# taz.de -- + + + Ticker Neonazi-Aufmarsch Teil II + + +: Dresden wieder so naz… | |
> Die meisten Nazis haben enttäuscht den Bahnhof verlassen. Auch die | |
> Gegendemonstranten haben, nachdem sie ihren Erfolg gefeiert haben, | |
> Feierabend gemacht. | |
Bild: Es wird dunkel: Antinazi-Demonstranten in Dresden. | |
22.13 Uhr: Feierabend | |
Hauptbahnhof. Bunt und friedlich – das sind die Vokabeln, die für diesen | |
Tag stehen. Mit verschiedenen Protestaktionen haben tausende Dresdnerinnen | |
und Dresdner, aber auch Demonstranten aus anderen Bundesländern, heute | |
gegen Rechtsextremismus und Rassismus demonstriert – und dabei auch der | |
Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. | |
Nachdem es im letzten Jahr Ausschreitungen gekommen war, blieb es heute bis | |
zum Abend friedlich. Nach Angaben der Stadt beteiligten sich am Nachmittag | |
über 13.000 Menschen an einer Menschenkette in der Innenstadt. Tausende | |
Menschen blockierten am Abend zwei Kreuzungen im Aufmarschgebiet der rund | |
1.500 bis 2.000 Neonazis und sorgten so dafür, dass deren Aufmarschroute | |
wesentlich verkürzt werden musste. Die Nazis reagierten gereizt, ein Teil | |
von ihnen antwortete mit einem Stehstreik auf die Verkürzung der | |
Demonstrationsroute. Ein Großaufgebot von 5.800 Polizisten hatte zuvor die | |
Stadt abgesichert – und mit einem auf Deeskalation ausgerichteten | |
Einsatzkonzept dafür gesorgt, dass die Lage ruhig blieb. | |
Am Hauptbahnhof stehen noch rund zwanzig Neonazis und warten auf ihren Zug. | |
Zwanzig Neonazis am Dresdner Hauptbahnhof – das ist hier kein | |
ungewöhnliches Bild. Die taz beendet den Live-Ticker und sagt: Gute Nacht. | |
Dresden ist wieder so nazifrei wie vorher. | |
21.45: Die Glocken läuten | |
Kirchen. Um 21:45 begann die erste Angriffswelle der britischen Bomber auf | |
Dresden. Seit Jahren läuten deshalb um diese Zeit die Glocken der Dresdner | |
Kirchen. So auch heute. (taz) | |
21.42: Hauptbahnhof nur für Nazis offen | |
Hauptbahnhof. Es ist ein Geisterszenario. Noch immer ist der Hauptbahnhof | |
für jegliche Personen ohne rechtsextreme Gesinnung gesperrt. Drinnen pöbeln | |
Neonazi-Macker. Dutzende Polizeibeamte stehen daneben und beobachten das | |
Treiben. (taz) | |
21.40: Wortgefechte zwischen Polizei und Demonstranten | |
Bahnhofsvorplatz. Vor dem Bahnhof hatte die Polizei mehrere | |
Gegendemonstranten eingekesselt. Diese Situation ist inzwischen aufgelöst. | |
An den Bahnbrücken stehen sich Polizisten nun behelmt mehreren | |
Gegendemonstranten gegenüber. Hier und da gibt es heftige Wortgefechte, die | |
Polizei möchte offensichtlich die Gegendemonstranten vom Haupteingang des | |
Bahnhofs wegdrängen. Einzelne Demonstranten gehen weg. (taz) | |
21:36: 15.000 gegen 2.000 | |
Überblick. Die Polizei spricht von 1.600 Teilnehmern des Nazis-Aufmarschs. | |
Die taz schätzt die Teilnehmer auf 2.000. Auf der anderen Seite standen | |
ihnen insgesamt bis zu 15.000 Menschen gegenüber. Auf jeden Fall sind es | |
weniger Neonazis als erwartet. (taz) | |
21.30: "Bass, Bass, Bass" auf dem Postplatz | |
