# taz.de -- Castortransport nach Gorleben: Der Zug steht und strahlt | |
> Bundesweit wappnen sich AtomkritikerInnen für die Castor-Proteste entlang | |
> der Strecke nach Gorleben. Am Donnerstag musste der Transport in | |
> Frankreich erstmal pausieren. | |
Bild: Stillgestanden: Der Castor-Zug im Bahnhof der Kleinstadt Remilly. | |
Überschaubare Proteste, aber schon eine stattliche Verzögerung - das ist | |
die erste Tagesbilanz nach dem Start des Castor-Transports von der | |
französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in das deutsche | |
Zwischenlager Gorleben. | |
Am Donnerstagvormittag war der Transport mit elf Castor-Behältern in der | |
französischen Gemeinde Rémilly südlich von Metz eingetroffen und dort | |
angehalten worden. Übereinstimmende Einschätzungen aus Sicherheitskreisen | |
und Bahngewerkschaften gingen bisher davon aus, dass der Zug nicht vor | |
Freitag früh weiter Richtung Deutschland rollen würde. Gründe für die | |
Verzögerung wurden nicht bekannt. | |
Über den Zeitplan hatte es bis zuletzt Unsicherheit gegeben, weil der Zug | |
mit dem hochradioaktiven Müll bereits zwei Tage früher als gewohnt die | |
französischen Wiederaufbereitungsanlage verlassen hatte. | |
Französische Atomkraftgegner kritisierten den langen Zwischenstopp in | |
Rémilly. "Jeder Castorzug strahlt radioaktiv und ist eine Gefahr für alle | |
Menschen in der Umgebung", sagte Laura Hameaux von der französischen | |
Anti-Atom-Organisation "Sortir du nucléaire". Nach ihren Angaben betrug die | |
unmittelbare Belastung für Polizisten, Demonstranten und Lokführer | |
stellenweise mehr als 1,65 Mikrosievert pro Stunde. Damit läge sie 14-fach | |
über der natürlichen Strahlenbelastung. | |
## Erste Aktionen rund um Gorleben | |
In Süddeutschland kam es zunächst nur zu kleineren Protestaktionen. So | |
versammelten sich in dem pfälzischen Dorf Berg rund 150 Menschen. Für den | |
Freitag rufen Anti-Atom-Initiativen in Süddeutschland zu Blockaden auf. | |
Auch in Göttingen, Kassel, Fulda und Darmstadt sind Proteste geplant. | |
Unterdessen sind auch rund um Gorleben die ersten Aktionen angelaufen. Dort | |
versammeln sich derzeit tausende Atomkraftgegner, um den Transport in den | |
kommenden Tagen zu stören. Mit der traditionellen "SchülerInnendemo" in | |
Lüchow demonstrierten am Donnerstagmorgen rund 2.000 Menschen gegen | |
Atomkraft. Für den Abend waren weitere Kundgebungen und Proteste sowie die | |
traditionelle "Landmaschinenschau" geplant. Dabei führen die Bauern der | |
Region die Trecker vor, mit denen sie in den kommenden Tagen den | |
Polizeieinsatz erschweren und blockieren wollen. | |
Neben Sitzblockaden und Kletteraktionen will auch die Initiative "Castor? | |
Schottern!" in diesem Jahr wieder mit kollektiven Sabotageversuchen das | |
Gleisbett unterhöhlen. Autonome Gruppen rufen zu Störaktionen an der | |
Schienenstrecke auf. Weil die Polizei ein hartes Vorgehen angekündigt hat, | |
ist für Freitag und Samstag mit massiven Einsätzen der Polizei zu rechnen. | |
Im letzten Jahr war die Polizei gegen Schotter-Aktivisten besonders brutal | |
vorgegangen. | |
Zahlreiche Anti-Atom-Gruppen riefen die Polizei zu besonnenem Verhalten | |
auf: "Schlagstöcke und Gas, Hunde und Polizeipferde sind die völlig falsche | |
Antwort auf unseren friedlichen Protest", sagte Kerstin Rudek, Sprecherin | |
der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, zum Auftakt der Proteste. | |
Mitarbeit: Klaus-Peter Klingelschmitt, Reimar Paul | |
24 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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