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# taz.de -- KfW-Bank kauft EADS-Anteile von Daimler: Airbus-Mutter teilverstaat…
> Die Airbus-Mutter meldet einen Auftragsrekord und die staatliche KfW-Bank
> übernimmt EADS-Anteile von Daimler. Kritiker fordern den Ausstieg aus dem
> Waffenhandel.
Bild: Hersteller von Airbus, "Eurofighter", "Tiger" und "NH90": EADS.
HAMBURG taz | Trotz der Verzögerung bei der Auslieferung des
Großraumflugzeugs A350 bis ins Jahr 2014 konnte die Airbus-Mutter EADS im
holländischen Leiden am Donnerstag mit positiven Nachrichten aus
Konzernsicht aufwarten: In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen neue
Aufträge für Flugzeuge, Drohnen und Raketen für 94 Milliarden Euro herein.
Der Auftragsbestand stieg auf den Rekordwert von 503 Milliarden Euro.
Dennoch hält Daimler an seiner Entscheidung fest, sich von EADS-Anteilen zu
trennen. Schon Anfang des Jahres hatte der Autokonzern den Druck auf die
Bundesregierung erhöht. Die suchte daraufhin erfolglos nach einem Käufer
für die Daimler-Anteile. Einspringen soll nun die staatliche Förderbank
KfW. Im Juli 2012 soll sie 7,5 Prozent der Anteile am Luft- und
Rüstungskonzern von Daimler erwerben.
Die am Mittwoch bekannt gewordene Entscheidung dürfte bereits im Februar
auf einem Gipfeltreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin
gefallen sein. Das Bundeswirtschaftsministerium von Philipp Rösler (FDP)
begründet den Kauf mit der "strategischen Bedeutung" von EADS.
Am liebsten wäre Daimler wohl sein komplettes Paket von 15 Prozent
losgeworden. Es gilt als zu wenig profitabel, und die Aufträge von EADS
werden Daimler in jedem Fall erhalten bleiben. Über diese 15 Prozent hinaus
verfügt Daimler heute noch über die Stimmrechte für weitere 7,5 Prozent
Aktien, die an eine Gruppe von Banken und Investoren "verliehen" worden
waren. Möglicherweise werden auch diese 7,5 Prozent im kommenden Jahr von
der staatseigenen KfW-Bank übernommen.
## Der Preis bleibt ein Geheimnis
Über den Preis des Deals wurde nichts bekannt. Nach dem aktuellen
Börsenkurs wären die zum Verkauf stehenden Anteile gut 1 Milliarden Euro
wert. Es ist aber davon auszugehen, dass es einen Paketzuschlag gibt, der
den Preis auf über 2 Milliarden Euro verdoppeln könnte.
Meinhard Geiken, der zuständige Bezirksleiter der IG Metall, begrüßte den
Staatscoup als die "beste Lösung". Der Staat stärke dadurch seinen
Einfluss, und die deutsch-französische Balance bleibe erhalten. "Für die
Beschäftigten bei Airbus und den anderen EADS-Unternehmen bedeutet das mehr
Sicherheit", sagte Geiken. Die französische Seite verfügt wie die deutsche
bei EADS über 22,5 Prozent der Stimmen. Und davon hält der Medienkonzern
Lagardere 7,5 Prozent.
Auch der Sprecher der Kritischen AktionärInnen bei Daimler, Jürgen
Grässlin, begrüßt den Teilverkauf. Er kritisiert jedoch, dass Daimler nur
einen halben Schritt in die richtige Richtung mache: "Nach BAE Systems ist
die EADS Europas zweitgrößter Rüstungsexporteur." Der Bund müsse künftig
über die KfW-Bank seinen Einfluss geltend machen, um den Waffenhandel der
EADS zu stoppen.
Ob es so weit kommt, bezweifelt allerdings der Friedensforscher Otfried
Nassauer. "Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass ein Kapitalanteilseigner
zugleich ein wichtiger Kunde ist und seine Bestellungen reduzieren will."
Verteidigungsminister de Maizière (CDU) plant eine Reduzierung wichtiger
EADS-Rüstungsvorhaben wie dem "Eurofighter" und den Kampfhubschraubern
"Tiger" und "NH90".
10 Nov 2011
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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