# taz.de -- Anhaltende Gewalt: Beobachter auf dem Weg nach Syrien | |
> Ein Team der Arabischen Liga soll eine Beobachtermission in Syrien | |
> vorbereiten. Doch ob Assad einen wirklichen Einblick gewährt, ist | |
> ungewiss. Die USA fordern erneut den Rücktritt des Machthabers. | |
Bild: Welches Bild wird sich den Beobachtern darstellen? Das Foto, herausgegebe… | |
KAIRO / NEW YORK dpa | Vor dem Hintergrund neuer Berichte über Massaker an | |
Deserteuren und Zivilisten wird in Syrien am Donnerstag eine Delegation der | |
Arabischen Liga erwartet. Das 14-köpfige Vorausteam soll den Weg für den | |
Einsatz arabischer Beobachter in dem Land ebnen. Unterdessen wächst im | |
Weltsicherheitsrat die Ungeduld wegen Russlands mangelnder Bewegung in der | |
Syrien-Frage. "Es muss jedem klar sein: die Situation ist dramatisch und | |
wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte der deutsche UN-Botschafter Peter | |
Wittig. | |
Das syrische Regime hat sich lange gegen eine Beobachtermission gesträubt. | |
Vertreter der arabischen Länder sollen in zwei Wochen damit beginnen, in | |
den Protesthochburgen den Abzug der Militärs und die Freilassung der | |
politischen Gefangenen zu überwachen. Oppositionelle befürchten allerdings, | |
dass Assad versuchen wird, die Experten hinters Licht zu führen. Angeblich | |
wurden bereits Militäreinheiten in die Kasernen der Polizei verlegt, um den | |
Eindruck zu erwecken, die Operationen der Armee seien beendet. | |
Washington drohte dem Regime in Damaskus mit "weiteren Schritten" der | |
internationalen Gemeinschaft, sollte das Land die Initiative der Arabischen | |
Liga nicht umsetzen und die Gewalt nicht stoppen. | |
## "Die Worte des Assad-Regimes sind nicht glaubhaft" | |
Erneut forderten die USA den Rücktritt Assads. "Das Assad-Regime hat immer | |
wieder demonstriert, dass es nicht verdient, Syrien zu regieren", teilte | |
das Weiße Haus am Mittwoch nach Bekanntwerden der Berichte über neue | |
Blutbäder in Syrien mit. Ein Machtverzicht Assads sei der einzige Weg zu | |
politischem Wandel. | |
"Die Worte des Assad-Regimes sind nicht glaubhaft, wenn ihnen abscheuliche | |
und beklagenswerte Handlungen folgen", hieß es weiter. Die syrische | |
Regierung habe nur zwei Tage nach Unterzeichnung eines Abkommens mit der | |
Arabischen Liga über ein Ende der Gewalt die Vereinbarung gebrochen. Die | |
USA seien "zutiefst bestürzt über glaubhafte Berichte, nach denen das | |
Assad-Regime weiterhin wahllos Dutzende Zivilisten und Deserteure tötet, | |
Läden und Häuser zerstört und Demonstranten ohne Prozess festnimmt". | |
Nach Angaben der syrischen Opposition verübte das Assad-Regime in den | |
Provinzen Idlib und Homs am Montag und Dienstag Massaker und tötete 250 | |
Menschen. Der Syrische Nationalrat forderte die Einrichtung einer "sicheren | |
Zone" in den Provinzen. Diese Zone sollte international geschützt werden. | |
Der deutsche UN-Botschafter Wittig forderte Russland nachdrücklich zu | |
ernsthaften und zügigen Verhandlungen über eine Syrien-Resolution im | |
Weltsicherheitsrat auf. Moskau hatte vor einer Woche überraschend einen | |
Resolutionsentwurf eingebracht, der aber anderen Ländern im Rat nicht weit | |
genug geht. | |
Russland habe aber auf die Kritik bisher nicht mit Änderungen des Entwurfs | |
reagiert, hieß es in Diplomatenkreisen. Das Moskauer Papier macht keinen | |
Unterschied zwischen der brutalen Gewalt des Assad-Regimes und der | |
Gegenwehr der zivilen Opposition und verurteilt beide Seiten gleichermaßen. | |
Deutsche Diplomaten halten eine Reaktion des Sicherheitsrates angesichts | |
der weiter eskalierten Gewalt für "dringender denn je". Das Vorgehen der | |
russischen Delegation wecke starke Zweifel an der Ernsthaftigkeit von | |
Moskaus Absichten. Seit Beginn der Proteste im März haben regimetreue | |
Sicherheitskräfte nach UN-Angaben mehr als 5000 Zivilisten getötet. | |
Russland und China hatten bisher die vor allem vom Westen angestrebte | |
Verurteilung des Assad-Regimes monatelang blockiert. Einen entsprechenden | |
Resolutionsentwurf ließen Moskau und Peking durch ihr Veto scheitern. | |
22 Dec 2011 | |
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