# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Kirgistan: Sieg mit kleinen Schönheitsfeh… | |
> Premier Almasbek Atambajew gewinnt erste Runde der Präsidentenwahl mit | |
> über 60 Prozent der Stimmen. Beobachter der OSZE sehen | |
> Unregelmäßigkeiten. | |
Bild: Wahlsieger in Kirgistan: Almasbek Atambajew. | |
BISCHKEK taz | Bei den Präsidentenwahlen in Kirgistan ist der demokratische | |
Traum geplatzt. Am Montag bemängelten die OSZE-Wahlbeobachter "deutliche | |
Unregelmäßigkeiten am Wahltag, vor allem bei der Auszählung der Stimmen". | |
Zudem seien unkontrolliert zusätzliche Stimmzettel in die Urnen gesteckt | |
worden und es sei zu Mehrfachabstimmungen gekommen. | |
Sieger des ersten Wahlganges wurde der amtierende Ministerpräsident | |
Almasbek Atambajew. Er kam auf über 60 Prozent der Stimmen. Die Ergebnisse | |
verwundern. Der Kirgise aus dem Norden des zentralasiatischen Landes | |
heimste allein in drei nördlichen Provinzen über 90 Prozent der Stimmen | |
ein. Innerhalb von nur einer Stunde wurde die Wahlbeteiligung von 45 auf 60 | |
Prozent angehoben. | |
Atambajews zwei ärgste Gegenspieler Adachan Madumarow und Kamtschibek | |
Taschijew aus dem Süden forderten am Montag eine Annullierung der Wahl. | |
Beide erhielten 14 Prozent der Stimmen. Vor dem Wahltag waren sie noch | |
davon überzeugt, Atambajew in eine Stichwahl zu zwingen. Im Süden des | |
Landes demonstrierten in den Städten Osch und Dschalalbad am Montag knapp | |
hundert Kirgisen für Neuwahlen. Einige Dutzend blockierten die | |
Gebirgsstraße, die beide kirgisischen Landesteile verbindet. Atambajew, der | |
bisher auf eine Siegesfeier verzichtet, gibt sich aber zuversichtlich, die | |
Lage stabil halten zu können. | |
Die Präsidentschaftswahl am Sonntag war vor allem in Europa und in den USA | |
von großen Hoffnungen begleitet worden. Nach der Vertreibung des | |
Präsidenten Kurmanbek Bakijew im April 2010 übernahm die kirgisische | |
Oppositionspolitikerin Rosa Otunbajewa die Macht und versprach das Land zu | |
demokratisieren. Trotz schwerer Pogrome gegen die usbekische Minderheit | |
zwei Monate später versuchte Otunbajewa die Reformen voran zutreiben. Ein | |
Referendum verwandelte Kirgistan in eine parlamentarische Demokratie. Das | |
Referendum und die Parlamentswahlen 2010 sollten die Demokratisierung | |
befördern. | |
Doch es kam anders. "Die schweren Unregelmäßigkeiten, die wir jetzt sehen, | |
sind sehr enttäuschend", urteilte die OSZE-Wahlbeobachterin Corien Jonger. | |
Die Frage, ob der Wahlgang "offen" und "transparent" gewesen sei, wurde | |
nicht beantwortet. | |
Vor der Wahl hatten Madumarow und Taschijew im Falle von Wahlfälschungen | |
mit einem neuen Volksaufstand gedroht. Es ist zu bezweifeln, dass beide | |
Politiker dazu genügend Mittel haben. Auch spricht der einbrechende Winter | |
gegen Demonstrationen. Ein Diplomat warnte jedoch, dass einige hundert | |
Entschlossene reichten, um Kirgistan zu destabilisieren. | |
31 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
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