# taz.de -- Aktuelle Stunde zur Energiepolitik: Streithähne spielen Einigkeit | |
> Im Bundestag versuchen die Minister Röttgen und Rösler, mit gemeinsamen | |
> Attacken auf die Opposition von ihrem heftigen Streit um die | |
> Energiepolitik abzulenken. | |
Bild: Seltene Synchronizität: Philipp Rösler und Norbert Röttgen im Juni 201… | |
BERLIN taz | Großes Theater im Bundestag: Friedlich sitzen die Minister | |
Philipp Rösler (Wirtschaft, FDP) und Norbert Röttgen (Umwelt, CDU) auf der | |
Kabinettsbank nebeneinander, plaudern und scherzen. Einigkeit demonstrieren | |
sie auch in ihren jeweiligen Reden: "Sie können uns nicht auseinander | |
dividieren", ruft Rösler der Opposition zu. "Die ganze Regierung bekennt | |
sich zum Erfolgsmodell der erneuerbaren Energien", erklärt Röttgen. | |
Anlass ist eine Aktuelle Stunde, die die Grünen beantragt hatten, um | |
Klarheit über die Haltung der Regierung zu wichtigen Fragen der | |
Energiewende zu bekommen. Denn in vielen Sachfragen hatten Röttgen und | |
Rösler in der letzten Zeit gegensätzliche Positionen vertreten. | |
Etwa bei der Energieeffizienz: Um den Energieverbrauch zu senken, will | |
Röttgen von der Industrie eine verbindliche Steigerung der Effizienz | |
verlangen; Rösler setzt hingegen auf Freiwilligkeit und Anreize. Noch kurz | |
vor der Sitzung hatte Röttgen nach Informationen der Agentur Reuters mühsam | |
verhindert, dass sich seine eigene Fraktion in einem Antrag hinter Röslers | |
Position stellte. | |
Und während der Umweltminister beim Ausbau der Erneuerbaren Energien nur | |
behutsame Anpassungen des bestehenden Gesetzes für notwendig hält, will | |
sein Wirtschaftskollege eine radikale Kappung der Solarenergie durchsetzen. | |
Dafür hatte er Rösler kürzlich sogar einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt | |
– ein offener Affront gegen Röttgen, in dessen Ressort-Zuständigkeit das | |
Gesetz eigentlich fällt. | |
## "Fruchtbare dialektische Auseinandersetzung" | |
Sogar Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) konnte sich bei Neujahrsempfang | |
des Bundesverbands Erneuerbarer Energien am Dienstag spöttische Bemerkungen | |
über die "sicherlich fruchtbaren dialektischen Auseinandersetzungen der | |
zuständigen Kollegen" nicht verkneifen. | |
In diese Kerbe schlug auch die Opposition. Röttgen und Rösler seien "in | |
einer Weise verkeilt", die die Energiewende massiv behindere, sagte Jürgen | |
Trittin (Grüne). "Ein einziges Gewürge", "Chaos" und "ministerielle | |
Eitelkeiten" demonstriert die Regierung für SPD-Fraktionschef Frank Walter | |
Steinmeier. | |
Die Angegriffenen wehrten sich mit heftigen Gegenattacken. "Während Sie | |
alles schlecht reden, setzt die Regierung die Energiewende konsequent um", | |
rief Rösler unter lautem Gelächter der Opposition. "Wir arbeiten Ihre | |
Defizite der vergangenen zehn Jahre auf", sagte Röttgen in Richtung seiner | |
Vorgänger Jürgen Trittin (Grüne) und Sigmar Gabriel (SPD). | |
Und CDU-Mann Thomas Bareiß erinnerte daran, dass Streit und Blockaden | |
zwischen Wirtschafts- und Umweltministerium auch unter Rot-Grün nichts | |
Unbekanntes war. Tatsächlich dürfte die Erwähnung der früheren | |
SPD-Wirtschaftsminister Werner Müller und Wolfgang Clement bei den Grünen | |
manch böse Erinnerung ausgelöst haben. | |
Anmerken ließen sie sich davon an diesem Tag der klaren Fronten und des | |
großen Theaters aber genausoviel wie Rösler und Röttgen von ihren wahren | |
Gefühlen füreinander – nämlich nichts. | |
8 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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