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# taz.de -- Kolumne Bio: Das Recht auf einen freien Rausch
> Kennen Sie die unterschiedlichen Wirkungen von Liquid Ecstasy und
> Alkohol? Es geht nicht um die Legalisierung bestimmter, sondern um eine
> Legalisierung aller Drogen.
Bild: Drogen gehören zum Nachtleben, ihre Folgen spürt man dann tagsüber.
Die Medien wollen Tote! Und die Linke hat keinen Arsch in der Hose. Erst
beschließt man großspurig, langfristig sollten alle Drogen legalisiert
werden - und dann wird das klammheimlich zurückgeholt.
Öffentlich sagt man: Es gehe doch nur um die Süchtigen, die Kranken! Und
gegen Dealer soll es auch weiter gehen. Mit einem Trick wurde der
weitgehende Beschluss wieder weichgespült. Ostrentner haben dafür nun mal
kein Verständnis. Bild-Leser auch nicht.
Aus Angst vor den Medien propagiert die Linke nun ein unausgegorenes Modell
wie das Coffee-Shop-Modell in den Niederlanden. Nichts Halbes und nichts
Ganzes. Von wegen alle Drogen - nicht mal Gras kann man nach dem Modell der
Linken legal erwerben. Programmatisch schon schwach, was soll da in
Regierungsverantwortung noch kommen.
Angst vor den Medien - und Unkenntnis bei den Spitzenleuten. Denen sind
Drogen immer peinlich. Bei der Linken ist es keinen Deut besser als bei den
Grünen. Erinnern wir uns: Im Sommer gab Renate Künast der Superillu ein
Interview - und meinte, das "Recht auf Rausch" wäre von gestern. Muss
Drogenpolitik besser erklärt werden? Ist es wirklich so schwer zu
verstehen?
Natürlich müssen alle Drogen aus der Illegalität geholt werden. Wie, das
muss diskutiert werden. Soll der Staat das Monopol für die Herstellung von
Drogen haben, soll er Lizenzen vergeben an Hersteller - oder soll es eine
Art Gütesiegel geben? Soll es Altersgrenzen geben? Über eine gänzliche
Freigabe, Heroin im Supermarkt, redet kaum jemand.
## Eigentlich gehört auch der Alkohol ins Drogenfachgeschäft
Die Zeit ist reif. Obwohl in Mexiko seit Jahren ein Drogenkrieg tobt,
obwohl die Staatlichkeit in diesem Land mancherorts wegen des Kriegs
verloren geht, tut sich politisch wenig. Politiker haben Angst, tragfähige
andere Modelle zu entwickeln.
Dabei ist die heute legale Volksdroge Alkohol nach der Nutt-Skala die
allergefährlichste. Ich kann dies bestätigen: Es gibt wenige Drogen, mit
denen ich vergleichbar verstörende Erlebnisse hatte wie mit Alkohol.
Ähnlich Peinliches wie unter Alkoholeinfluss erlebte ich nur noch unter dem
Einfluss von GBL (Liquid Ecstasy).
Und dennoch: mit Alkoholverblendeten kommt die Gesellschaft aus Tradition
doch ganz gut klar. Oktoberfest, Karneval, Schützenfeste. Wer das nicht
verbieten will, muss ignorieren und loslassen. Und da kein vernünftig
denkender Mensch einen weiteren Versuch mit der Alkoholprohibition machen
will, wird Alkohol auch nicht verboten. Zum Glück - aber das Beispiel
hilft, weiterzudenken.
Eine maßvolle Legalisierung anderer Drogen - warum nicht? Warum können wir
in Deutschland und anderswo nicht eine Kultur des Gebrauchs anderer Drogen
entwickeln? Das Strafrecht hält niemanden vom Gebrauch ab, es verhindert
ein wenig die Verbreitung - aber die Probleme der schwarzen Märkte bleiben,
das Problem, dass man keinen Verbraucher- und Jugendschutz leisten kann.
Ach ja: Eigentlich gehört auch der Alkohol ins Drogenfachgeschäft - im
Alkoholland Deutschland, seien wir realistisch, ist das aber leider nicht
umsetzbar.
24 Oct 2011
## AUTOREN
Julia Seeliger
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