# taz.de -- Assange wehrt sich gegen Auslieferung: Ein Mann fürs Grundsätzlic… | |
> Wikileaks-Kopf Julian Assange will seine Auslieferung nach Schweden | |
> verhindern. Dafür müsste sein Fall jedoch als Präzedenzfall anerkannt | |
> werden. | |
Bild: Julian Assange nach der Urteilsverkündung vom 2. November in London. | |
LONDON taz | "Vielleicht muss Vaughan Smith jetzt doch noch einen weiteren | |
Esser zu Weihnachten einplanen", lästerte gleich nach Bekanntwerden der | |
Nachricht der britische Blogger Robert Booth auf Twitter. | |
Denn Smith, britischer Restaurantbesitzer, Videojournalist und | |
Rechtsaußen-Liberaler, beherbergt immer noch Wikileaks-Gründer Julian | |
Assange in seinem englischen Exil. Und der hat trotz seiner Anfang November | |
vom Gericht genehmigten Ausweisung nicht vor, das Land zu verlassen. | |
Einen Tag vor Ablauf der Auslieferungsfrist teilte am Dienstagabend | |
Assanges Londoner Anwältin Gareth Peirce mit, ihr Mandant werde gegen die | |
Entscheidung des High Court vom 2. November vorgehen. | |
## Haftbefehl sei verhältnismäßig und rechtmäßig | |
Das Gericht hatte Assanges Auslieferung an Schweden aufgrund eines | |
europäischen Haftbefehls für "verhältnismäßig" und "rechtmäßig" angesehe… | |
Der Australier wird beschuldigt, im August 2010 in Stockholm eine Frau | |
vergewaltigt und eine weitere sexuell belästigt zu haben. Assange | |
bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer politischen | |
Kampagne. | |
Nach dem Richterspruch vom 2. November hätte Assange innerhalb von 14 Tagen | |
an Schweden ausgeliefert werden müssen, die neuerliche Einspruch hebt diese | |
Frist vorerst auf. Die Hürden für Assange sind hoch: Am 5. Dezember muss er | |
den High Court davon überzeugen, dass sein Fall übergeordnete Bedeutung hat | |
und über seine Person hinaus von "allgemeinem Interesse" für die "britische | |
Rechtspflege" ist, also im Prinzip einen Präzedenzfall darstellt. | |
Sollte das Gericht dem nicht folgen, werde Assange laut BBC innerhalb von | |
10 Tagen ausgeliefert. Gibt der High Court der Argumentation statt, müssen | |
Assanges Anwälte danach noch einen "leave to appeal", also eine | |
Genehmigung, vor dem Supreme Court als oberstem Gericht in Berufung zu | |
gehen, erstreiten. Gelingt auch dies, dürfte der Fall laut britischen | |
Presseberichten erst im Frühjahr 2012 gehört werden. | |
## Auch in London vor Gericht | |
Bislang hatten die britischen Vorinstanzen Assanges Beteuerungen, es läge | |
keine Vergewaltigung vor, zurückgewiesen. Dass Assange aufgrund der | |
Anschuldigen auch in London vor Gericht müsste, ist eine Voraussetzung für | |
die Auslieferung. | |
Im Urteil vom 2. November hatte der High Court geurteilt, dass die | |
Beschuldigung, Assange habe sexuellen Verkehr ohne Kondom gehabt, in | |
England und Wales als Vergewaltigung gewertet würde, auch die Beschreibung | |
des zweiten Falles von sexueller Belästigung weise auf eine Straftat hin. | |
Assange geht es um offenbar ohnehin in erster Linie darum, Zeit zu | |
gewinnen. Doch auch in Schweden baut er vor: Hier wird sich ab sofort die | |
PR-Agentur Ullman um seinen Fall kümmern. Agenturchef Harald Ullman | |
bestätigte, man werde Assange "bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen". Er | |
selbst sei überzeugt, dass "Assange unschuldig ist." | |
Anmerkung: In Deutschland nimmt der Berliner Rechtsanwalt Johannes | |
Eisenberg, der auch die taz vertritt, die Interessen von Julian Assange | |
wahr. | |
16 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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