Postplatz. Die Blockade am Sternplatz hat sich aufgelöst. Am Postplatz | |
bespaßen noch vier Lautsprecherwagen etwa 500 Demonstranten. Eine Frau ruft | |
ins Megafon: "Die einzige Demoauflage ist es nun, laut und fröhlich zu | |
singen." Am Postplatz steht schon der Anarcho-Pfarrer Lothar Koenig aus | |
Jena mit seinem Demo-Mobil. Aus seinen Lautsprecherboxen ertönt ein Song | |
der Gruppe Egotronic: "Wir haben euch was mitgebracht: Bass! Bass! Bass!" | |
(taz) | |
21.28: Gegendemonstranten feiern Erfolg | |
Bahnhofsvorplatz. Eingekesselt von der Polizei feiern vor dem Gebäude 200 | |
Gegendemonstranten mit "Nazis raus"-Gesängen und Getrommel fröhlich ihren | |
Erfolg. (taz) | |
21.20: Wortgefechte auf dem Heimweg | |
Hauptbahnhof. Mit einem Mal kommt Hektik auf. Am Bahnhof, schon etwas aus | |
dem Gebäude heraus, stehen Gegendemonstranten unterhalb des Gleises. Als | |
sie bemerken, dass sich über ihnen Neonazis befinden, kommt es zu heftigen | |
Wortgefechten. Hektisch schreitet die Polizei ein und schiebt die | |
Gegendemonstranten etwas rabiat vor dem Haupteingang unter die Brücke mit | |
den Gleisen. Wenigstens eine Person nehmen sie fest. (taz) | |
21.25: Die meisten Nazis weg | |
Hauptbahnhof. Die meisten Nazis haben den Bahnhof verlassen. Noch etwa 50 | |
Neonazis warten auf den Gleisen auf ihre Züge. In der Bahnhofshalle hat die | |
Polizei einen Bereich abgesperrt. (taz) | |
21.15 Letzte Flaschen werden eingesammelt | |
Ammonstr./Freiberger Straße. Am Ort der größten Blockade sammelt ein Mann | |
mit einem Wagen die herumstehenden Flaschen ein. Er räumt weg, was von der | |
fröhlichen Antinazidemo übrig geblieben ist: "Geld ist Geld. Ich verdien' | |
mir jetzt noch ein paar Cent." (taz) | |
21.05: Blockaden aufgelöst | |
Ammonstraße/Sternplatz. Die Blockade an der Ammonstraße löst sich auf. Die | |
Leute gehen gemeinsam die Freiberger Straße herunter zum Postplatz, wo es | |
eine Abschlusskundgebung geben soll. Auch die Blockade am Sternplatz hat | |
sich aufgelöst und ist zur Abschlusskudgebung gelaufen. (taz) | |
21.02: Nazis enttäuscht | |
Hauptbahnhof. Die meisten Neonazis bewegen sich zu den Zügen. "Frei, sozial | |
und national!", skandierten sie und auch "Hier marschiert der nationale | |
Widerstand." Ihnen gefällt sichtbar, dass in der Bahnhofshalle ihre Parolen | |
laut hallen. Das Gegröle dauert nur kurz – offensichtlich sind die Neonazis | |
aber von diesem Aufmarsch enttäuscht. "Sie haben uns wieder verarscht", | |
sagte einer. Am Abschluss hatte auch Kameradschaftsnazi Maik Scheffler sich | |
beschwert, wie der Aufmarsch vonstatten ging. Das Zusammenspiel von | |
"Antifa-Banden" und Parlamentariern habe eine "echte Trauer" verhindert. | |
(taz) | |
20.57: Pohl: "Danke, Dresden" | |
Berlin. Zu den erfolgreichen Gegendemonstrationen und Blockaden sagt | |
taz-Chefredakteurin Ines Pohl: "Danke, Dresden!" | |
20.53: Nazis ein letztes Mal den Marsch blasen | |
Hauptbahnhof. Immer noch stehen hundert unermüdliche Demonstranten und eine | |
Sambaband vor dem Hauptbahnhof. "Wir entlassen die Nazis nicht, ohne dass | |
