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# taz.de -- 10.000 Beschäftigte haben nicht gearbeitet: Streik bei Airbus
> Der Airbus-Betriebsrat fordert einen "Zukunftstarifvertrag" bis zum Jahr
> 2020, doch der Vorstand will nur Zusagen bis 2012. Auch das Thema
> Leiharbeiter ist umstritten.
Bild: Die IG-Metall-Jugend geht mit der Zeit: Schilder zum Selbstbeschriften.
HAMBURG taz | Rund 10.000 Beschäftige des weltgrößten Flugzeugbauers Airbus
haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Auf anschließenden Kundgebungen
in Hamburg, Bremen und dem niedersächsischen Stade wurde Konzernboss Thomas
Enders die "Gelbe Karte" gezeigt. Der Betriebsrat fordert einen
"Zukunftstarifvertrag", der Standorte, Arbeitsplätze und Einkommen bis zum
Jahr 2020 sichert.
Der Vorstand will sich dagegen nur auf eine vergleichsweise kurzfristige
Zusage bis 2012 einlassen - für IG-Metall-Verhandlungsführer Daniel
Friedrich "eher eine Provokation". Die Proteste seien erst der Anfang, man
bereite sich "auf weitere Eskalationsstufen" vor.
Der Unmut der Beschäftigten erklärt sich aus der außerordentlich günstigen
Geschäftslage des Konzerns. Seit fast einer Dekade schafft Airbus Jahr für
Jahr neue Auslieferungsrekorde. Im vergangenen Jahr wurden 510 Flugzeuge
verkauft und damit erneut deutlich mehr als vom einzigen Konkurrenten
Boeing (462 Auslieferungen). Für 2011 rechnet die EADS-Tochtergesellschaft
mit weiterem Wachstum bei Auslieferungen und Bestellungen. Schon jetzt sind
die Airbus-Werke bis zum Jahr 2018 ausgelastet.
## Keiner weiß, ob der Arbeitsplatz "morgen noch da ist"
Der wirtschaftliche Erfolg hat sich jedoch bislang nicht in wohltuender
Stimmung niedergeschlagen. Der Verkauf von Werken, Rationalisierungen und
konzerninterne Umbesetzungen irritieren manchen Flugzeugbauer. "Die
Verunsicherung ist groß", sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Johann
Dahnken, "ob mein Arbeitsplatz morgen noch da ist." Ein Unternehmen, das in
der "Champions League" spiele, könne sich aber keine verunsicherte
Mannschaft leisten.
Die Mannschaft ist außerdem zerrissen in Stammbelegschaft und Leiharbeiter.
Eine kostengünstige Unsitte, die in vielen deutschen Championsbetrieben
zunehmend den Alltag prägt. So leistet die Airbus-Stammbelegschaft mit
16.400 Beschäftigten in Deutschland nur noch 62 Prozent der anfallenden
Arbeit. Rund 20 Prozent werden mehr oder weniger flexibel von Fremdfirmen
erbracht, die oft mit eigenen Werkstätten in den Airbus-Werken tätig sind,
und von 3.600 Leiharbeitern.
Geht es nach der IG Metall, sollen Aushilfen künftig spätestens nach 24
Monaten fest übernommen werden. Bislang, so Betriebsrat Dahnken, seien fünf
bis sechs Jahre als "Leih"-Arbeiter bei Airbus "keine Seltenheit" und acht
Jahre, das komme auch schon mal vor.
8 Jun 2011
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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