# taz.de -- Kommentar Chantal: Zu viele private Details | |
> Solange es nicht eine akute Gefahr gibt, sollte zurückhaltend über die | |
> noch lebenden Pflegegeschwister von Chantal berichtet werden. | |
Bild: Sollen künftig besser verhindert werden: Tode von Kindern Drogenabhängi… | |
Die Medien haben im Fall von Chantal bisher einen guten Job gemacht und | |
viele Missstände und Widersprüchlichkeiten aufgedeckt. Sie haben mit | |
Menschen vor Ort gesprochen, Politik und Ermittler auf Trab gehalten. Aber | |
die Berichterstattung muss auch Grenzen haben. Solange es nicht eine akute | |
Gefahr gibt, auf die man aufmerksam machen möchte, sollte zurückhaltend | |
über die noch lebenden Pflegegeschwister von Chantal berichtet werden. | |
Das kann man von den Journalisten in diesen Tagen offenbar nicht erwarten. | |
Gedruckt wird, was zur großen Story passt. Eine Behörde aber sollte | |
Zurückhaltung üben. Auch wenn der Name des Kindes nicht genannt wurde, so | |
doch zahlreiche Details, die offenbar sehr leicht auf den Namen schließen | |
ließen. | |
Das wäre nicht nötig gewesen. Es hätte gereicht, den nüchternen Fakt zu | |
nennen, dass es Hinweise auf Kindeswohlgefährung von der Schule gab, denen | |
keine Konsequenzen folgten. | |
Allerdings: Mit dem Hinweis auf Sozialdatenschutz schützen sich | |
Verantwortliche in Jugendämtern oft nur selbst. Und wenn es passt, werden | |
vertrauliche Dokumente unter der Hand an Journalisten weitergegeben, in der | |
Hoffnung auf eine genehme Berichterstattung. | |
Der Wunsch nach Aufklärung ist allzu verständlich. Deswegen gab | |
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel die Parole aus: Kinderschutz geht vor | |
Datenschutz. Aber er sollte schon für die gelten, die man schützen möchte. | |
3 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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