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# taz.de -- Kommentar Türkei gegen die PKK: Bomben statt Verhandlungen
> Erdogans Regierung war schon weiter: Mit einer demokratischen Offensive
> und Geheimverhandlungen strebte man eine politische Lösung an. Davon ist
> nichts mehr zu spüren.
Es hört sich an wie eine Meldung aus Afghanistan. Mehr als 30 Tote nach
einem Luftangriff, statt bewaffneter Kombattanten traf es unbewaffnete
Zivilisten. Doch der Vorfall ereignete sich an der türkisch-irakischen
Grenze. Die türkische Luftwaffe glaubte PKK-Kämpfer zu bombardieren.
Sie tötete junge Männer, denen vermutlich nur vorzuwerfen ist, dass sie zum
Unterhalt ihres Clans billigen Diesel aus dem Irak in die Türkei schmuggeln
wollten. Die Armeeführung will prüfen, die Regierung schweigt, die Kurden
sind wütend.
Vermutlich werden Regierung und Armee den Vorfall mit dem Argument
vertuschen, die Schmuggler seien, wenn nicht selbst von der PKK, dann eben
im Auftrag der PKK unterwegs gewesen. Nichts soll die derzeit groß
angelegten Militäroperationen in den kurdischen Bergen stören,
Kollateralschäden muss man da schon mal in Kauf nehmen.
Auch dass sich die kurdische Bevölkerung durch solche Aktionen immer mehr
vom türkischen Staat abwendet, stört im Moment nicht: Die Spitze von
Militär und Regierung ist wieder einmal der Meinung, man könne den Konflikt
mit der kurdischen Minderheit durch einen militärischen Sieg lösen.
Gerade die amtierende Regierung war da schon mal weiter. Mit einer
demokratischen Offensive und geheimen Verhandlungen mit dem inhaftierten
PKK-Chef Abdullah Öcalan strebte Ministerpräsident Tayyip Erdogan eine
politische Lösung an. Davon ist zurzeit nichts zu spüren.
Trotzdem hoffen Optimisten, der Taktiker Erdogan habe das Militär nur noch
mal von der Leine gelassen, um bessere Verhandlungskonditionen
herbeizubomben. Zu befürchten ist allerdings, dass Erdogan und seine AKP
nach dem Wahlsieg im Juni jetzt glauben, stark genug zu sein, um den Kurden
keine Zugeständnisse mehr machen zu müssen.
29 Dec 2011
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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