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# taz.de -- die wahrheit: Der homosexuelle Mann
> … kann sich seine Vorfahren nicht aussuchen. Päpste sind darunter,
> Spinner und Diktatoren, und der eine oder andere König. Bei einem von
> ihnen, Friedrich II. von Preußen ...
Bild: „We made History“: Menschen in Malta feiern die Einführung der Ehe f…
… kann sich seine Vorfahren nicht aussuchen. Päpste sind darunter, Spinner
und Diktatoren, und der eine oder andere König. Bei einem von ihnen,
Friedrich II. von Preußen - gern Friedrich "der Große" genannt,
"Kartoffelkönig" oder auch der "Alte Fritz" -, jährt sich der Geburtstag in
diesem Monat zum 300. Mal. Grund genug, in allen Medien neu über den alten
Mann nachzudenken, zu berichten und zu tratschen. Eines der langlebigsten
Gerüchte über den Preußenkönig ist tatsächlich das über seine
Homosexualität. War ers nun oder war ers nicht?
Dass aus ihm mal kein richtiger Mann werden würde, befürchtete bereits sein
Vater Friedrich Wilhelm I. Mit Gewalt versuchte der "Soldatenkönig" seinem
Sohn die "weibischen" Allüren, sein Faible fürs Französische, für den Tanz
und fürs Querflötenspiel, auszutreiben. Und sein Zeitgenosse, der
französische Philosoph Voltaire, verpasste ihm kurz und schlicht den
palindromischen Spottnamen "Luc", die Umkehr des französischen "cul" (=
"Arsch"). Auch sonst ließ Voltaire kein Histörchen aus, erzählte von des
Königs Vergnügen mit Pagen und Kadetten bei der Morgentoilette: "Der
Stoiker huldigte der Sekte Epikurs", und die Tänzerin Barberini habe er nur
verehrt wegen ihrer Männerbeine.
All diese Geschichten und noch viel mehr kursieren heute immer noch, und
doch will der eine oder andere auf gar keinen Fall den Wahrheitsgehalt
bestätigen. Dass der Preußenkönig keine Frauen liebte, meint der Historiker
und Friedrich-II.-Biograf Johannes Kunisch, habe mit einer Operation nach
einer Geschlechtskrankheit zu tun, aber beileibe nichts mit der
unterstellten Homosexualität. Noch einfacher mit der Homo-Abwehr macht es
sich Malte Welding in der Berliner Zeitung. Der "Alte Fritz" könne gar
nicht schwul gewesen sein, stellt er wortklauberisch fest, schließlich habe
es damals noch gar keine Schwulen gegeben: "Es hat wenig Sinn, jemanden,
der seine sexuelle Identität so vollständig hätte verleugnen müssen, mit
einem modernen, eben genau auf diese Identität abzielenden Begriff zu
belegen."
Da haben andere wie der Potsdamer Historiker Peter-Michael Hahn sehr viel
weniger Begriffsschwierigkeiten. "Klar ist", sagt er unmissverständlich,
"Friedrich hat sich nur für das männliche Geschlecht interessiert. An
seiner homosexuellen Orientierung kann kein Zweifel bestehen."
Letztlich gibt es wohl keine historischen Zeugnisse und Belege für eine
praktizierte Homosexualität des Preußenkönigs, handkolorierte Kupferstiche
eines königlichen Analverkehrs sind bislang noch nicht aufgetaucht. Doch
eines änderte sich auf jeden Fall unter seiner Herrschaft: Während sein
Vater noch der "widernatürlichen Männerliebe" überführte Militärs
erschießen ließ, enthaupten oder erhängen - wobei der Henker sein Opfer vor
der Exekution "unauffällig" zu erdrosseln hatte -, ließ Friedrich II. einen
wegen "Sodomie" verurteilten Soldaten mit dem Leben davonkommen und befahl
lediglich kurz und knapp: "Das Schwein zur Infanterie versetzen!"
17 Jan 2012
## AUTOREN
Elmar Kraushaar
## TAGS
Malta
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