# taz.de -- Höhere Renten: Eine Frage der Fairness | |
> Der DGB und das Arbeitsministerium wollen mit Steuergeldern Kleinrenten | |
> aufstocken. Dennoch weisen beide Konzepte Gerechtigkeitslücken auf. | |
Bild: Warten auf die Politik: die verschiedenen Modelle eint, dass es Zuschüss… | |
BERLIN taz | Die Debatte über die Aufstockung von Kleinrenten dreht sich | |
vor allem um zwei Gerechtigkeitsprobleme. Erstens: die Berücksichtigung der | |
geleisteten Arbeitszeit und Betreuungsleistungen. Zweitens: die Prüfung des | |
Partnereinkommens und der Vermögensverhältnisse im Alter. | |
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will eine sogenannte | |
Zuschussrente. Dabei soll das Ruhegeld aller Geringverdiener auf 850 Euro | |
aufgestockt werden - also deutlich mehr als die Grundsicherung im Alter. | |
Davon würden Menschen, die lange in Teilzeit sozialversicherungspflichtig | |
gearbeitet haben, ebenso profitieren wie Mütter, die Kinder aufgezogen | |
haben. | |
Voraussetzung ist der Abschluss eines Riester-Vertrags. Bei der | |
Zuschussrente soll das Partnereinkommen angerechnet werden - Mütter mit gut | |
verdienendem Mann bekommen nichts. | |
Die Zuschussrente soll aus Steuermitteln finanziert werden. Ob | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zustimmt, ist jedoch offen. | |
Kritiker monieren, dass die Zuschussrente einen Anreiz für Frauen | |
darstellen könnte, gar nicht erst von Teil- auf Vollzeit zu wechseln. | |
Schließlich erhalten sie mit 850 Euro am Ende genauso viel wie | |
Geringverdiener, die jahrzehntelang in Vollzeit schufteten. | |
## DGB-Modell hilfreich für Frauen | |
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert stattdessen eine Rente nach | |
Mindesteinkommen für langjährige Versicherte. Dieses Konzept existierte | |
bereits, war aber für Zeiten nach 1992 abgeschafft worden. Dabei werden | |
unterdurchschnittliche versicherungspflichtige Einkommen am Ende des | |
Erwerbslebens um die Hälfte aufgewertet. | |
Dieser nachträgliche Beitragszuschuss greift bei bis zu 75 Prozent des | |
Durchschnittseinkommens. Wer also etwa immer die Hälfte des | |
Durchschnittseinkommens verdient hat, erhält eine Rente, als habe er oder | |
sie immer 75 Prozent des Durchschnitts verdient. Bedingung ist, wie bei der | |
Zuschussrente, eine 35 Jahre lange Beitragszahlung. | |
Das DGB-Modell würde es gerade Frauen erleichtern, im Alter über die | |
Grundsicherung zu kommen. Kritisiert wird bei diesem Modell, dass auch hier | |
Teilzeit rentenrechtlich subventioniert, später aber keine Bedarfsprüfung | |
durchgeführt wird. Denn auch Teilzeit arbeitende Ehefrauen mit gut | |
verdienendem Mann und Privatvermögen würden vom DGB-Modell begünstigt. | |
25 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Von der Leyens Kombirente: Rentner sollen mehr arbeiten | |
Noch vor dem Sommer will Ursula von der Leyen (CDU) die Kombi- und die | |
Zuschussrente auf den Weg bringen. Die Opposition kritisiert diese scharf. | |
Gute Konjunktur sorgt für Steuersegen: Jackpot fürs Finanzamt | |
Mit Einnahmen von 70,8 Milliarden Euro war der Dezember ein Rekordmonat für | |
den Fiskus. Die Prognose für 2012 ist ebenfalls günstig, was eine geringere | |
Neuverschuldung bedeuten würde. | |
Expertin über Rentenvorsorge: "Frauen sollten genau rechnen" | |
Eine Expertin rät Müttern, die wegen der Kinder zu Hause bleiben, zu einer | |
eigenen privaten Rentenversicherung. Auf ihren Partner sollten sie lieber | |
nicht setzen. | |
Kommentar Altersarmut: Minijob heißt Minirente | |
Über sieben Millionen Menschen in Deutschland sind Minijobber, zwei Drittel | |
von ihnen sind Frauen. Für die Betroffenen heißt das ganz klar: ein Minus. | |
Niedrige Renten für Frauen: Die Ost-Mutter als Vorbild | |
Trotz guter Ausbildung werden viele Frauen nicht von ihren Renten leben | |
können. Im Vorteil sind die Ostdeutschen: Sie arbeiten häufiger in | |
Vollzeit. | |
Hartz-IV-Empfänger im Freiwilligendienst: 175 Euro Taschengeld | |
Hartz-IV-Empfänger können mit freiwilliger Arbeit als "Bufdi" seit Januar | |
bis zu 175 Euro dazu verdienen. Das lohnt sich. Doch die Nische ist klein. |