Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rücktritt des Schweizer Nationalbank-Chefs: Schatz, ich war shoppen
> Philipp Hildebrand, Präsident der Schweizer Nationalbank, ist
> zurückgetreten. Der Notenbanker stolpert über ein fragwürdiges
> Devisengeschäft seiner Frau aus dem letzten Jahr.
Bild: Muss wegen eines Devisenkaufs seiner Frau den Posten räumen: SNB-Chef Ph…
Zürich rtr | Der wegen eines umstrittenen Devisengeschäfts seiner Frau
unter Beschuss geratene Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB),
Philipp Hildebrand, ist am Montag mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Ob
die Leitung der SNB nun zunächst durch seinen Stellvertreter Thomas Jordan
übernommen wird, blieb zunächst offen.
Die SNB meldete lediglich seinen Rücktritt. Wer endgültig Nachfolger des 48
Jahre alten Hildebrand werden soll, wird die Regierung auf Vorschlag des
SNB-Aufsichtsgremiums, des Bankrates, entscheiden. Üblicherweise rückt die
Nummer zwei der dreiköpfigen SNB-Führung an die Spitze und es wird ein
drittes neues Mitglied berufen.
Hildebrand hatte in der vergangenen Woche einen Rücktritt wegen der
Devisentransaktionen abgelehnt. "Solange ich das Vertrauen der Behörden,
des Bankrates (Aufsichtsbehörde) und des Bundesrates (Regierung) habe, ist
Rücktritt für mich kein Thema", hatte er erklärt.
## 75.000 Franken Gewinn
Er räumte aber moralische Fehler ein, weil er es zugelassen habe, dass
seine Frau ohne sein explizites Wissen für 400.000 Franken Dollar kaufte.
Als sie den Posten wieder verkaufte, machte sie einen Gewinn von 75.000
Franken. Das Geschäft fand zu einer Zeit statt, als die SNB versuchte, eine
Abwertung des Schweizer Frankens herbeizuführen.
Nach einer Transaktion am 15. August hatte er seiner Frau und seinem
Berater bei der Basler Bank Sarasin weitere Devisentransaktionen ohne seine
ausdrückliche Zustimmung untersagt. Unterlagen über die Transaktionen hatte
ein Sarasin-Angestellter entwendet.
Er machte sie nach seinen Angaben einem der rechtskonservativen
Schweizerischen Volkspartei (SVP) nahestehenden Anwalt zugänglich. Dieser
habe sie, so der inzwischen entlassene Angestellte, einer Zeitung
zugänglich gemacht. Die der SVP politisch nahestehende Wochenzeitung
Weltwoche hatte Hildebrand zuletzt Insider-Geschäfte im Millionenhöhe
vorgeworfen.
## Kämpfer für die Banken-Regulierung
Hildebrand hatte sich in der Schweiz durch seinen Kampf für eine scharfe
Großbanken-Regulierung einen Namen gemacht. Ihm wird ein entscheidender
Anteil an der Rettung der Großbank UBS zugerechnet. Sein Name ist auch
verbunden mit dem Kampf der Schweiz gegen den hohen Frankenkurs, der der
Exportwirtschaft und auch dem Tourismus Schwierigkeiten bereitet.
Unter seiner Führung setzte die SNB Anfang September einen Mindestkurs des
Euro zum Franken von 1,20 fest. Der Eurokurs reagierte nur wenig auf den
Rücktritt. Die Einheitswährung notierte wenig verändert bei 1,2140 Franken.
Seit die Nationalbank 2010 mit Devisenmarkt-Interventionen gegen den
Frankenkurs vorgegangen war, war Hildebrand vor allem von der SVP wegen
Verschleuderung von Volksvermögen kritisiert worden. Der SVP-Vordenker
Christoph Blocher hatte Hildebrand wiederholt zum Rücktritt aufgefordert.
Notenbanker sind relativ selten in Skandale verwickelt, die sie dann auch
das Amt kosten. In den vergangenen Jahren machten vor allem der Fall des
früheren Chefs der italienischen Notenbank, Antonio Fazio, und der
unrühmliche Abgang von Bundesbank-Chef Ernst Welteke Schlagzeilen.
Fazio musste 2005 im Zuge eines Bestechungsskandals und wegen
Amtsmissbrauch seinen Hut nehmen. Er wurde später zu einer Haftstrafe sowie
einer hohen Geldstrafe verurteilt. Welteke ließ sich und seiner Familie
mehrere Übernachtungen am Vorabend der Euro-Bargeldeinführung im Berliner
Luxushotel Adlon von der Dresdner Bank bezahlen. Er gab seinen Posten 2004
auf, nachdem Belege der Übernachtungen an die Medien gelangt waren.
9 Jan 2012
## TAGS
Schweiß
## ARTIKEL ZUM THEMA
Razzia bei Schweizer Bank: Steuerfahnder Maschmeyer
Cum-Ex-Geschäfte: Die Kölner Staatsanwaltschaft lässt wegen umstrittener
Aktien-Verkäufe nun auch in der Schweiz ermitteln. Im Fokus steht die Bank
Sarasin.
Schweizer Millionärsprobleme: Bauernopfer in den Alpen
Die Schweiz gerät durch den Rücktritt des Nationalbankpräsidenten
Hildebrand in politische Turbulenzen. Die rechte SVP wittert Morgenluft.
Kommentar Schweizer Franken: Die Luft wird zu dünn
Wer sich die gute alte DM zurückwünscht, sollte einen Blick auf die Schweiz
werfen. Der Höhenflug des Franken ist für ihre Wirtschaft wie auch für ihre
Notenbank ruinös.
Debatte über die Macht der Banken: Die Profi-Kapitalisten
Die Schweiz hat begriffen, dass ihre Banken so groß sind, dass sie den
Staat in die Pleite zwingen können. Daher wird nun ordentlich reguliert -
im Gegensatz zu Deutschland.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.