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# taz.de -- EFSF-Schirm reicht nicht: Italien hebelt Eurorettung aus
> Zur Rettung Italiens reicht der Rettungsschirm EFSF nicht mehr aus. Der
> neue Finanzhebel kommt zu spät. Nun beginnt die Rettungsdebatte wieder
> von vorne.
Bild: Ramschig: Italien braucht dringend Hilfe.
BRÜSSEL taz | Die Krise in Italien bringt die Pläne der Euroretter
durcheinander. Ursprünglich wollten sie sich bis zum nächsten Gipfeltreffen
im Dezember Zeit lassen, um den neuen Finanzhebel für den
Eurorettungsschirm EFSF auszuarbeiten. Doch nun wird es auf einmal eilig:
Italien braucht dringend Hilfe.
Wegen der Regierungskrise in Rom stiegen die Risikoaufschläge am Mittwoch
an den Finanzmärkten auf neue Rekordwerte. Für eine Staatsanleihe mit
zehnjähriger Laufzeit wurden erstmals mehr als 7 Prozent Rendite gefordert
- bei ähnlich hohen Kapitalkosten mussten Griechenland und Portugal
kapitulieren und sich unter den Rettungsschirm flüchten.
Der EFSF ist mit einer Ausleihkapazität von 440 Milliarden Euro jedoch zu
klein, um Italien aufzufangen. Und alle Versuche, ihn aufzustocken, sind
bisher kläglich gescheitert. China zeigte zwar grundsätzlich Interesse, gab
jedoch ebenso wenig Zusagen wie die G 20 bei ihrem Treffen in Cannes.
Einige Schwellenländer wie Brasilien ließen die Europäer sogar ganz
abblitzen.
Nun setzen die Euroretter auf die Versicherungslösung - nach Angaben des
Chefs der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, soll sie im Dezember
einsatzbereit sein. Doch auch das könnte zu spät sein, wenn die Märkte
weiter verrückt spielen und Italien immer höhere Summen für die
Refinanzierung seiner Schulden abverlangen.
## Einige wollen nicht helfen
Einige Euroländer rücken bereits vom Versuch ab, Italien zu schützen:
"Italien weiß selbst, dass im Hinblick auf die Größe des Landes man nicht
auf Hilfe von außen hoffen kann", sagte Österreichs Finanzministerin Maria
Fekter. Finnlands Regierungschef Jyrki Katainen sagte, Italien sei zu groß,
um von seinen europäischen Partnern gerettet zu werden.
Doch wenn Italien fällt, ist der Euro nicht mehr zu retten - und dann droht
auch anderen EU-Ländern wie Großbritannien Ungemach. Der britische
Finanzminister George Osborne macht deshalb bereits Druck: Die Eurozone
müsse mehr tun, bevor ihr andere Länder beispringen. Hinter vorgehaltener
Hand sagen die Briten auch, was ihrer Meinung nach getan werden müsste: Die
Europäische Zentralbank sollte als "lender of last resort" herhalten und
dem Eurorettungsschirm unbegrenzte Mittel bereitstellen.
Einen ähnlichen Vorschlag hatte Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy beim
Eurogipfelmarathon vor zwei Wochen gemacht, war damit aber am Veto von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gescheitert. Merkel kam gestern mit
einem Gegenvorschlag: Die Eurozone müsse so schnell wie möglich in eine
"Stabilitätsunion" umgebaut werden. Dazu müssten die EU-Verträge geändert
werden.
Allerdings hat auch dieser Vorschlag einen Haken: Großbritannien ist strikt
dagegen. Zwei Wochen nach dem Eurorettungsgipfel beginnt die Debatte über
Reformen und Notmaßnahmen wieder von vorne.
9 Nov 2011
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Schwerpunkt Finanzkrise
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