# taz.de -- Debatte Organspende: Ärger um Organ-Stiftung | |
> Wirtschaftsprüfung und Experten-Hearing: Die Kritik am Vorstand der | |
> Deutschen Stiftung Organtransplantation wird schärfer. Sie sei | |
> "Gutsherrenartig", es werde gemobbt. | |
Bild: Organspender fehlen. Aufklärung, wie hier mit einem begehrbaren Herz, tu… | |
BERLIN taz | Die Vorwürfe gegen die Vorstände der Deutschen Stiftung | |
Organtransplantation (DSO), Günter Kirste und Thomas Beck, beschäftigen nun | |
auch das Parlament. Die Obleute des Gesundheitsausschusses haben diese | |
Woche beschlossen, zur Klärung ein Expertengespräch für Ende Februar oder | |
Anfang März einzuberufen. Dort sollen auch ehemalige DSO-Mitarbeiter gehört | |
werden. | |
Hintergrund ist die Sorge vieler Parlamentarier, das Ansehen der | |
Organspende in Deutschland könne Schaden nehmen, sollten die strittigen | |
Punkte ungeklärt bleiben. In mehreren anonymen Briefen an die | |
Gesundheitspolitiker aller Fraktionen, den Gesundheitsminister und den | |
DSO-Stiftungsrat hatten DSO-Mitarbeiter ihrer Leitung einen Führungsstil | |
nach Gutsherrenart, Vetternwirtschaft, Verschwendung von Kassengeldern und | |
Mobbing von Beschäftigten vorgeworfen. | |
Es sei die Schuld der Vorstände, dass die Spenderzahlen auf den | |
schlechtesten Stand seit Jahren gerutscht seien. Der Stiftungsrat als | |
DSO-Aufsichtsgremium seinerseits hat Wirtschaftsprüfer mit der Klärung der | |
Vorwürfe beauftragt. Der Prüfbericht soll etwa Ende Februar vorliegen. | |
## Bundesgesundheitsminister will nicht intervenieren | |
Nach taz-Informationen wird im Stiftungsrat auch die Möglichkeit | |
diskutiert, die Verantwortung für die Organentnahme einer anderen | |
Organisation zu übertragen. Hierzu müssten die Deutsche | |
Krankenhausgesellschaft, die Bundesärztekammer sowie der Spitzenverband | |
Bund der Gesetzlichen Krankenkassen die Aufgaben, die derzeit der DSO | |
obliegen, neu ausschreiben. | |
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), der 2012 das | |
Transplantationsgesetz reformieren will, lehnt ein persönliches | |
Intervenieren bislang ab. Gegenüber der taz verweigern die Vorstände Beck | |
und Kirste weiterhin jegliches Gespräch. Dies sei der "tendenziösen" | |
Berichterstattung geschuldet, erklärte eine DSO-Sprecherin. Man frage sich, | |
ob die taz "andere als journalistische Interessen" verfolge. Zudem sei | |
Günter Kirste bis Jahresende im Urlaub. | |
16 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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