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# taz.de -- Affäre bei Piraten: Nötigung mit Nacktfotos
> Die Berliner Piraten werden womöglich von einem jugendlichen
> Parteimitglied erpresst. Der Landesvorstand ruft Betroffene auf,
> Strafanzeige zu erstatten.
Bild: Die Affäre stellt die Berliner Piraten vor eine Zerreißprobe.
Sind Mitglieder des Piraten-Landesverbandes Berlin genötigt und erpresst
worden? [1][In einem offenen Brief] behauptet das Sebastian Jabbusch,
Basispirat und freier Journalist. Unter anderem seien Mitglieder des
Abgeordnetenhauses betroffen.
Ein jugendliches Parteimitglied habe sich, so Jabbusch, über diverse Kanäle
brisantes Material von Parteifreunden beschafft: unter anderem, indem er
bei diversen Bundes- und Landesparteitagen "systematisch WLAN-Daten
mitgeschnitten und sämtliche unverschlüsselten Passwörter herausgefiltert"
habe und außerdem ins geschützte Presse-Netz eingedrungen sei.
Außerdem habe er die Intimitäten eines Liebespaares gefilmt und die
Aufnahme ins Netz gestellt und kompromittierende Fotos junger Piratinnen
auf einer Silvesterparty geschossen. Jabbusch selbst sagt, er sei ein Opfer
versuchter Erpressung gewesen.
Aus gut unterrichteten Parteikreisen heißt es, die Anschuldigungen seinen
"großteilig wahr". B. gilt als technisch versiert und intelligent, aber
auch als großspurig und selbstherrlich. Man habe lange versucht, B. zu
integrieren, aber inzwischen hätten viele resigniert.
## Reaktion: null
"Es handelt sich erst mal nur um Vorwürfe, keine Fakten", sagt Ben de Biel,
Pressesprecher der Berliner Piraten. Zwar habe die betreffende Person vor
Monaten Nacktfotos einer Parteifreundin verbreitet, das Problem sei aber
zur Zufriedenheit aller beigelegt worden. Als es dann Gerüchte gab, es wäre
zu Nötigungen und Erpressungen gekommen, richtete der Vorstand einen Aufruf
an alle Mitglieder, sich in einem solchen Fall zu melden. Reaktion: null.
"Auf nichts kann man nicht reagieren", sagt de Biel, man werde zunächst die
Anschuldigungen prüfen und dann über weitere Schritte beraten. Inzwischen
ruft der Landesvorstand die Betroffenen dazu auf, Strafanzeige zu
erstatten.
Immerhin: Ein "unerträgliches Klima der Angst" habe er, anders als
Jabbusch, nicht feststellen können, sagt de Biel. Einer der betroffenen
Abgeordneten pflichtet ihm bei: Angst sei nicht im Spiel. "Er hat zwar
behauptet, in Besitz kompromittierenden Materials zu sein und mich damit
erpressen zu wollen, aber das waren nur harmlose Fotos", sagt er. Das gelte
aber nur für ihn. Über welches Material B. tatsächlich von anderen verfüge,
sei ohnehin nicht klar, vielleicht sei da was, vielleicht aber auch nichts.
## Mehr Tauben auf dem Dach als Spatzen in der Hand
Es ist nur ein politischer Erpressungsversuch dokumentiert. Und der lässt
vermuten, B. habe mehr Tauben auf dem Dach als Spatzen in der Hand. Als die
Piraten in Friedrichshain-Kreuzberg der Grünen Anke Domscheit-Berg die
Kandidatur zur Bezirksverordnetenversammlung andienten, munkelte B., über
diskreditierendes Material zu verfügen, und drohte mit einem Presseskandal,
sollte der Vorschlag aufrechterhalten bleiben. Zur entscheidenden
Versammlung erschien er nicht, der Skandal blieb aus.
Nichtsdestotrotz waren die Reaktionen auf den offenen Brief heftig. Auf
Twitter brach ein wahrer Sturm los, die meisten Statements waren voller
Empörung. Es dauerte nicht lange, da kursierten Name und Adresse des jungen
Mannes. Zurückhaltende Kommentare mit Verweis auf das Alter und die recht
dünne faktische Lage ernteten deutlichen Widerspruch: der Abgeordnete
Claus-Brunner etwa twitterte, Beschwichtigung sei Verrat.
B. selbst schweigt bisher. Auf seinem mutmaßlichen Twitteraccount ließ er
verlauten, von den Vorwürfen "überrollt" worden zu sein.
15 Dec 2011
## LINKS
[1] http://piratlb.blogspot.com/
## AUTOREN
Frederic Valin
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