Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Doping durch UV-Bestrahlung von Blut: Mutige Spezialisten
> Blut darf nicht bestrahlt werden. Ein Urteil des Internationalen
> Sportgerichts (CAS) von 2003 führt die aktuelle Debatten ad absurdum:
> UV-Bluttransfusion ist klar verboten.
Bild: Von 2006 bis 2011 war der umstrittene Sportmediziner Andreas Franke Vertr…
BERLIN taz | Man muss recht lang im Archiv des Internationalen
Sportgerichts wühlen, aber dann stößt man doch auf ein Urteil des CAS aus
dem Jahre 2003, das sich mit der UV-Bestrahlung von Blut beschäftigt. Auch
der deutsche Sportrechtler Dirk-Reiner Martens war daran beteiligt. Das
Sportgericht hat damals die Blutpanschereien der österreichischen
Langläufer während der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City bewertet.
In einem Chalet in Park City waren diverse Utensilien gefunden worden, die
auf Blutdoping hindeuteten. In dem CAS-Verfahren wurde geklärt, ob die
Behandlung von Blut mit UV-Licht als Doping zu gelten habe oder zur
Behandlung einer Krankheit wie Neurodermitis erlaubt ist.
Die Richter orientierten sich am Antidoping-Code der olympischen Bewegung.
Sie stellten fest, dass es unerheblich ist, welche Menge Blut entnommen und
reinjiziert wird und ob es für die Gesundheit schädlich ist oder die
Leistungsfähigkeit erhöht wird.
Blutdoping ist es immer dann, wenn mit Blut herumhantiert wird und eine
medizinische Indikation nur vorgeschoben wird. Das heißt: Auch kleine
Mengen von Blut, die entnommen, manipuliert und zurückgeführt werden, sind
nach dem Urteil nicht erlaubt. "UV-Bluttransfusion ist eine Form der
Eigenbluttherapie", so die CAS.
## Der Spezialist für Eigenbluttherapie
Bei der Methode des Erfurter Sportmediziners Andreas Franke, der Sportler
mit der UV-Methode behandelt hatte, werden 50 Milliliter Blut entnommen,
mit einem Gerinnungshemmer versetzt, bestrahlt und wieder zurückgeführt.
Die Firma Eumatron - Eigenwerbung: "Ihr Spezialist für Eigenbluttherapie" -
stellt hierfür Geräte her, die auch Franke nutzte. Gegenüber Zeit Online
versucht Radprofi Marcel Kittel die Behandlung bei Franke zu
bagatellisieren: "Bei Franke lief das so: Über eine Spritze und einen
Schlauch wird eine kleine Menge Blut, maximal 50 Milliliter, unter UV-Licht
transportiert. Das ist wie eine verlängerte Vene, das Blut wird gar nicht
vom Kreislauf getrennt, gar nicht entnommen. Mir wurde also kein Blut
gegeben, nicht mal richtig entnommen."
Soll wohl heißen: Kann ja nicht verboten ein, wenn das Blut mal kurz über
eine Außenvene läuft und ein bisschen bestrahlt wird.
## Drei Minuten UV-bestrahlt
Den österreichischen Langläufern nahm man 45 bis 50 Milliliter Blut ab und
gab diese Menge in einen Beutel, in dem 500 Milliliter Blut jenes Athleten
sowie ein Gerinnungshemmer drin waren. Anschließend wurde das Blut genau
drei Minuten mit UV-Licht bestrahlt, gefiltert und reinjiziert.
Die CAS-Richter hielten die vorgegebene Neurodermitisbehandlung für eine
Schutzbehauptung. Sie appellierten: Bei Methoden, "die (noch) nicht als
Teil der Schulmedizin betrachtet werden können, muss ein Mediziner
besonders vorsichtig sein, um jeden Verdacht von verbotenen Handlungen zu
vermeiden". Von Vorsicht kann bei Franke keine Rede sein.
Er hat den Sportlern stets versichert, die Methode sei völlig okay.
Radprofi Kittel fühlt sich deswegen verschaukelt: "Franke hätte im
Interesse aller auf diese UV-Therapie verzichten sollen. Im Nachhinein ist
man immer schlauer."
8 Feb 2012
## AUTOREN
Markus Völker
## ARTIKEL ZUM THEMA
Manipulation von Sporterblut: Hinter dem schützenden Kokon
Vor dem Sportausschuss wird jetzt der Fall des mutmaßlichen Blutpanschers
Andreas Franke verhandelt. Die Öffentlichkeit ist nicht zugelassen.
DAILY DOPE (546): „Der Nationalsozialismus war kein Zufall“
Während die Erfurter Affäre um Pechstein andauert, regt sich in Österreich
ein alter Bekannter. Der verurteilte Langlauftrainer Mayer bastelt an der
eigenen Opferrolle.
Dopingsperre für Radprofi Contador: Populäre Opferrolle
Die Verurteilung von Radprofi Alberto Contador zu zwei Jahren Dopingsperre
sorgt in Spanien für große Entrüstung. Selbst die Regierungspartei klagt
über Willkür.
Kommentar Pechstein: Unverschämte Eisschnellläuferin
Sie hält die Nationale Anti-Doping-Agentur für "zu blöd" - und nicht nur
die. Der Ton Claudia Pechsteins ist unerträglich. Die deutsche
Funktionärselite scheint nichts dagegen zu haben.
Klare Worte der Welt-Antidopingagentur: Illegale UV-Bestrahlung
Jürgen Michael Steinacker hält die UV-Behandlung von Blut seit 2005 für ein
Dopingvergehen. Der Wada-Experte widerspricht damit Eisschnellläuferin
Claudia Pechstein.
Pechstein greift Antidopinagentur an: "Mir schwillt echt der Kamm"
Claudia Pechstein hat in der Causa Franke den wahren Schuldigen schon
gefunden: die Nada. Sie hält die Ermittlungen gegen den Erfurter Sportarzt
für gegenstandslos.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.