# taz.de -- Streit um Bundeswehrreform: Länder fordern Millionenhilfen | |
> Die Bundesländer wollen mehr als 100 Millionen Euro jährlich um die | |
> Schließung von Bundeswehrstandorten abzufangen. Die Ansagen der | |
> Bundesregierung bleiben zweideutig. | |
Bild: Wer zahlt dafür wenn hier bald keine Panzer mehr fahren? | |
LÜBECK/BERLIN dapd/dpa | Nach der Entscheidung über Standortschließungen | |
bei der Bundeswehr fordern die Länder einen dreistelligen Millionenbetrag | |
an Konversionshilfen. Darauf haben sich die 16 Regierungschefs der Länder | |
auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Lübeck verständigt. | |
Notwendig sei ein Betrag in Höhe von "100 Millionen Euro plus X" jährlich | |
über einen Zeitraum von zwei oder drei Jahren, sagte der | |
rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) zum Abschluss der | |
Ministerpräsidentenkonferenz in Lübeck. | |
Das Standortkonzept sieht vor, dass bundesweit 31 Standorte ganz | |
geschlossen werden. In 90 weiteren Kommunen werden Kasernen und | |
militärische Einrichtungen zum Teil drastisch verkleinert. Am härtesten | |
trifft die Reform Bayern, Schleswig-Holstein und das Saarland. Gerade in | |
strukturschwachen Gegenden ist die Bundeswehr ein wichtiger Arbeitgeber und | |
Wirtschaftsfaktor. | |
## Hilfen nur im Zweifelsfall | |
Während Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) diese Hilfen | |
prinzipiell in Aussicht stellte, erklärte das Finanzministerium nur im | |
"Zweifelsfall" zu prüfen, ob Hilfen notwendig seien. Auch de Maizières | |
Ankündigung blieben verhalten: "Allerdings darf es dabei nicht nach dem | |
Gießkannenprinzip gehen", sagte der Minister der Zeitung Die Welt. | |
Grundstücke im Speckgürtel einer Großstadt ließen sich gut vermarkten. "In | |
einem strukturschwachen Gebiet im ländlichen Raum ist das anders, da muss | |
man reden", sagte de Maizière. Die Mittel dafür könnten allerdings nicht | |
aus dem Haushalt seines Ministeriums kommen, machte der | |
Verteidigungsminister erneut klar. Das sei eine Aufgabe der Bundesregierung | |
insgesamt. | |
Doch auch die Bundesregierung lehnt ein flächendeckendes Programm für die | |
betroffenen Kommunen ab. Der Sprecher des Finanzministzeriums, Martin | |
Kotthaus, erklärte, die Bundesregierung werde nur im Zweifelsfall im Rahmen | |
des Möglichen prüfen, wo man im Einzelfall helfen könne. | |
In den vergangenen Jahren seien bereits Milliardenbeträge für | |
Konversionsmaßnahmen in die Länder geflossen seien. Als Beispiel nannte er | |
die 1993 ausdrücklich für Umstrukturierungen gewährte Erhöhung des | |
Umsatzsteueranteils für die Länder um zwei Prozentpunkte. 2010 habe das 3,6 | |
Milliarden Euro ausgemacht. | |
28 Oct 2011 | |
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