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# taz.de -- Abschluss Chaos Computer Club-Kongress: "China tritt uns in den Ars…
> Wie Computerspezialisten Menschen helfen, deren Regierungen sie für freie
> Meinungsäußerung körperlich bedrohen – Abschluss des großen
> Hackertreffens.
Bild: Der 28. CCC-Kongress endet am Freitag. Thema war vor allem: Ein freies In…
Zensur, Überwachung – und das alles mit Hilfe von westlicher Software: Kaum
ein Thema wurde auf dem am Freitag endenden CCC-Kongress in Berlin so
ausführlich besprochen wie die Netzpolitik autoritärer Regime: Menschen
kommen wegen im Internet kommunizierter Aussagen zu Tode und Softwarefirmen
verdienen daran.
Doch wer sich wehren will, muss erst einmal verstehen – und die
komplizierten Verflechtungen von westlichen Firmen und autoritären Regimen
öffentlich machen. Deshalb startete CCC-Vorstandsmitglied Andy
Müller-Maguhn die Seite buggedplanet.info, die das Wissen der Nutzer über
solche Verbindungen sammeln soll.
## Iran contra Tor
Allen, die in Syrien, Iran oder China über das Internet Informationen
außerhalb des Landes bekannt machen oder das Regime zu kritisieren wollen,
hilft das jedoch wenig. Auch ihnen versuchen Hacker aus der westlichen Welt
beizustehen. Zum Beispiel die Programmierer der Software Tor. Ursprünglich
war Tor ausschließlich als Anonymitätstool gedacht: Ein Netzwerk leitet die
Bewegungen der Tor-Nutzer im Internet über so verschlungene Wege leitet,
dass sie für einen Beobachter von außen nicht mehr nachvollziehbar sind.
Inzwischen arbeiten die Tor-Programmierer vornehmlich gegen staatliche
Zensur. Etwa indem sie Nutzern Brücken anbieten über die sie Tor auch dann
erreichen, wenn der Dienst an ihrem Standort geblockt ist.
Auf dem Kongress erzählt der Tor-Programmierer Jacob Appelbaum von Syrern,
die wegen Aussagen im Netz erschossen oder ins Gefängnis geworfen wurden.
"Ich werde das nicht zulassen, wenn ich kann", sagt er. Doch das ist
schwer. Denn der Dienst ist vielerorts so populär, dass die Regime ihn
unbedingt ausschalten wollen. Sie blockieren Einstiegspunkte in das
Tor-Netzwerk, kappen verschlüsselte Verbindungen. "China tritt uns in den
Arsch", gibt Tor-Erfinder Roger Dingledine zu – dort hatte man schon vor
über einem Jahr die geheimen Brücken identifiziert.
Der Iran schaffte es Anfang 2011, Tor zu blockieren – bis die Hacker
nachbesserten. Eine besonders harte Nuss, so die beiden Vortragenden, sei
Syrien – dort werde fast der gesamte Internetverkehr gespeichert,
Verbindungen zu verschleiern, sei besonders schwierig.
Ein Bekannter aus Ägypten habe ihm gesagt, dass jeder ihm bekannte
Aktivist, der etwas anderes als Tor benutzt habe, inzwischen im Gefängnis
sitzt, erzählt Dingledine. "Das ist eine sehr schlechte Nachricht. Denn wir
sind alles andere als perfekt." Sein Kollege Appelbaum mahnt, keine
falschen Versprechungen bezüglich Diensten wie Tor in Zensurstaaten zu
machen und Menschen dort in falscher Sicherheit zu wiegen.
## Alte Modems für Ägypten
Auch Stefan Urbach warnt vor Heilserwartungen. Urbach ist Hacktivist bei
Telecomix. Die Gruppe Telecomix hat sich während des Arabischen Frühlings
für ein freies Netz eingesetzt: Als auf dem vorläufigen Höhepunkt der
Revolution in Ägypten das Mubarak-Regime die Internetverbindung des
gesamten Landes kappte, schickten die Telecomix-Hacker alte Modems und
andere Technik dorthin, schalteten Telefonleitungen, über die sich die
Ägypter an der Zensur vorbei ins Netz einwählen konnten.
Viel Bandbreite war das nicht – aber genug, ein paar Informationen
rauszuschicken. Auch in Syrien versucht Telecomix, den Menschen eine
regimekritische digitale Kommunikation zu ermöglichen – trifft dabei aber
auf die gleichen Probleme wie Tor.
Es sei meist zu spät, derartige Unterstützungsprogramme dann zu bauen, wenn
der Aufruhr bereits im Gange ist. Denn wer hat in Extremsituationen schon
den Nerv, sich ein neues Programm zu erarbeiten? Programme wie Facebook,
Twitter oder Skype wären im Iran oder bei der Arabischen Revolution so
ausgiebig zum Einsatz gekommen, weil sie etabliert seien. "Wir", sagt
Urbach, "müssen etwas Besseres bauen."
30 Dec 2011
## AUTOREN
Meike Laaff
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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