# taz.de -- Arabische Liga: Assad soll zurücktreten, will aber nicht | |
> Die Arabische Liga fordert die syrische Führung auf, eine Regierung der | |
> nationalen Einheit zu bilden. Machthaber Assad soll zurücktreten. Syrien | |
> wies den Plan umgehend zurück. | |
Bild: Die Arabische Liga um ihren Sprecher Burhan Ghalioun (Mitte) mischt sich … | |
BEIRUT/KAIRO dpa/rtr/afp | Die Arabische Liga fordert einen grundlegenden | |
Wandel in Syrien. Nach längeren Beratungen in Kairo einigten sich die | |
Außenminister der Liga am Sonntagabend in Kairo auf einen Friedensplan für | |
Syrien, mit dem das monatelange Blutvergießen beendet werden soll. Dabei | |
wurde der syrischen Machthaber Baschar al-Assad unmissverständlich zum | |
Rücktritt aufgefordert. Assad solle in einer friedlichen Machtübergabe | |
seine Befugnisse an Vizepräsident Faruk al-Scharaa übertragen. Dann sollte | |
innerhalb von zwei Monaten eine neue Regierung der nationalen Einheit | |
gebildet werden, an der auch die Opposition beteiligt werden müsse. Die | |
Arabische Liga wollte für diesen Plan die Unterstützung des | |
UN-Sicherheitsrates gewinnen. | |
Syrien wies diesen Plan der Arabischen Liga umgehend zurück. Das | |
Staatsfernsehen zitierte am Montag einen Regierungsvertreter mit den | |
Worten, bei den Vorschlägen handle es sich um einen "Angriff auf die | |
nationale Souveränität" und eine "schamlose Einmischung in innere | |
Angelegenheiten". Syrien lehne die Vorschläge ab. Sie widersprächen dem | |
Willen des syrischen Volkes. | |
Die arabische Organisation beschloss bei der Sitzung der Außenminister | |
zudem, den Einsatz ihrer Beobachter in Syrien um einen Monat zu verlängern. | |
Das Königreich Saudi-Arabien kündigte jedoch nach Angaben des | |
Nachrichtensenders Al-Arabija an, es werde seine Beobachter aus Syrien | |
abziehen. Die Entsendung von Beobachtern der Arabischen Liga hatte nicht zu | |
einem Rückgang der Gewaltaktionen von Armee und Polizei gegen | |
Oppositionskräfte in Syrien geführt. Auch ein von der Liga mit der | |
syrischen Führung vereinbarter Friedensplan blieb Makulatur. | |
In Syrien kamen allein an diesem Wochenende wieder rund 110 Menschen ums | |
Leben. Seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar | |
al-Assad sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 5.500 Menschen | |
getötet worden. "Wir fordern die Arabische Liga offiziell auf, das Thema | |
Syrien (endlich) an den UN-Sicherheitsrat zu übergeben", hatte der Syrische | |
Nationalrat vor dem Treffen der Außenminister gefordert. | |
Am Samstag sollen in Syrien nach Angaben von Aktivisten 96 Menschen getötet | |
worden sein. Am Sonntag habe es 13 Tote gegeben. Die meisten Opfer seien am | |
Samstag in einem Krankenhaus und einer Leichenhalle in der Provinz Idlib | |
entdeckt worden. An mehreren Orten habe es Angriffe auf Trauerfeiern für | |
"Märtyrer" gegeben. | |
Sowohl die staatlichen Medien als auch die Opposition berichteten zudem von | |
einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus mit Gefangenen in Idlib. Nach | |
offiziellen Angaben steckten "terroristischen Gruppen" hinter der Attacke. | |
Die Protestbewegung erklärte am Sonntag, die Untersuchung der Leiche eines | |
Mannes aus dem Bus habe gezeigt, dass dieser schon vier Tage zuvor durch | |
Schüsse ums Leben gekommen sei. Außerdem seien Folterspuren zu erkennen | |
gewesen. Sie meldete erneut Gefechte zwischen Deserteuren und den | |
Regierungstruppen. | |
23 Jan 2012 | |
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