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# taz.de -- Kommentar Flugrouten: Effizienz sticht Ideologie
> Verlierer sind die Menschen im Osten der Stadt. Doch die Debatte der
> letzten eineinhalb Jahre hat auch Tausende Gewinner hervorgebracht.
Bild: Sie geben nicht auf: Protest am Donnerstag in Friedrichshagen.
Nach vielen Diskussionen, Protesten und Klagen stehen die Flugrouten für
Schönefeld jetzt fest. Verlierer sind die Menschen im Osten der Stadt. Doch
die Debatte der letzten eineinhalb Jahre hat auch Tausende Gewinner
hervorgebracht: Der Südwesten mit Potsdam darf ruhiger schlafen, als es mit
dem ursprünglichen Vorschlag möglich gewesen wäre. Die Köpfe dieses
erfolgreichen Aufstands stehen für eine neue Demo-Generation: Sie sind
unideologisch, effizient, medienaffin - und damit erfolgreich.
Beispiel Marela Bone-Winkel: Sie war eine der Ersten, die die Dimension
dessen begriffen, was die Deutsche Flugsicherung am 6. September 2010
vorstellte: Statt vom Flughafen geradeaus über Brandenburger Dörfer zu
düsen, sollten Flugzeuge auf einmal quer über Südwestberliner Villengebiet
fliegen. Innerhalb weniger Tage hatte die promovierte Unternehmensberaterin
eine Initiative aus dem Boden gestampft und Kontakte zu Politikern
geknüpft. Sie forderte nicht, den Flughafenbau einzustellen: Bone-Winkel
kommt aus der Wirtschaft und kann einschätzen, was machbar ist. Als sie ihr
Ziel erreicht wähnte, verschwand sie aus der Öffentlichkeit so schnell, wie
sie dort erschienen war. Sie hat vier Kinder, sie arbeitet an einer neuen
beruflichen Perspektive. Projektarbeit ist für sie Alltag.
Beispiel Markus Peichl: Der Medienprofi, Exchefredakteur der Zeitschrift
Tempo, organisierte den Potsdamer Protest. Er brüllte sich auf Demos
heiser, gegenüber Flughafenvertretern verpackte er seine Botschaft in
bärbeißigen Charme. Auch Peichl ist aus der Öffentlichkeit verschwunden,
seit sein Ziel erreicht ist. Er kümmert sich um eine Galerie - ein neues
Projekt.
Die "Altbetroffenen", wie sie im Protestiererjargon genannt wurden, sehen
dagegen tatsächlich alt aus: jene Brandenburger, die sich schon gegen die
Standortentscheidung für Schönefeld vergeblich wehrten. Viele sind
verbittert, weil sie einst bei den Medien kaum Gehör fanden, haben sich in
Verschwörungstheorien und Ost-West-Konflikte hineingesteigert oder halten
an unrealistischen Maximalforderungen fest ("Flughafen verlegen").
Eigentlich haben sie alles richtig gemacht: protestiert, Briefe
geschrieben, sich informiert. Aber sie waren zu früh dran und irgendwann zu
spät, sie haben nicht verstanden, die Medien für sich zu
instrumentalisieren, und sie haben sich mehr der Ideologie verschrieben als
der Effizienz. In Blankenfelde, Mahlow und Zossen spielen sich die wahren
Tragödien um den neuen Flughafen ab.
25 Jan 2012
## AUTOREN
Kristina Pezzei
## TAGS
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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