# taz.de -- Gleichstellung von Frauen: Frau Schröders Miniquote | |
> In ihrem Gesetzentwurf setzt sich Bundesfrauenministerin Schröder (CDU) | |
> für eine extrem flexible Quoten in der Wirtschaft ein. Eine Frau im | |
> Aufsichtsrat soll genügen. | |
Bild: Eine Frau reicht erstmal, findet Ministerin Schröder. | |
BERLIN taz | Zu flexiblen Geschlechterquoten will Bundesfrauenministerin | |
Kristina Schröder (CDU) die Wirtschaft ab 2015 verpflichten. Das geht aus | |
ihrem Entwurf eines neuen Gleichstellungsgesetzes hervor, der der taz in | |
Auszügen vorliegt. Unternehmen mit Bundesbeteiligung sollen sich bereits ab | |
2013 Zielwerte geben, über deren Erreichen jährlich berichtet werden soll. | |
Im Januar 2015 sollen die börsennotierten Unternehmen folgen. | |
Dafür will Schröder das Aktiengesetz ändern. Demnach soll der Aufsichtsrat | |
jeweils für das folgende Geschäftsjahr eine Quote für sich selbst und den | |
Vorstand festlegen, die mindestens eine Frau und einen Mann beinhalten | |
soll. Erfüllt das Unternehmen die Quote nicht, muss es dies besonders | |
begründen. Tut es dies nicht, begeht es eine Ordnungswidrigkeit, für die | |
bis zu 25.000 Euro zu zahlen wären. Das Gesetz gilt, bis in den Gremien | |
mindesten 30 Prozent Frauen bzw. Männer vertreten sind. | |
Das Gesetz soll auch das Gleichstellungsgesetz des Bundes ergänzen. Unklar | |
ist, ob dabei die Gleichstellungsbeauftragten der Bundesbehörden | |
abgeschafft werden sollen. Das Ministerium wollte zu dem Entwurf keine | |
Erläuterungen abgeben. | |
Den Gesetzentwurf gibt es bereits seit Anfang Oktober. Angeblich verzögert | |
die FDP seine Weiterleitung. Die Freien Demokraten sind gegen jede | |
gesetzliche Quotierung. | |
## "Selten etwas konstruktives" | |
Im Bundestag, wo am Freitag eine Quotendebatte über einen | |
Grünen-Gesetzentwurf zu dem Thema stattfand, nannte Marco Buschmann, | |
Rechtspolitiker der FDP, jegliche Quoten nur "aggressive Zwangsquoten". | |
Diese würden nur ein paar Dutzend Frauen, den "lucky few", helfen, die in | |
die Führungsgremien berufen würden. Auf die Frauenförderung innerhalb der | |
Unternehmen hätte dies aber keinen Einfluss. Dagegen lobte Buschmann die | |
Selbstverpflichtung der DAX-30-Konzerne, die freiwillig den Anteil der | |
Frauen auf allen Ebenen fördern wollten. Die Annahme, dass die | |
Führungsfrauen andere Frauen nachziehen würden, sei ein "Mythos". | |
Die Grünen, um deren Gesetzentwurf es im Bundestag ging, wollen die | |
Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen mit einer festen 40-Prozent-Quote | |
ausstatten. Auch Schröders Parteikollegin Ursula von der Leyen hatte sich | |
für eine feste Quote ausgesprochen; sie wollte 30 Prozent festschreiben. | |
Die Lancierung des bisher geheimen Schröder-Gesetzentwurfs just an dem Tag, | |
an dem der Grünen-Entwurf debattiert wird, verärgerte die Grünen. Deren | |
frauenpolitische Sprecherin Monika Lazar reagierte entsprechend giftig: "Es | |
ist schon erstaunlich, dass Ministerin Schröder selten etwas Konstruktives | |
zur Debatte beiträgt, dann aber immer wieder in letzter Minute die | |
Aufmerksamkeit auf sich lenken will. Wir erwarten von einer | |
Frauenministerin, dass sie Gesetzentwürfe mit ihrer Regierungskoalition bis | |
zum Ergebnis abspricht, bevor sie sie an die Presse gibt, und endlich | |
anfängt, jene zu vertreten, für die sie qua Amt zuständig ist: die Frauen." | |
Zu dem Gesetzentwurf könne sie noch keine Stellung nehmen, da er nicht | |
vollständig vorliege. Doch warnt sie: "Er soll vier | |
gleichstellungspolitische Gesetze außer Kraft setzen. Wir werden uns die | |
Zeit nehmen, genau zu prüfen, was dabei alles unter den Tisch fallen soll." | |
2 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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