# taz.de -- Beschlüsse der Innenministerkonferenz: Ein Schritt in Richtung NPD… | |
> Die Innenminister von Bund und Ländern streben ein Verbot der NPD an. | |
> Aber dafür müssen V-Leute abgeschaltet und belastendes Material gesammelt | |
> werden. | |
Bild: Die NPD soll jetzt ganz einpacken, finden die Innenminister. | |
WIESBADEN taz | Die Innenminister von Bund und Ländern wollen die NPD | |
verbieten - aber nur, wenn das auch ganz sicher gelingt. Nun soll eine | |
Arbeitsgruppe Kriterien dafür festlegen, wie ein neuer Verbotsanlauf die | |
vom Bundesverfassungsgericht aufgestellten hohen Hürden überwinden kann. | |
Es wird vor allem auch darum gehen, in welchem Umfang V-Leute des | |
Verfassungsschutzes abgeschaltet werden müssen. Ab Januar soll dann | |
Material für einen neuen Verbotsantrag gesammelt werden. Man strebe "ein | |
erfolgreiches NPD-Verbot" an, heißt es im Beschluss der | |
Innenministerkonferenz bewusst mehrdeutig. | |
Nachdem vergangene Woche der Ex-NPD-Vizechef von Thüringen festgenommen | |
wurde, weil er den Terroristen vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) | |
eine Waffe beschafft haben soll, war Tempo in die Diskussion über ein | |
Verbot der rechtsextremen Partei gekommen. Auch andere mutmaßliche Helfer | |
des NSU hatten enge Kontakte zu Kadern der NPD und deren Jugendorganisation | |
JN. | |
## Bis zu fünf Jahre für Verbot | |
Man müsse nun abwarten, welche weiteren Verbindungen noch ans Licht kämen, | |
sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Sollte sich | |
herausstellen, dass der NSU eine Art militanter Arm der NPD war, sei die | |
Lage eindeutiger. Das geben die bisherigen Ermittlungen allerdings nicht | |
her. Unabhängig davon wolle man nun Belege dafür sammeln, dass die NPD | |
aggressiv gegen die demokratische Grundordnung vorgehe, so Friedrich. | |
Die SPD-Länder hätten sich ein klares Votum für ein sofortiges | |
NPD-Verbotsverfahren gewünscht. Allerdings hätten die Innenminister dieses | |
ohnehin nur empfehlen können. Beantragen kann ein Verbot am Ende nur der | |
Bundestag, der Bundesrat oder die Bundesregierung. Wie lange ein solches | |
Verfahren dauern würde, schätzen die Innenminister sehr unterschiedlich | |
ein. | |
Manche Innenminister glauben, schon in 1 bis 2 Jahren könnte die Partei | |
verboten sein, andere rechnen mit bis zu 5 Jahren. Und wiederum andere | |
halten das Risiko, noch einmal wie 2003 in Karlsruhe zu scheitern, nach wie | |
vor für hoch. | |
## 900 Flüchtlinge aufnehmen | |
Bremser waren auf der Innenministerkonferenz in Wiesbaden vor allem Boris | |
Rhein (CDU) aus Hessen und sein niedersächsischer Kollege Uwe Schünemann | |
(CDU). Letzterer schlägt vor, die NPD in einem ersten Schritt von der | |
staatlichen Parteienfinanzierung abzuschneiden. Knapp 1,2 Millionen Euro | |
hat die Partei allein 2010 bekommen. Aber auch das ist nicht so einfach, | |
die meisten anderen Länder unterstützen die Idee nicht. | |
Auch wenn das Thema Rechtsextremismus die Innenministerkonferenz | |
dominierte, gab es doch konkrete Beschlüsse zu anderen Themen. So kündigte | |
der Bundesinnenminister an, dass Deutschland in den nächsten drei Jahren in | |
Zusammenarbeit mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk 900 Flüchtlinge aufnehmen | |
wird, vor allem aus Nordafrika. | |
Beim Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlinge gab es zwischen den | |
Innenministern dagegen nur einen kleinen Kompromiss. In den vergangenen | |
Jahren hatten einige zehntausend Geduldete nur ein "Aufenthaltsrecht auf | |
Probe" erhalten, für das die Frist per Stichtag Ende des Jahres ausläuft. | |
Die Innenminister einigten sich darauf, das Probeaufenthaltsrecht für | |
diejenigen zu verlängern, die sich um die "Aufnahme einer Erwerbstätigkeit | |
bemühen" und eine "günstige Integrationsprognose" haben. Der Vorschlag des | |
rot-grün regierten Rheinland-Pfalz, eine stichtagsunabhängige | |
Bleiberechtsregelung einzuführen, die mehr Geduldete begünstigen würde, | |
wurde von mehreren Unionsministern abgelehnt. | |
9 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
W. Schmidt | |
E. Völpel | |
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