Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Theaterfestival von Islamfeinden attackiert: Infame Kommentare
> Das Dresdener Theaterfestival "Fremd" erzielt große Resonanz beim
> Publikum. Islamfeindliche Angriffe gegen arabische Künstler überschatten
> den Erfolg.
Bild: Das Theaterfestival "Fremd" in Dresden: Islamfeindliche Kommentare gegen …
Mit enormer Resonanz vor allem beim jungen Publikum ging am Sonnabend in
Dresden das Festival "Fremd - Politik im Freien Theater" zu Ende.
Überschattet wird dieser Erfolg jedoch durch Übergriffe auf Kunstwerke im
Begleitprogramm und Denunziationen der arabischen Künstler im Internet.
So wurden offenbar gezielt und nicht nur rowdyhaft Großplakate mit
Fotografien von Nabil Boutros aus Kairo und Patricia Triki aus Tunis
abgerissen. Auf der Internetplattform "politically incorrect.net" wird
ihnen Nähe zum islamischen Terrorismus unterstellt.
Die Objekte sind Teil des Kunstprojektes "Urban Mutations - Wir finden
Stadt!", das am Dresdner Jorge-Gomondai-Platz sein Zentrum hat. Hier wurde
1991 der Afrikaner Gomondai aus einer fahrenden Straßenbahn gestoßen und
starb an seinen Verletzungen.
Die Thematik der dort für die zehn Festivaltage aufgestellten Zelte und der
Plakatierungen in der Stadt ist eng an das Festivalthema angelehnt, das
sich der Auseinandersetzung mit dem Fremden widmete. Das begleitende
Kunstprojekt steuerte dazu sehr aktuelle Beiträge aus dem von Umstürzen
geprägten arabischen Raum bei.
## Schwache Reaktion der Dresdner Passanten
So benutzt Nabil Boutros die Bildsprache der Werbung und des Marketings, um
auf Anpassungsmechanismen, aber auch auf die Multikulturalität seiner
Landsleute hinzuweisen. Das Großplakat "Alles Ägypter" entspringt einem
Selbstversuch und zeigt dieselbe Person in acht verschiedenen Varianten von
Haartracht und Kleidung.
Es entstand als Reaktion auf den Tod von 21 koptischen Christen in
Alexandria in der Silvesternacht 2010. Hintergrund der von Patricia K.
Triki von oben fotografierten Stadtporträts ist das bislang in Tunis
geltende Verbot solcher Perspektiven, die die Erbärmlichkeit der
Existenzbedingungen zeigen.
Mit der Bitte um "Veröffentlichung und Solidarität" hat sich Projektkurator
Dietmar Lupfer an die Medien gewandt. Als besonders infam empfindet er
Kommentare der islamfeindlichen "politically incorrect"-Plattform. Dort
wird das Projekt unter anderem als "spielerische, verharmlosende und
'empathische' Gewöhnung an islamistische Großanschläge" bezeichnet. Von
"Helfershelfern einschlägigen Terrorismus" ist die Rede, die Künstler und
Ausstellungsmacher werden als "hochrangige Idioten des steuerfinanzierten
Kulturbetriebs beschimpft".
Neben dem Entsetzen über diesen Ungeist zeigte sich Kurator Lupfer aber
auch leicht enttäuscht von der schwachen Reaktion der Dresdner Passanten
auf die Präsentationen im öffentlichen Raum. Er räumte aber auch ein, dass
die Veranstaltungen und Einzelführungen gesteigertes Interesse und
Zeiteinsatz erfordern hätten. Die Auseinandersetzung von mehr als 10.000
Theaterbesuchern mit dem "Fremd"-Thema haben die nationalistischen Ausfälle
jedenfalls nicht beeinträchtigt.
7 Nov 2011
## AUTOREN
Michael Bartsch
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwedisches "PI" macht dicht: Hosen voll, Lust verloren
Die schwedische Version des auch in Deutschland populären islamfeindlichen
Blogs "Politically Incorrect" hört auf. Ist das Attentat in Norwegen ein
Grund dafür?
Anti-Islam-Hetze auf PI-News: "Nicht einheitlich verfassungswidrig"
Das einflussreiche Blog "Politically Incorrect" wird im Bericht des
Verfassungsschutzes weiterhin ausgespart. Die Voraussetzungen für eine
Aufnahme seien nicht gegeben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.