# taz.de -- Weiterbildung muss bluten: Hamburg knausert für Berlin | |
> Knapp 20 Millionen Euro Arbeitsmarktmittel für Langzeitarbeitslose | |
> bleiben 2011 übrig und gehen an den Bund zurück - vor allem die | |
> Weiterbildung wurde kaputt gespart. | |
Bild: Gibt 20 Millionen Euro ungenutzt an den Bund zurück: Sozialsenator Detle… | |
Hamburg wird seinen Etat für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen | |
(EGT) in diesem Jahr nicht aufbrauchen. Wie Arbeitsagentur und | |
Sozialbehörde auf taz-Nachfrage einräumten, bleiben von den bewilligten | |
134,4 Millionen Euro "voraussichtlich ca. 19 Millionen Euro übrig". Dieses | |
Geld gehe an den Bund zurück, da es "nicht auf das kommende Haushaltsjahr | |
übertragen werden kann", so Sprecherin Nicole Serocka. | |
Träger-Sprecherin Petra Lafferentz sprach von einer "Verhöhnung der | |
Öffentlichkeit und der Betroffenen". Von dem Geld hätten die noch von | |
Schwarz-Grün verabredeten 7.500 Arbeitsgelegenheiten (AGH), auch | |
1-Euro-Jobs genannt, das ganze Jahr problemlos durchfinanziert werden | |
können. Doch nicht nur hier wurde geknausert. | |
Der Topf ist auch anteilig für berufliche Weiterbildung von | |
Langzeitarbeitslosen gedacht. Gab Bremen beispielweise knapp 30 und Berlin | |
knapp 25 Prozent des EGT dafür aus, sind es in Hamburg 14 Prozent. Auch | |
dieser Bereich, so Lafferentz, sei "kaputt gespart worden". | |
Die Zahlen sind Ergebnis einer Analyse des Bremer Instituts für | |
Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ). Dessen Leiter Paul M. | |
Schröder fiel auf, dass Hamburg Ende November mit 101 Millionen Euro erst | |
75,5 seiner Mittel verbraucht hat. "Das ist wenig", sagt Schröder. Im | |
Vorjahr hatte Hamburg noch unter Schwarz-Grün 183 der bewilligten 184 | |
Millionen Euro ausgegeben und fast eine Punktlandung erreicht. | |
Dies ist nun schon der zweite Fall, in dem SPD-Senat und Arbeitsagentur | |
falsch kalkulieren. Wie berichtet, beträgt auch der EGT für 2012 nicht 100 | |
Millionen Euro, wie von SPD-Sozialsenator Detlef Scheele im Sommer | |
verkündet, sondern 110 Millionen Euro. Auch dies hatte das BIAJ schon im | |
Sommer vorher gesehen. "Hamburg hat hier mit einer 25-Prozent-Kürzung | |
kalkuliert, der Bund hat aber nur um 18,9 Prozent gekürzt", sagt Paul M. | |
Schröder. | |
Da die Quote der Langzeitsarbeitslosen, nach dem die EGT-Mittel vergeben | |
werden, aber in Hamburg stieg, hätte die Stadt keinen Anlass, mit einer | |
überproportionalen Kürzung zu rechnen. Doch Scheele tat Schröders Zahlen | |
öffentlich als "Gerücht" ab. Schröder schrieb darauf am 14. September einen | |
Brief an den Senator mit der Bitte, die Berechnung zu erklären. "Danach | |
habe ich nie etwas gehört", sagt Schröder. | |
Inzwischen ist die Sache mit den zehn Millionen ganz schön eilig. Die | |
SPD-Fraktion will am Donnerstag einen Antrag für 500 zusätzliche | |
1-Euro-Jobs beantragen. Viele Stadtteilprojekte müssen zum Jahresende | |
schließen, wenn nicht schnell eine positive Nachricht kommt. | |
Doch Arbeitsagentur, Behörde und Jobcenter haben erst mal eine | |
"Arbeitsgruppe" eingerichtet, um über die Verwendung zu entscheiden. Auf | |
die Frage, ob dies noch vor Jahresende geschieht, sagt Serocka: "Das kann | |
ich nicht sagen." | |
Lafferentz fordert, die Bezirke sollten noch diese Woche eine Liste der | |
wichtigen Projekte vorlegen. Mit Hilfe des in 2011 übrigen Geldes sollten | |
"dreimonatige Übergangslösungen" geschaffen werden. | |
Es gebe noch AGH-Teilnehmer, deren Maßnahmen erst im Laufe von 2012 enden. | |
"Können sie dort bleiben, können Projekte gerettet werden", sagt | |
Lafferentz. Eine solche Bindung von Mitteln aus 2011 für Januar und Februar | |
wäre laut Paul M. Schröder rechtlich möglich. Doch bisher war die | |
Arbeitsverwaltung dazu nicht bereit. | |
12 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
Kaija Kutter | |
## TAGS | |
Senioren | |
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