# taz.de -- Nach Wulffs Erklärung: Union wünscht sich Weihnachtsfrieden | |
> Nach der persönlichen Erklärung von Bundespräsident Wulff zur | |
> Kreditaffäre möchten die Regierungsparteien am liebsten einen | |
> Schlussstrich ziehen. Da macht die Opposition nicht mit. | |
Bild: Seine Parteifreunde hoffen auf eine stille Weihnacht: Christian Wulff bei… | |
BERLIN dpa/dapd | Die Opposition fordert nach der Entschuldigung von | |
Bundespräsident Christian Wulff weiter Aufklärung in der Kreditaffäre. | |
"Nach dem Motto 'Schwamm drüber' geht es jetzt nicht", sagte | |
SPD-Fraktionsvize Carsten Heil am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Zwar sei | |
zu begrüßen, dass sich Wulff endlich selbst zu den Vorwürfen geäußert habe, | |
aber: "Es ersetzt keine Aufklärung in der Sache". Damit das Staatsoberhaupt | |
sein Amt unbefangen ausüben könne, müssten zunächst alle rechtlichen | |
Zweifel und offenen Fragen ausgeräumt werden. | |
Wulffs Stellungnahme habe in der Sache nichts Neues gebracht, bemängelte | |
auch der niedersächsische SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Schostok. "Von | |
einem Inhaber des höchsten Amtes im Staat ist mehr zu erwarten." Der | |
Grünen-Fraktionschef in Hannover, Stefan Wenzel, sagte: "Das Verhalten von | |
Herrn Wulff empfinde ich nicht als ausreichend souverän, der | |
Aufklärungsbedarf bleibt." | |
Dagegen sprachen sich Vertreter der Bundesregierung dafür aus, die | |
Diskussion um Wulff nun zu beenden und zu drängenden Sachthemen | |
zurückzukehren. In Zeitungsinterviews warnten Finanzminister Wolfgang | |
Schäuble und Bildungsministerin Annette Schavan (beide CDU) vor möglichem | |
Schaden, den das Amt des Bundespräsidenten ansonsten nehmen könnte. | |
Wulff hatte sich am Donnerstag nach massivem Druck für seinen zögerlichen | |
Umgang mit der Kreditaffäre entschuldigt. Er räumte in einer persönlichen | |
Erklärung im Berliner Schloss Bellevue ein, dass er als niedersächsischer | |
Ministerpräsident den Kredit über 500.000 Euro, den er bei der Gattin eines | |
befreundeten Unternehmers für sein Haus aufgenommen hatte, vor dem Landtag | |
in Hannover hätte offenlegen sollen. "Das war nicht geradlinig und das tut | |
mir leid." Gleichzeitig betonte Wulff, er wolle sein Amt weiter | |
gewissenhaft fortführen. Dafür bitte er die Bürger um ihr Vertrauen. | |
## Was wirklich wichtig ist | |
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nannte Wulffs persönliche Erklärung | |
längst überfällig. Nun bleibe die weitere politische Aufarbeitung | |
abzuwarten. SPD-Vizefraktionschef Hubertus Heil sagte, die Trennung von | |
seinem Sprecher sei kein Ersatz für die Aufklärung in der Sache. Es müsse | |
geklärt werden, ob Wulff seinerzeit gegen das niedersächsische | |
Ministergesetz verstoßen habe. Aus Sicht der Grünen-Fraktionschefin Renate | |
Künast ist die Entschuldigung unzureichend. | |
Dagegen sprach sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende Schavan dafür aus, | |
die Debatte um Wulff nun zu beenden. "Der Bundespräsident hat Informationen | |
gegeben und sich für sein Verhalten entschuldigt. Jetzt sollten wir zu dem | |
zurückkehren, was wirklich wichtig ist", sagte die Bundesbildungsministerin | |
der Zeitung Welt am Sonntag (Weihnachtsausgabe). Mit der Art, wie gerade | |
über den Bundespräsidenten diskutiert werde, könne man jedes politische Amt | |
beschädigen. | |
Ähnlich äußerte sich Bundesfinanzminister Schäuble. "Wir haben ein hohes | |
Interesse daran, dass das Amt des Bundespräsidenten unbeschädigt bleibt", | |
sagte er der Bild am Sonntag. "Daher halte ich ein gewisses Maß an | |
Zurückhaltung für sinnvoll." | |
Auch die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, | |
hält Wulffs Erklärung für ausreichend. "Seine Entschuldigung verdient | |
Anerkennung, deshalb sollte nun Ruhe in die Debatte einkehren", sagte sie | |
der Zeitung Die Welt. | |
Aus Sicht des Bonner Politikwissenschaftlers Gerd Langguth ist die | |
Glaubwürdigkeit des Präsidenten "nur temporär beschädigt". Langguth sagte | |
der Passauer Neuen Presse: "Er hat jetzt die Chance, verloren gegangenes | |
Vertrauen zurückzugewinnen." Als großen Befreiungsschlag betrachtet der | |
Politologe die Erklärung Wulffs aber noch nicht. | |
23 Dec 2011 | |
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