# taz.de -- Klarer Deal: "Mann macht sich nichts vor" | |
> Thailändische Frauen und deutsche Männer: Finanzielle Hilfe gegen | |
> Intimität. | |
Bild: Der Job als Prostituierten beispielsweise in Pattaya wird gerne gegen ein… | |
sonntaz: Frau Ruenkaew, deutsche Männer, thailändische Frauen - was hat | |
Ihre soziologische Untersuchung zu diesem Thema ergeben? | |
Pataya Ruenkaew: Bei den Thailänderinnen handelt es sich keinesfalls um | |
arme Frauen, die von gewissenlosen Schlepperbanden an verrohte deutsche | |
Männer vermittelt wurden. | |
Sondern? | |
Die Frauen, aber auch die Männer machen sich nichts vor, beide Seiten | |
wissen, auf was sie sich einlassen. Die Frauen wollen nach Deutschland, um | |
hier Arbeit zu finden. Aus ihrer Sicht sind sie keine Opfer von | |
Frauenhandel. Die Hauptsache für sie ist, dass die Männer ihre Familie in | |
Thailand finanziell unterstützen. Wenn das klappt, dann funktioniert auch | |
die Ehe. Die Männer sehnen sich nach Liebe und Intimität und die Frauen | |
kümmern sich um sie - aus Dankbarkeit, manchmal auch aus Mitleid. | |
Kann man sagen, was das für Männer sind? | |
Bei den Männern handelt es sich oft um Nesthocker, manche leben noch bei | |
der Mutter, haben keine Beziehungen. Viele sind schüchtern, Einzelgänger - | |
und gezwungen, auf anderen Wegen eine Frau zu finden. Nicht zuletzt helfen | |
die Frauen ihnen, ein ordentliches Leben zu führen. | |
Wie finden die Männer die sogenannten Thai-Bräute? | |
Die Situation hat sich stabilisiert. Die Frauen sind nicht mehr bereit, als | |
Zeugen in Schlepperbandenprozessen aufzutreten, weil sie damit ihrer | |
Schwester oder anderen Frauen den Weg hierher verbauen. Seit 2000 gibt es | |
kaum noch Prozesse wegen Frauenhandel: keine Zeugen, keine Verfahren, keine | |
Statistik. Heute gibt es nur noch kleine Schlepperbanden. Die Vermittlung | |
an Deutsche läuft zumeist über Heiratsagenturen, Sextourismus oder | |
thailändische Ehefrauen ihrer Kollegen. | |
Was sind das für Frauen? | |
Die meisten gehörten zur unteren Mittelschicht und hatten keine sozialen | |
Aufstiegschancen in Thailand. Daheim hatten die Frauen als Prostituierte | |
vielleicht vier Männer, von denen sie Geld bekamen, aber dann entschieden | |
sie sich für einen, den sie als treu und ehrlich einschätzten. Heute leben | |
55.000 Thaifrauen legal in Deutschland und es werden immer mehr. | |
Man sagt, die Männer aus dem Westen verlieben sich in Thailand wahllos neu, | |
während die Frauen aus dem Westen in der Türkei, Afrika oder Jamaika die | |
große Liebe suchen? | |
Ich habe in Kenia im Aussteiger-Projekt Solwodi von Lea Ackermann eine | |
dreisemestrige Lehrforschung gemacht und würde sagen, auch bei den | |
Westfrauen handelt es sich um Sextourismus. | |
## Pataya , die Bielefelder Soziologin untersucht seit 1989 | |
thailändisch-deutsche Ehen, im Jahr 2003 erschien dazu ihre Doktorarbeit | |
"Heirat nach Deutschland". Bis heute engagiert sie sich mit dem Verein | |
"Thara" in der Beratung thailändischer Frauen im Ausland. | |
17 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Helmut Höge | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Antifa | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nachruf auf Ingrid Strobl: Die Pionierin mit dem Wecker | |
Ingrid Strobl recherchierte die Geschichte von Frauen im Widerstand gegen | |
den NS. Wegen eines Weckers saß sie fünf Jahre in Haft. Nun ist sie | |
gestorben. | |
Gedanken zur Liebe zum "Fest der Liebe": Moral, Sex und Wahn | |
Schon wieder feiern wir ein sogenanntes Fest der Liebe. Dabei ist es doch | |
so notwendig, über dieses Gefühl hinauszugelangen, hin zum höchsten aller | |
Ziele: der Freundschaft. |