sie ein letztes Mal unseren Protest hören müssen", sagt eine junge | |
Trommlerin in lila Overall. Ihre Botschaft: "Nazis will hier keiner!" (taz) | |
20.46: Staatsanwalt demonstriert mit | |
Sternplatz. Auch Christian Avenarius, langjähriger Sprecher der | |
Staatsanwaltschaft Dresden und Sozialdemokrat, ist noch auf den Beinen, um | |
gegen die Neonazis zu demonstrieren. Aus "voller Überzeugung", wie er sagt. | |
(taz) | |
20.40: Nazi-Historiker: "Ministerpräsident hat nicht Goebbels Format" | |
Hauptbahnhof. Olaf Rose ist noch am Reden, doch schon die ersten | |
Neonazigruppen verlassen den Veranstaltungsort und gehen zum Bahnhof. Der | |
rechtsextreme Historiker Rose hatte zuvor über den breiten Protest | |
geschimpft. Er war sogar der Meinung, dass ein Ministerpräsident, der sie | |
"braunes Pack" nennen würde, nichts mehr zu Goebbels zu sagen hätte. Er | |
habe nicht einmal dessen Format. Maik Scheffler beginnt kurz vor 21 Uhr mit | |
der Verabschiedung der Kameraden. Scheffler gehört dem "Freien Netz" an, | |
aus dem die Unterstützer des Zwickauer Terrortrios kommen. Der Tag zeige, | |
dass neue Wege gegangen werden müssten, sagt Scheffler. Kaum hat er die | |
Verabschiedung gesprochen, begeben sich die Neonazis Richtung Bahnhof. | |
(taz) | |
20.40: Nazis schmollen wegen kurzer Route | |
Ammonstraße. Die Polizei hat bestätigt, dass die Nazidemo zwischendurch | |
geteilt war. Unbestätigten Berichten zufolge, weigerten sich Neonazis aus | |
Mecklenburg-Vorpommern weiterzulaufen, als sie hörten wie kurz ihre Route | |
sei. Ein Drittel soll noch unterwegs sein, während die Abschlusskundgebung | |
weiterläuft. (taz) | |
20.35: Nazis ziehen von Blockade ab | |
Sternplatz. Bei der Stern-Blockade feiern die Blockierer ihren Erfolg: Per | |
Megafon sagt eine Frau durch, die letzten Neonazis seien nun hier gegenüber | |
abgezogen. Prompt verlassen auch viele Gegendemonstranten die Blockade. Für | |
viele beginnt langsam der Feierabend nach einem bunten Protesttag. (taz) | |
20.30 Polizei bei Flaschenwurf ganz entspannt | |
Sternplatz. Das Ende der Nazidemo hat sich wieder in Bewegung gesetzt. Als | |
kurz darauf zwei Flaschen von der Seite der Gegendemonstranten über die | |
Absperrung fliegen, ertönt ein lautes "Buuuh" von den anderen | |
Protestierenden. Die Polizei reagiert freundlich und entspannt: "Wir | |
bitten, das Werfen von Gegenständen zu unterlassen." (taz) | |
20.26: Nazis mit Nerven am Ende | |
Sternplatz. Stress im Naziblock statt stillem "Gedenken": Ein rechter | |
Demonstrant, der ein Transparent trägt, fängt immer wieder an, Parolen zu | |
skandieren. Seine Kameraden wirken auf ihn ein: "Halt die Fresse, das ist | |
ein Trauermarsch", ruft einer. Der andere reagiert gereizt: "Ich mache das | |
nicht länger mit, immer sollen wir die Klappe halten, immer nur trauern, | |
wir müssen aber endlich mal unser Maul aufmachen", schreit er. Dann wird er | |
von anderen zur Ruhe gebracht. Ein Gegendemonstrant ruft: "Heult doch, | |
heult doch!" (taz) | |
20.25: "Nazis-raus"-Rufe übertönen Schweigeminute | |
