler will bis 2020 | |
weltweit 20 Prozent Frauen in Führungspositionen haben. Beim Stromanbieter | |
Eon sollen es 14 Prozent bis 2016 sein und beim Stahl- und | |
Rüstungsunternehmen ThyssenKrupp 15 Prozent. | |
Am Montag gaben die 30 deutschen DAX-Konzerne nach einem Treffen mit | |
Frauenministerin Kristina Schröder, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen | |
(beide CDU) und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) | |
bekannt, wie sie ihren Frauenanteil in den Führungspositionen erhöhen | |
wollen. Damit verpflichten sie sich, künftig mehr Frauen auf der unteren, | |
mittleren und gehobenen Führungsebene zu beschäftigen. Wie sie das | |
schaffen, darüber wollen sie jedes Jahr öffentlich Bericht erstatten. Von | |
dieser freiwilligen Selbstverpflichtung, wie die Unternehmen das nennen, | |
sind Vorstands- und Aufsichtsratsposten explizit ausgenommen. | |
Der Vorstoß der DAX-Konzerne war fällig, weil Frauen an der Spitze von | |
Topunternehmen selten sind. So zeigt der WOB-Index (Women on Board), den | |
die Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) herausgibt, dass der | |
Frauenanteil in den Aufsichtsräten der DAX-30-Unternehmen seit Jahresbeginn | |
lediglich um 2 Prozentpunkte auf 15,6 Prozent gestiegen ist. | |
Von den Vorständen sind gerade mal 3,7 Prozent Frauen. Um das zu ändern, | |
hatten sich Wirtschaft und Politik bereits im März zu einem "Quotengipfel" | |
getroffen und vereinbart, dass die Unternehmen noch in diesem Jahr | |
erklären, wie sie das ändern wollen. Damals war ausdrücklich auch von | |
Aufsichtsräten und Vorständen die Rede. Dass diese Spitzenämter bei der | |
"Selbstverpflichtung" nun keine Rolle mehr spielen, verwundert. | |
"Ich habe heute eine Wette gewonnen", sagte Kristina Schröder am Montag: | |
"Kein Unternehmen ist unter der 10-Prozent-Marke geblieben. Das ist der | |
beste Beweis dafür, dass meine Idee funktioniert." Schröders Idee: Keine | |
einheitliche Quote für alle Unternehmen, sondern für jedes Unternehmen eine | |
eigene. Sie nennt das "Flexi-Quote". Auch den Zeitraum, in dem die Konzerne | |
ihre selbst gewählten Quoten erfüllen müssen, können sie selbst bestimmen. | |
Schröder lehnt es kategorisch ab, "dass die Politik den Unternehmen eine | |
einheitliche Quote vorschreibt". Sie plädiere für "Freiheit und | |
Verantwortung". | |
## Von der Leyen und die Gretchenfrage | |
Das sieht Ursula von der Leyen anders. "Jetzt ist es an der Zeit, dass die | |
großen Konzerne von der Spitze her erklären, wie sie mehr Frauen nach oben | |
bekommen", sagt sie. Und: "Die Gretchenfrage ist doch: Wie halten die | |
Unternehmen es mit der gläsernen Decke?" Damit meint sie Aufsichtsrats- und | |
Vorstandsposten und widerspricht damit offen ihrer Kabinettskollegin | |
Schröder. Von der Leyen glaubt, "dass es ohne Gesetz nicht gehen wird". Sie | |
plädiert für eine starre 30-Prozent-Quote und lud die DAX-Unternehmen | |
indirekt zu einem weiterem Treffen ein. | |
Damit ist der Quotenstreit zwischen Schröder und von der Leyen erneut | |
eskaliert. Zuständig für die Quote ist das Frauenministerium, wie die | |
beiden Ministerinnen am Montag noch einmal klarstellten. | |
Kristina Schröder arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf, um den | |
Frauenanteil bei den Aufsichtsräten und Vorständen zu erhöhen. Der Entwurf | |
soll beinhalten, dass alle börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen | |
jedes Jahr verkünden müssen, wie viele Frauen jetzt an ihrer Spitze stehen | |
und wie viele es bis wann sein sollen. Tun sie das nicht oder machen sie | |
falsche Angaben, sollen ihnen Bußgelder bis zu 25.000 Euro drohen. Außerdem | |
sollen die Bestellung des Vorstands unwirksam und die Wahl des | |
Aufsichtsrats angefochten werden können. | |
Die DAX-30-Unternehmen, die eine Einheitsquote per Gesetz strikt ablehnen, | |
sehen in dem Spitzentreffen einen Erfolg. "Das ist eine europaweit | |
einmalige Initiative", lobte Harald Krüger, Personalvorstand beim Autobauer | |
BMW. Sein Kollege Thomas Sattelberger von der Telekom verwies allerdings | |
darauf, dass es woanders anders zugeht: "Andere Länder haben weitaus | |
fortschrittlichere und modernere Geschlechterbilder als Deutschland." | |
17 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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