# taz.de -- Glücksspielvertrag ohne Schleswig-Holstein: Onlinekasinos statt Ka… | |
> Die Länder einigen sich über die Liberalisierung von Glücksspiel. Nur | |
> Schleswig-Holstein macht nicht mit. Dort hat die schwarz-gelbe | |
> Landesregierung viel weitergehende Pläne. | |
Bild: Schöne neue Spielwelt: Schleswig-Holstein will unbegrenzt Glücksspielfi… | |
KIEL taz | Bootsfahrt, Buddenbrookhaus und Holstentor: Gastgeberland | |
Schleswig-Holstein bot den MinisterpräsidentInnen auf ihrem Jahrestreffen | |
ein buntes Programm in der Marzipanstadt Lübeck. | |
Stur blieb der Kieler Regierungschef Peter Harry Carstensen (CDU) aber in | |
der Sache und enthielt sich bei der Abstimmung über einen neuen | |
Glücksspielstaatsvertrag. Wenn das schleswig-holsteinische | |
Glücksspielgesetz im März in Kraft tritt, gelten damit im Norden | |
freizügigere Regeln für Poker, Wetten und Spielautomaten als im Rest der | |
Republik. | |
Allerdings wollen auch die übrigen Länder im Vergleich zum früheren | |
Staatsvertrag den Markt öffnen und damit erstmals Glücksspiele im Internet | |
gesetzlich fassen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), | |
der den langen Weg zum neuen Staatsvertrag moderiert hatte, begrüßte den | |
Kompromiss der 15 Länder. | |
Der Vertrag sei europarechtskonform und sorge für ein Gesamtsystem, das | |
Suchtgefahren vorbeuge. Schleswig-Holstein sei eingeladen beizutreten, so | |
Haseloff. Doch das scheint zurzeit unwahrscheinlich. | |
Um drei Knackpunkte geht es: Schleswig-Holstein will unbegrenzt private | |
Anbieter zulassen, die übrigen Bundesländer wollen insgesamt 20 Lizenzen | |
vergeben. Anfangs waren sieben im Gespräch - dies hätte die EU als zu | |
starken Eingriff in den Wettbewerb verwerfen können. Die Verfechter der | |
Liberalisierung, Hans-Jörn Arp (CDU) und Wolfgang Kubicki (FDP), | |
kritisieren: Auch 20 seien zu wenig, um kleine und mittlere Unternehmen in | |
Deutschland anzusiedeln. | |
## Lotto bleibt in staatlicher Hand | |
Streitpunkt Geld: Die übrigen Bundesländer verlangen bei Sportwetten | |
Abgaben von 5 Prozent des Umsatzes, Schleswig-Holstein möchte erst beim | |
Gewinn zugreifen - da dies die weit niedrige Summe ist, eine lukrative | |
Lösung für die Anbieter. | |
Der Deutsche Olympische Sportbund - Sportvereine und soziale Einrichtungen | |
erhalten Fördermittel aus den Spielabgaben - begrüßt die Lösung des | |
Staatsvertrags: "Damit erhält die staatliche Oddset-Wette Chancen auf einen | |
fairen Wettbewerb." - Drittens will Schleswig-Holstein neben Sportwetten | |
auch Kasinos und Poker im Internet zulassen, die übrigen Länder lehnen das | |
ab. | |
Lotto soll in staatlicher Hand bleiben, wenn auch aus verschiedenen | |
Gründen: Schleswig-Holstein betont die Manipulationsgefahr, die übrigen | |
Länder den Suchtfaktor. | |
In Schleswig-Holstein kritisierte die Opposition den Alleingang der | |
Landesregierung: Ralf Stegner (SPD) versprach, das Landesglücksspielgesetz | |
nach einem möglichen Regierungswechsel zu ändern. Helfen wird das wenig: | |
Die Lizenzen, die ab März in Kraft treten, gelten zehn Jahre. | |
28 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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