# taz.de -- ZDF-Beitrag über Rassismus in Jena: Eine Stadt fühlt sich denunzi… | |
> Ist Jena gefährlich für alle, die nicht deutsch genug aussehen? Nach | |
> einem ZDF-Beitrag verwahren sich empörte Bürger gegen das ihnen verpasste | |
> braune Image. | |
Bild: Kein Paradies für Dunkelhäutige? Der Schriftsteller Uhly in Jena. | |
JENA taz | Wenn es sich tatsächlich um einen gut inszenierten Werbecoup des | |
ZDF handeln sollte, wie stark verärgerte Thüringer Regierungskreise | |
behaupten, dann war er ein voller Erfolg. Nur 200 überwiegend junge Leute | |
fanden am Montagabend im Theaterhaus Jena Platz, aber mindestens ebenso | |
viele harrten bei Schneeschauern draußen vor der Videoleinwand aus und | |
kommentierten die Diskussion lautstark. | |
Es ging um [1][einen Fernsehbeitrag des ZDF-"aspekte"-Magazins], der Jena | |
und den Osten der Republik als gefährliches Pflaster für alle hinstellte, | |
die nicht deutsch genug aussehen. In dem am 18. November ausgestrahlten | |
Beitrag spaziert der in München lebende deutsch-bengalische Schriftsteller | |
Steven Uhly durch Jena, trifft einen NPD-Aussteiger und den Jugendpfarrer | |
Lothar König, bekundet aber vor allem sein Unwohlsein im Osten. | |
Die Sendung löste ein heftiges Echo im Internet, einen Brief der Thüringer | |
Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) an den ZDF-Intendanten | |
Markus Schächter und drei formale Beschwerden beim Rundfunkrat aus. | |
[2][Uhly distanzierte sich in einem Brief] teilweise von der Machart des | |
Beitrags. Außerhalb Jenas habe es aber viele zustimmende Kommentare | |
gegeben, sagte "aspekte"-Redaktionsleiter Christhard Läpple. | |
## "Westdeutsche Abwertungskultur" | |
In der vom ZDF selbst angeregten Diskussion räumte Läpple ein, die Sendung | |
habe den Veränderungswillen und den Widerstand der Jenaer gegen Nazis nicht | |
berücksichtigt. Immerhin gelang es 2007 endgültig, auch mit Blockaden das | |
sogenannte "Fest der Völker" aus Jena zu verdrängen. Und vorigen Freitag | |
kamen 50.000 Besucher zu einem Konzert, das allerdings nicht jeder nur als | |
"Zeichen gegen rechts" wertete. "Wann kommt man schon kostenlos in ein | |
Lindenberg-Konzert?", war auch auf dem Theatervorplatz zu hören. | |
In der Diskussion wehrte sich die Stadt, in der die Mitglieder der | |
NSU-Terrorzelle aufwuchsen, vor allem gegen das ihr plötzlich verpasste | |
braune Image. "Sehr verletzt" gab sich Oberbürgermeister Albrecht Schröter | |
(SPD), als "Teil der Angstzone" denunziert zu werden. Marco Guerzoni vom | |
Jenaer Migrationsbeirat belegte mit einer eigenen Umfrage unter Ausländern, | |
dass sich nur 3,4 Prozent von ihnen in der Stadt nicht wohlfühlten oder | |
Angst vor einem Gewaltverbrechen hätten. | |
Jena habe dennoch ein Nazi-Problem, betonte die Linken-Landtagsabgeordnete | |
Katharina König. Sie verwies auf den an der Jenaer Universität jährlich | |
erstellten Thüringen-Monitor, nach dem 56 Prozent der Thüringer meinten, | |
hier lebten zu viele Ausländer. Der Umgang mit Jena stehe für | |
Ost-Stereotype, für eine "westdeutsche Abwertungskultur", sagte der | |
Soziologe Klaus Dörre. | |
Der Streetworker Thomas Grund wagte die These, Terroristen wie Mundlos oder | |
Böhnhardt seien durch die Erziehung zum Klassenhass in der DDR geprägt. Er | |
frage sich aber, wie inmitten einer demokratischen Gesellschaft auch | |
Frauenverachtung, Aggressivität und Gewaltbereitschaft wachsen könnten, | |
nicht nur bei Nazis, sondern auch bei den "Bunten", wie er es erlebe. | |
6 Dec 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1496690/Extreme-Gewaltbereitsc… | |
[2] http://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/detail/-/specific/Wie-Jena-i… | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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