# taz.de -- Ostafrikanische Terrorplaner vor Gericht: Bombenanschlag auf Fußba… | |
> Höchste Sicherheitsstufe: In Uganda begann der Prozess gegen mutmaßliche | |
> Täter der Bombenanschläge während der Fußballweltmeisterschaft 2010. | |
Bild: Eine der Bomben explodierte im Restaurant "Ethiopian village" in Kampala. | |
KAMPALA taz | Das Hohe Gericht in Ugandas Hauptstadt Kampala ist von | |
Polizisten umstellt. Es gilt höchste Sicherheitsstufe. Am Mittwoch begann | |
der Prozess gegen die mutmaßlichen Attentäter der Bombenanschläge, bei | |
denen am 11. Juli 2010 während des Finales der Fußballweltmeisterschaft 76 | |
Menschen starben und über 70 schwer verletzt wurden. | |
Die Bomben waren mitten unter hunderten Fußballfans gezündet worden, die | |
sich beim Public Viewing in Kampala das Finale ansahen. Es waren die | |
blutigsten Terrorangriffe in Ostafrika seit den Anschlägen auf die | |
US-Botschaften in Tansania und Kenia 1998. | |
Zwei der drei Bomben waren Selbstmordanschläge – ein Sprengstoffgürtel | |
wurde später in einer Sportbar ungezündet gefunden. Er lieferte den | |
Ermittlern erste Hinweise. | |
Die Spuren führten in die Nachbarländer: Die somalischen Islamisten von | |
Al-Shabaab hatten sich zu den Attentaten bekannt. Die Motive lagen auf der | |
Hand: Uganda stellt den Großteil der Friedenstruppe der Afrikanischen | |
Union, die in Somalia gegen die Shabaab kämpft. | |
Ermittler in Uganda, Kenia und Tansania nahmen im vergangenen Jahr 36 | |
Verdächtige fest, ließen 17 jedoch wieder frei. Fünf wurden bei der | |
Anklageerhebung im August für unschuldig erklärt. 12 der 14 mutmaßlichen | |
Bombenleger in Uganda wurden schließlich wegen Terrorismus, Mordes und | |
Beihilfe zum Mord angeklagt, zweien wurden geringere Taten zur Last gelegt. | |
Im Einzelnen sollen die Angeklagten den Sprengstoff beschafft und nach | |
Kampala gebracht, Anschlagsorte ausgespäht und die Anschläge vorbereitet | |
haben. Unter ihnen sind sechs Kenianer, sechs Ugander und ein Tansanier. | |
## Illegale Auslieferung | |
Die Verteidigung plädierte bei der Prozesseröffnung, das Verfahren verstoße | |
gegen die Verfassung. Die in Kenia und Tansania Festgenommenen seien | |
illegal nach Uganda ausgeliefert worden, erklärt Anwalt John Francis | |
Onyango. Sie seien außerdem in ugandischer Untersuchungshaft gefoltert | |
worden. | |
Richter Alphonse Owiny Dollo erklärte am Ende des ersten Prozesstages, er | |
werde am Donnerstag entscheiden, ob er die Frage der Rechtmäßigkeit der | |
Auslieferung an das Verfassungsgericht weitergeben werde. | |
Der Prozess dürfte sich hinziehen. Mehr als zwei Tage dauerten bereits im | |
August die ersten Voranhörungen, bei denen Anklage erhoben wurde. 12 der | |
Angeklagten plädierten bei der nächsten Voranhörung im September auf | |
unschuldig. | |
Zwei Ugander bekannten sich schuldig: für illegale Beschaffung von | |
Sprengstoff sowie Verschwörung zu einem Terroranschlag. | |
## Im Höchstfall Todesstrafe | |
Der Richter entschied, dass diese beiden aufgrund ihres Geständnisses | |
lediglich mit höchstens 25 Jahren Gefängnisstrafe rechnen müssen. Auf | |
Terrorismus steht in Uganda im Höchstfall die Todesstrafe. Dies könnte | |
jetzt mindestens elf der Angeklagten noch drohen. | |
Für einen Skandal sorgte im Verlauf der Ermittlungen die Festnahme des | |
kenianischen Menschenrechtsaktivisten Al-Amin Kimathi. Er wurde bei der | |
Anklageerhebung freigelassen, nachdem internationale | |
Menschenrechtsorganisationen sich für ihn eingesetzt hatten. Kamathi hatte | |
über ein Jahr in ugandischer Haft gesessen - ohne Anklage. | |
Er war gemeinsam mit dem kenianischen Anwalt Mbugua Mureithi bei der | |
Einreise nach Uganda festgenommen worden. Die beiden wollten die | |
Verteidigung der kenianischen Angeklagten vorbereiten. | |
Der Prozess findet in einer Zeit erhöhter Terrorangst in ganz Ostafrika | |
statt. Seit Kenias Armee in Somalia einmarschiert ist, um dort die Shabaab | |
zu bekämpfen, hat es mehrere Anschläge in Kenia gegeben. | |
15 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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