# taz.de -- Vorgezogene Wahlen in Griechenland: Schleppende Reformen | |
> Ende April 2012 wird in Griechenland gewählt. Das vorgezogene Volksvotum | |
> wird maßgeblich bestimmen, welchen Kurs Athen in der Schuldenkrise | |
> einschlagen wird. | |
Bild: Noch regieren hier Konservative, Sozialisten und LAOS-Partei gemeinsam. D… | |
ATHEN dpa | Die von der Euro-Schuldenkrise schwer getroffenen Griechen | |
sollen Ende April in vorgezogenen Wahlen über ein neues Parlament | |
entscheiden. Das erklärte der stellvertretende Ministerpräsident und | |
Finanzminister Evangelos Venizelos am Dienstag nach Angaben des | |
griechischen Fernsehens bei einem Treffen seiner sozialistischen | |
PASOK-Partei. "Die Wahlen werden nach Ostern Ende April stattfinden", sagte | |
er. | |
Damit sei der zeitliche Rahmen für die Übergangsregierung unter Lucas | |
Papademos abgesteckt. Ein genaues Datum wurde zunächst nicht genannt. Vor | |
dem Hintergrund der griechischen Schuldenkrise hatte der Finanzexperte und | |
frühere Chef der griechischen Zentralbank die Führung der Regierung Mitte | |
November übernommen. | |
Die Regierung aus Sozialisten, Konservativen und rechtsgerichteter | |
LAOS-Partei hatte dem Land einen strikten Spar- und Reformkurs verordnet, | |
um die internationalen Geldgeber bei der Stange zu halten. Gegen die | |
Sparmaßnahmen, die unter anderem einen massiven Personalabbau im | |
öffentlichen Dienst vorsehen, kommt es immer wieder zu Streiks und | |
Protesten. Die drei Parteien verfügen über eine deutliche Mehrheit von 254 | |
Abgeordneten im 300-köpfigen griechischen Parlament. | |
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Mitte Dezember das langsame | |
Reformtempo in Griechenland kritisiert. Zwar habe das Land im Kampf gegen | |
die Schulden erste Erfolge erzielt, doch angesichts schlechter | |
Wachstumsprognosen gebe es nach wie vor erhebliche Risiken. Der IWF | |
begrüßte damals die Bildung der neuen Regierung in Athen. | |
## "Eine schwierige Phase" | |
Doch zugleich hatte er gewarnt: Das Reformprogramm "ist klar in eine | |
schwierige Phase eingetreten". Die Umsetzung der Reformen habe sich über | |
den Sommer deutlich verlangsamt. Nicht zuletzt beim entscheidenden Kampf | |
gegen Steuerhinterziehung gehe es weiterhin nur schleppend voran. | |
Der IWF, neben den Euro-Partnern bislang der wichtigste internationale | |
Geldgeber des pleitebedrohten Landes, stößt damit ins gleiche Horn, wie die | |
Industriestaaten-Organisation OECD. Die hatte ein vernichtendes Urteil über | |
die Reformfähigkeit des griechischen Staatsapparates abgegeben. Die OECD | |
hatte alle 14 Ministerien untersucht. | |
In einer Studie rügte sie dann, es gebe weder eine Vision über das | |
Reformziel noch eine Kontrolle für die Umsetzung, kaum Kommunikation | |
innerhalb der Behörden und ein kompliziertes administratives | |
Beziehungsgeflecht ohne jegliche Koordination. | |
28 Dec 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Griechenland in der Pleite: Jeder Fünfte ist schon richtig arm | |
Die dramatische Finanzkrise in Griechenland hat die Regierung zu | |
Einkürzungen und Sparmaßnahmen bewegt. Immer mehr Griechen verarmen. Die | |
Selbstmordrate ist um 40 Prozent gestiegen. | |
Beschäftigungsprogramm in Griechenland: Hauptsache Arbeit | |
Athen will in der Rekordzeit von drei Monaten 150.000 Arbeitsplätze | |
schaffen. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 18 Prozent. Die dafür | |
benötigten Gelder kommen hauptsächlich aus der EU. | |
Debatte Eurokrise: Die Apokalypse fällt aus | |
Die Lage ist nicht ausweglos, auch wenn die Investoren hysterisch sind. Die | |
Politik muss jetzt beruhigen. Und vor allem die Steuern für die Reichen | |
erhöhen. | |
Migration nach Deutschland: Opa ackerte schon in Alemania | |
Egal ob in Spanien oder Griechenland: Viele Menschen verlieren in der Krise | |
ihren Job - und wandern jetzt nach Deutschland ein. | |
Euro-Krise in Europa: Der Winter wird hart | |
Es besteht massiver Finanzbedarf in der Eurozone, doch die versprochenen | |
Hilfen der EU-Staaten kommen nicht zusammen. Nun soll Deutschland schneller | |
zahlen. | |
Kein Ausweg aus der Euro-Krise: Leiden ohne Ende | |
Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy schwören ihre Bürger auf | |
harte Zeiten ein. Doch sie streiten darüber, wie die Schuldenpolitik zu | |
stoppen ist. |