Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Start der US-Basketball-Saison: Loch unterm Korb
> An Weihnachten startet die NBA endlich in die Saison. Mit einer
> Titelverteidigung der alternden Stars der Dallas Mavericks rechnet aber
> kaum einer.
Bild: Sieger der letzten Finals: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks.
38, 34, 33, 33, 32. Nein, es handelt sich nicht um die Lottozahlen der
nächsten Woche. Nur um das aktuelle Alter der fünf Basketballspieler, die
höchstwahrscheinlich die Startformation der Dallas Mavericks bilden werden
in der am ersten Weihnachtsfeiertag beginnenden Saison der NBA. Mit einer
veritablen Rentnertruppe also macht sich die Mannschaft um Dirk Nowitzki
auf, ihren Titel zu verteidigen.
Nun könnte man sagen: Das war in der vergangenen Spielzeit auch nicht
anders. Schon damals stellte Dallas das älteste Team der Liga. Am Ende aber
setzte sich die Erfahrung durch. Nun, in der aufgrund des langen
Arbeitskampfes verkürzten Saison könnte das fortgeschrittene Alter der
Mannschaft zugleich Fluch und Segen werden.
Einerseits sollten die abgebrühten Mavericks trotz der eingeschränkten
Vorbereitungszeit schnell zu einem spielerischen Miteinander finden.
Andererseits ist der Spielplan der auf 66 Spiele verkürzten Saison so
gedrängt, dass den alten Knochen von Aufbauspieler und Alterspräsident
Jason Kidd, dem neuen Shooting Guard Vince Carter, Nowitzki, Small Forward
Shawn Marion und Center Brendan Haywood kaum noch Zeit zur Erholung vor den
Playoffs bleibt. Aber, versichert Ballverteiler Kidd trotzig, er "habe noch
viel Benzin im Tank".
Wo die Senioren stehen, werden sie gleich zum Saisonauftakt feststellen
dürfen. Am Sonntag tritt Miami Heat in Dallas an. Der Vizemeister, der
schon im vergangenen Jahr der große Titelfavorit war, hat sich noch einmal
verstärkt. Zu den drei Superstars LeBron James, Dwayne Wade und Chris Bosh
hat Miami mit Shane Battier einen überdurchschnittlichen Ergänzungsspieler
verpflichtet, der Dreier versenken kann, trotzdem gut reboundet, zudem
hervorragend verteidigt und vor allem als geborener Führungsspieler gilt,
der es versteht, die Chemie in einer Mannschaft positiv zu beeinflussen.
## Größtes Problem ist Chandler-Abgang
Einen ähnlichen Spielertyp haben die Mavericks mit Lamar Odom geholt. Der
reiht sich mit seinen 32 Jahren geschmeidig in die Altersstruktur des Teams
ein, hat in den vergangenen Jahren bei den Los Angeles Lakers zwei
Meisterschaften gewonnen und wurde aufgrund seiner Vielseitigkeit in der
letzten Saison zum "Besten sechsten Mann" der Liga gewählt. Ob Odom wie bei
den Lakers als erster Spieler von der Bank kommen wird, steht noch nicht
fest: Den Job übernimmt in Dallas gewöhnlich der auch schon 34-jährige
Jason Terry.
Dallas' größtes Problem kann aber auch er nicht lösen: den Abgang von Tyson
Chandler. Der Center sorgte in den letzten Playoffs für eine defensive
Stabilität, die man in Dallas bis dahin nicht gekannt hatte - ein
entscheidendes Puzzleteil für den Titelgewinn. Mavericks-Besitzer Mark
Cuban wollte den 29-jährigen nicht mit einem langfristigen
Multi-Millionen-Dollar-Vertrag belohnen. Den bekam Chandler von den New
York Knicks.
Chandlers Rolle soll nun Brendan Haywood übernehmen. Der war letzte Saison
noch Bankdrücker und kam in den Playoffs nur noch sporadisch zum Einsatz.
