# taz.de -- Röttgen über Solarsubventionen: Vorsicht vor dem Chinesen | |
> Umweltminister Röttgen wirft China vor, mit Subventionen deutsche | |
> Solarfirmen in den Konkurs treiben zu wollen. Zugleich will er den Ausbau | |
> der Fotovoltaik bremsen. | |
Bild: Ein Mann mit Visionen: Umweltminister Norbert Röttgen. | |
BERLIN taz | Die chinesische Regierung fördere ihre heimische | |
Solarindustrie mit "unlimitierten staatlichen Subventionen", sagte | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Mittwoch auf einer Tagung in | |
Berlin. Das sei "eine Strategie der Verdrängung deutscher Unternehmen" und | |
der Versuch eines Technologiemonopols in der Fotovoltaik. | |
Damit signalisiert Röttgen politische Unterstützung für das deutsche | |
Unternehmen Solarworld, das die EU aufgefordert hat, gegen die | |
Dumpingpreise aus China vorzugehen. In den USA prüft das | |
Wirtschaftsministerium derzeit auf eine Klage von Solarworld hin Strafzölle | |
gegen die Hersteller aus Fernost. | |
Zudem positioniert sich Röttgen in der aktuellen Debatte über die deutsche | |
Solarindustrie bewusst anders als Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). | |
Der prangert derzeit täglich die aus seiner Sicht zu hohe Förderung der | |
Solarenergie in Deutschland an - die kommt auch chinesischen Unternehmen | |
zugute, wenn sie ihre Solarmodule hierzulande verkaufen. | |
Auch Röttgen will den Ausbau in Deutschland begrenzen. Die Diskussion kam | |
ins Rollen, weil im vergangenen Jahr der Zubau an Solaranlagen mit 7,5 | |
Gigawatt deutlich höher ausgefallen ist als erwartet. "Wir brauchen einen | |
deutlich reduzierten Zubau", sagte Röttgen, drei Gigawatt seien genug. | |
Er trifft sich an diesem Donnerstag mit Vertretern der deutschen | |
Solarindustrie, um zu beraten, wie dieses Ziel zu erreichen ist. | |
Gleichzeitig attackierte er Rösler für seine Ankündigung eines eigenes | |
Konzepts. Bisher wird den Erzeugern regenerativen Stroms über die | |
sogenannte EEG-Umlage je nach Anlagentyp eine bestimmte Vergütung pro | |
Kilowattstunde Strom über 20 Jahre gesetzlich zugesichert. | |
## Permanente Verwirrung durch neue Vorschläge | |
Rösler schwebt nun eine sogenanntes Quotenmodell vor, das vorsieht, | |
Stromversorgern vorzuschreiben, einen bestimmten Anteil ihres Stroms aus | |
erneuerbaren Quellen zu beziehen. Röttgen erteilte dem eine Absage: "Die | |
permanente Verwirrung durch immer neuer Vorschläge hilft nicht", sagte er. | |
Auch die Opposition kritisiert den Wirtschaftsminister. Die Grünen stellten | |
am Mittwoch eine Studie vor, nach der vor allem die Ausnahmen für die | |
stromintensive Industrie die Kosten für privaten Haushalte nach oben | |
treiben. | |
Demnach stiegen die Strompreise 2011 durchschnittlich netto um 1,64 Cent | |
pro Kilowattstunde an, lediglich 1,5 Prozent dieser Summe sei auf die | |
gestiegene Vergütung für erneuerbare Energien zurückzuführen. "Schwarz-Gelb | |
hat die EEG-Umlage mit Sonderkosten aufgebläht. Minister Rösler sollte die | |
eigenen Fehler korrigieren, anstatt den erneuerbaren Energien den Hahn | |
zuzudrehen", sagt Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen | |
im Bundestag. | |
19 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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