# taz.de -- Kommentar Europäisches Geld für den IWF: Kompliziert und blöd | |
> Mit der Überweisung an den IWF soll nur verschleiert werden, dass die | |
> Notenbanken Staatshaushalte zu finanzieren bereit wären. Damit umgehen | |
> sie die offizielle Doktrin. | |
Warum einfach, wenn es kompliziert geht. Dies scheint das geheime Motto bei | |
allen Euro-Rettungsaktionen zu sein. Jüngstes Beispiel: Die europäischen | |
Notenbanken werden bis zu 200 Milliarden Euro an den Internationalen | |
Währungsfonds (IWF) überweisen, damit dieser bei Bedarf das Geld an Italien | |
oder Spanien weiterreicht. | |
Was der Umweg über Washington soll, ist nicht zu erkennen. Der IWF wird | |
offenbar nur eingeschaltet, um zu verschleiern, dass die Notenbanken bereit | |
sind, den italienischen oder spanischen Staatshaushalt zu finanzieren. Denn | |
offiziell gilt ja noch immer: Auf gar keinen Fall dürfen Notenbanken aktiv | |
werden, um Euro-Staaten zu retten. | |
Dabei ist die Europäische Zentralbank (EZB) längst überall im Einsatz. So | |
rücken ihre Beamten jetzt beim EU-Rettungsschirm ein, da dort das nötige | |
Know-how fehlt. Die EZB kauft auch schon Staatsanleihen auf und hat | |
inzwischen Papiere im Wert von 211 Milliarden Euro im Depot. Außerdem | |
werden die Banken mit Billigkrediten geflutet, weil sonst viele Institute | |
pleite wären. Ohne die EZB wäre die Eurozone längst zusammengebrochen. | |
Daher ist die Diskussion müßig, die viele Deutsche bewegt und die auch | |
Kanzlerin Angela Merkel am liebsten führt: EZB - ja oder nein? Denn die | |
Zentralbank ist unumgänglich, wenn man den ganz großen Crash vermeiden | |
will. Die Frage ist nur noch, ob sie direkt eingreifen darf - oder zu | |
Umwegen gezwungen wird. | |
Dieser Unterschied ist nicht trivial, denn Umwege sind teuer. IWF und | |
private Banken lassen es sich bezahlen, wenn sie Kredite vergeben sollen. | |
Sie verlangen höhere Sicherheiten oder höhere Zinsen - während die Eurozone | |
auf den Risiken sitzen bleibt. Das ist nicht nur kompliziert, sondern blöd. | |
19 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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