Trainer Rick Carlisle glaubt trotzdem, dass "Brendan sehr wohl in der Lage
ist, in unserem System das Nötige zu übernehmen".
## Frist für Wechsel endet erst Mitte März
Mit dieser Meinung steht der Coach allerdings ziemlich allein da. Das Loch
unter dem Korb wird auch Sean Williams nicht stopfen können, den die
Mavericks kurz vor Saisonbeginn noch verpflichtet haben. Der Center hat
bislang in der zweitklassigen D-League bei den Texas Legends gespielt. Mit
einem wie Dwight Howard sähe das schon ganz anders aus.
Der passt mit seinen bloß 26 Jahren zwar nicht recht nach Dallas, ist aber
momentan wohl der beste Center der Welt und will sich verändern. Die Frist
für einen Wechsel endet erst am 15. März, bis dahin hat sein Team Orlando
Magic noch Zeit, einen möglichst hohen Preis zu verhandeln. Dallas gilt als
möglicher Partner für ein Tauschgeschäft, weil man eine ganze Reihe
talentierter Spieler anzubieten und mit Cuban einen spendablen Besitzer
hat.
Ohne einen Howard aber scheinen die Mavericks genau jene Qualitäten zu
besitzen, die sie in der Ära Nowitzki schon immer auszeichneten: eine
überdurchschnittlich produktive Offensive, aber eine labile Defensive. Die
Vorhersagen für das Team klingen denn auch wie kopiert aus den vergangenen
Jahren: In der regulären Saison sollte Dallas ein Spitzenteam sein, aber in
den Playoffs, wenn härter verteidigt wird, dürfte spätestens in der zweiten
Runde Schluss sein.
Dass niemand mit einer Titelverteidigung rechnet, dürfte für Dallas
allerdings zusätzliche Motivation bedeuten. "Letztes Jahr ging es uns schon
genauso, niemand hat geglaubt, dass wir überhaupt die erste Runde
überstehen", erinnert sich Jason Kidd, "wir fliegen immer noch unter dem
Radar." Dieser Flug endete im Juni mit dem Titelgewinn. Eine erneute
Siegesparade in Dallas aber ist ähnlich unwahrscheinlich wie ein
Lottogewinn.
23 Dec 2011
## AUTOREN
Thomas Winkler
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dallas Mavericks scheitern in Playoffs: Nowitzkis Team fliegt raus
Titelverteidiger Dallas Mavericks verabschiedet sich gegen Oklahoma City
sang-, klang- und sieglos aus den NBA-Playoffs. Jetzt steht der völlige
Umbruch an.
Rassismusvorwurf gegen ESPN: "Ekelerregend und geschmacklos"
Der wichtigste Sportsender der USA sieht sich Rassismusvorwürfen
ausgesetzt. Mit einer doppeldeutigen Redewendung soll mehrfach der
Basketball-Star Lin beleidigt worden sein.
Reicher Tschetschene und Schweizer Fußball: Ohne Moos jede Menge los
Der Schwiegersohn des letzten KPdSU-Chefs Tschetscheniens wollte mit Xamax
Neuchâtel in Europas Spitze vorstoßen. Nun wollen die Schweizer den
Oligarchen schnell loswerden.
Nowitzkis Mavericks schwächeln: Zum Kotzen schlecht
Die Altherrenmannschaft der Dallas Mavericks ist amtierender NBA-Champion.
Davon ist wenig zu sehen. Das Team um Dirk Nowitzki blamierte sich zum
zweiten Mal.
Nach Ende des NBA-Arbeitskampfs: Spekulativer Wahnsinn
Dass die NBA-Saison überhaupt stattfindet, ist ein Erfolg. Doch vor dem
Start kursieren die wildesten Wechselgerüchte. In deren Mittelpunkt
besonders Chris Paul steht.
American Pie: NBA darf spielen, spielen, spielen
Der Arbeitskampf in der nordamerikanischen Basketballliga ist zu Ende. Der
erste Sprungball erfolgt am Weihnachtstag. Danach wird es anstrengend für
die NBA-Stars.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.