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# taz.de -- Flugrouten für Schönefeld: Krach landet im Osten
> Die Start- und Landerouten für Berlin-Schönefeld stehen fest – sie werden
> auch über den Müggelsee führen. Gegner wollen klagen, die Linkspartei
> kritisiert den Senat.
Bild: Alle Demos haben nichts genutzt: Der Müggelsee wird Fliegeridyll
Das letzte Gefecht im Osten ist entschieden: Trotz heftiger Proteste
tausender Anwohner hat das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF)
entschieden, am neuen Großflughafen Schönefeld die Müggelsee-Route für
Starts zu genehmigen – und nicht zur Alternative Gosener Wiesen
umschwenken. Das BAF ignoriert damit Bedenken des Umweltbundesamtes.
Im Juli vergangenen Jahres hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) ein
Konzept für An- und Abflüge in Schönefeld vorgelegt, welches das BAF nun
anscheinend ohne große Änderungen genehmigen wird. Demnach sind die
Müggelsee-Anrainer bei Ostwind von Fluglärm betroffen: Dann starten die
Maschinen von der Nordbahn aus gen Osten, knicken vor Müggelheim ab und
überfliegen in etwa 1,1 Kilometer Höhe den Müggelsee.
Es geht um etwa 120 Flugzeuge pro Tag bei Ostwind, also an etwa 115 Tagen
im Jahr. Noch lauter wird es in Brandenburger Gemeinden wie Blankenfelde
und Mahlow, wohin sich die gen Westen startenden Maschinen richten werden.
Das wiederum entlastet die Berliner Bürger im Südwesten und macht ihren
Protest letztlich erfolgreich. Indessen sollen sich die Flugzeuge über dem
Wannsee auffächern – weniger Lärm für mehr Menschen.
"Das bedeutet, dass die Region um den Müggelsee für Air Berlin geopfert
wird", sagte der Sprecher der Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI),
Ralf Müller. Damit die Fluggesellschaft die notwendigen Kapazitäten
erhalte, um in Schönefeld ein Drehkreuz einzurichten, ließen die politisch
Verantwortlichen alle gegen die Müggelsee-Route sprechenden Argumente außer
Acht. "Sie handeln damit auf Kosten der Gesundheit tausender Menschen", so
Müller.
## "Das kann nicht das letzte Wort sein"
Die FBI und der Umweltverband Grüne Liga hätten zusammen mit Anwälten
bereits rechtliche Schritte vorbereitet. Am Donnerstag wollen Vertreter der
Initiativen präsentieren, welche Chancen sie künftig sehen, die Flüge über
den Müggelsee per Klage zu verhindern. "Wir werden uns auf EU-Recht
berufen", so Müller.
"Erheblichen Korrekturbedarf" an den Routen sieht die Linksfraktion im
Abgeordnetenhaus: "Das kann nicht das letzte Wort sein", sagte
Ex-Wirtschaftssenator Harald Wolf. Ebenso wie Grünen-Fraktionschefin Ramona
Pop forderte Wolf eine ernsthafte Prüfung der Alternativroute über die
Gosener Wiesen.
Es sei nicht erkennbar, dass der Senat im Interesse der betroffenen Bürger
gegenüber den Bundesbehörden aktiv geworden sei. Pop forderte mehr
Transparenz bei den Planungen: "Alle Daten zur Berechnung der Auswirkungen
müssen veröffentlicht werden." Womöglich ließe sich mit der Route über
Gosen die Zahl der von Fluglärm betroffenen Menschen reduzieren.
Dort vor Ort, südwestlich von Erkner, herrscht dagegen Erleichterung:
"Wenigstens gibt es jetzt keine Doppelbelastung für uns", sagte der
Sprecher der Bürgerinitiative Gosener Wiesen, André Organiska. Auf die
Gegend kommen ohnehin Landeanflüge zu, deshalb wollen ihr die Behörden
zusätzliche Starts ersparen. "Trotzdem werden wir weiterkämpfen, für ein
Nachtflugverbot und ausreichenden Lärmschutz", so Organiska.
Für Mittwochabend rief die FBI zum Treffen auf dem Friedrichshagener
Marktplatz auf. Sie hat noch Hoffnung: Wenn der Flughafen am 3. Juni in
Betrieb gegangen ist, sollen die Routen regelmäßig von den Behörden
überprüft werden.
25 Jan 2012
## AUTOREN
S. Bergt
S. Puschner
K. Pezzei
## TAGS
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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