# taz.de -- Kommentar EU-Stabilitätspakt: Drohgebärden statt Lösungen | |
> Merkel und Sarkozy wollen einen noch härteren Stabilitätspakt für den | |
> Euro erzwingen. Ihr Vorschlag zum EU-Stabilitätspakt vertieft die | |
> Spaltung Europas. | |
Bild: Kurz vor Weihnachten hat der britische Premier David Cameron so einige W�… | |
In der Eurozone hat der Ausverkauf begonnen. Italien, Spanien, Belgien, ja | |
sogar Frankreich und Deutschland: Kein Land ist mehr immun gegen die Krise. | |
Beim nächsten EU-Gipfel Anfang Dezember sind mutige Entscheidungen gefragt, | |
wenn die Währungsunion nicht mit einen großen Knall auseinanderbrechen | |
soll. Bürger und "Märkte" erwarten, dass die Euroländer zusammenhalten und | |
sich gegen die drohende Rezession stemmen. Doch Merkel und Sarkozy planen | |
offenbar genau das Gegenteil: Sie wollen den Sparkurs noch verschärfen und | |
die Spaltung der EU vertiefen. | |
So wollen sie einen neuen, noch härteren Stabilitätspakt für den Euro | |
erzwingen - zur Not auch an den bestehenden EU-Verträgen vorbei. Merkozy | |
drohen, sie könnten die Budgetregeln auch im Alleingang ändern, mit einem | |
neuen Club der Willigen. | |
Diese Drohung zielt nicht nur auf Großbritannien, das keine Änderung der | |
EU-Verträge will. Sie zielt auch auf Luxemburg, das vor einer neuen | |
Hängepartie mit ungewissem Ausgang warnt. Nebenbei provozieren Merkel und | |
Sarkozy auch den polnischen EU-Vorsitz, der sich schon lange ausgegrenzt | |
und übergangen fühlt. | |
Last not least ziehen Berlin und Paris auch den Ärger der EU-Kommission und | |
von Ratspräsident Van Rompuy auf sich. Der war beauftragt worden, | |
Vorschläge für eine Vertragsänderung vorzulegen. Merkozy bringen also die | |
halbe EU gegen sich auf. Ist es das wirklich wert? Was man bisher von den | |
Plänen weiß, spricht nicht dafür. | |
Da ist zwar von einer "Fiskalunion" die Rede und von "mehr Europa". Einige | |
Optimisten glauben auch, als Gegenleistung für mehr Budgetdisziplin könne | |
die Europäische Zentralbank offensiver vorgehen und einzelne Krisenländer | |
stützen. Doch das sind bisher nur vage Hoffnungen. | |
Die Drohgebärden werden kaum herbeiführen, was der Euro am dringendsten | |
braucht: neues Vertrauen. Sie sind ein Zeichen wachsender Verzweiflung. | |
27 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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