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# taz.de -- Meuterei auf den Malediven: Präsident versenkt
> Im Machtkampf mit Anhängern des früheren autokratischen Regimes gibt der
> einstige demokratische Hoffnungsträger Mohammed Nasheed das
> Präsidentenamt auf.
Bild: Da war er noch Präsident: Mohammed Nasheed bei einer Unterwasser-Kabinet…
BERLIN taz | Nach mehrwöchigen Protesten der Opposition, die am
Dienstagmorgen einem Staatsstreich ähnelten, ist der Präsident der
südasiatischen Inselrepublik Malediven am Mittag zurückgetreten. "Ich habe
das Gefühl, dass mein Verbleiben an der Macht die Probleme nur verschärfen
und den Bürgern schaden wird", sagte Mohammed Nasheed in der Hauptstadt
Malé. "Also ist ein Rücktritt die beste Option, die ich habe." Gewalt wolle
er dabei allerdings nicht einsetzen.
Kurz nach Nasheeds Rücktritt wurde sein bisheriger Vize Mohammed Waheed
Hassan zum neuen Präsidenten vereidigt, meldete die unabhängige
Nachrichtenwebseite Minivan News aus Malé.
Waheed soll die Regierung bis zu den nächsten regulären Wahlen im November
2013 führen. Er hat sich früher international einen Namen als Leiter des
UN-Kinderhilfswerks Unicef in Afghanistan gemacht. Die Opposition, die eine
Mehrheit im Parlament hat, will Waheed unterstützen. Nasheeds Rücktritt
beendete zunächst die Proteste.
Nasheed hatte das bei reichen Touristen und Tauchern beliebte Land aus
1.200 Inseln seit 2008 regiert. Der frühere Journalist,
Menschenrechtsaktivist und politische Gefangene hatte in der landesweit
ersten demokratischen Wahl den seit 30 Jahren autokratisch regierenden
Maumoon Abdul Gayoom abgelöst.
Es waren vor allem Kräfte des alten Regimes, die jetzt hinter den Protesten
standen. Gayoom war am Dienstag in Malaysia.
Am Morgen hatten 500 Demonstranten, denen sich drei Dutzend Polizisten
anschlossen, zuerst die Zentrale von Nasheeds Demokratischer Partei
gestürmt und dann den staatlichen Fernsehsender übernommen.
Über diesen riefen sie zu Nasheeds Sturz auf. Zugleich griffen sie das
Hauptquartier der Armee mit Steinen an, die Soldaten antworteten mit
Tränengas.
Nasheeds Sprecher spielte die Meuterei zunächst herunter, doch schlossen
sich einige Soldaten den Demonstranten an. Auch Islamisten waren beteiligt.
Auslöser der Proteste war vor drei Wochen die Festnahme des Richters
Abdulla Mohamed durch die Armee gewesen.
Der Verbündete von Expräsident Gayoom hatte sich geweigert, einer
Rücktrittsanordnung wegen Fehlverhaltens nachzukommen. Er soll den
Oppositionsführer einen Tag zu früh aus dem Gefängnis gelassen und schon
zuvor Oppositionelle ungewöhnlich milde beurteilt haben.
Die Festnahme des Richters führte zu einer Verfassungskrise und löste die
Proteste aus, die nun im Sturz Nasheeds gipfelten. Seine Gegner warfen ihm
vor, sich so diktatorisch zu verhalten wie Gayoom.
Dieser hatte mittels Tourismus für wirtschaftliches Wachstum gesorgt,
dessen Früchte jedoch ungleich verteilt waren. Soziale Ungleichheit und
freizügiges Verhalten westlicher Touristen erregten in dem Land mit 400.000
überwiegend islamischen Einwohnern besonders den Zorn von Islamisten, die
sich ebenfalls gegen Nasheed positionierten.
Dieser erregte internationale Bekanntheit durch symbolische Aktionen gegen
den Klimawandel, von dem die Malediven besonders bedroht sind.
7 Feb 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Malediven
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