Hauptbahnhof. Eckart Bräuniger von der NPD nutzt das Podium, um zu betonen, | |
dass für ihn keine deutschen Generäle Kriegsverbrecher gewesen seien. | |
Andere Namen wie Churchill, Roosevelt und Stalin müssten hier genannt | |
werden. Die Nazis legen eine Schweigeminute ein, in der man aber | |
"Nazis-raus"-Rufe überhallen hört. Die Polizei sagt, dass dieses Jahr 1.500 | |
Rechtsextreme in Dresden aufmarschiert seien. (taz) | |
20.21: Aufmarsch wirkt nicht wie geschlossene Demonstration | |
Sternplatz. Diese Einsatztaktik ist schwer zu durchschauen: Während schon | |
einige hundert Neonazis längst wieder den Ausgangspunkt der Demonstration | |
erreicht haben und deren Ende feiern, steht ein großer Teil noch auf der | |
Route und hat noch nicht einmal die Streckenhälfte erreicht. Von einer | |
geschlossenen Demonstration kann keine Rede sein. Hunderte Rechte stehen | |
weiterhin in unmittelbarer Nähe zu den Gegendemonstranten an der | |
Stern-Blockade. (taz) | |
20.20: Antifa überquert die Gleise | |
Bayrische Straße. Inzwischen sind Antifa-Aktivisten auf die andere Seite | |
der Bahngleise gekommen, vermutlich an der Bayrischen Straße. Ihre Rufe | |
stören dies bisher eher ruhige Nazi-Kundgebung: | |
"Alerta-Alerta-Antifascista". Nach kurzer Zeit werden sie wieder | |
abgedrängt. (taz) | |
20.10: NPD: "Nur anständiges Volk gedenkt den Deutschen" | |
Hauptbahnhof. Eckart Bräuniger vom NPD-Bundesvorstand hat mit seiner Rede | |
begonnen. Er schimpft über die Parteien, die ihren Trauermarsch | |
kritisierten. "Diese Parteien sind ganz weit weg vom Volk", sagt Bräuniger. | |
"Ihr gedenkt Schwulen, Juden und Drückebergern, aber nur das anständige | |
Volk gedenkt den Deutschen." Während er spricht, sind aber noch nicht alle | |
Marschteilnehmer auf dem Platz angekommen. Am Sternplatz sollen noch | |
Neonazis stehen. Am Auftaktkundgebungsort flüchten die ersten Neonazis in | |
die Dixi-Klos. (taz) | |
20.00: Demonstrant aus der Nazihochburg | |
Budapester Straße. Ernst Fink, 74 Jahre alt, Lehrer aus Reinhardtsdorf in | |
Sachsen sitzt an der Seite mit einem Schild "Solidarisch Ost und West, | |
gegen braune Nazipest". Reinhardtsdorf sei das Dorf mit den meisten | |
NPD-Stimmen in Sachsen. Dort gebe es eine Initiative gegen die Neonazis, | |
aber es sei schwer gegen sie anzukommen. Heute sei er mit seinen in Dresden | |
lebenden Kindern zum Protestieren gekommen. | |
19.58: "Und Tschüss!" | |
Durch die Ammonstraße sind bereits die ersten Neonazis am Bahnhof | |
eingetroffen. Am Rande standen doch Gegendemonstranten mit Transparenten. | |
"Und Tschüss" stand auf einem. Zwei Neonazis begannen prompt ein | |
Streitgespräch. "Demokratie ist Beschiss an den Minderheiten", meinte | |
einer. "Du hast wirklich keine Ahnung", antwortete die Gegendemonstrantin. | |
Auf dem Bahnhofsplatz versammeln sich die Neonazis nun vor dem | |
Lautsprecherwagen. (taz) | |
19.55: Erste Nazis schon ausmarschiert | |
Hauptbahnhof. Die ersten Nazis treffen schon wieder am | |
Auftaktkundgebungsort, dem kleinen eingezäunten Parkplatz am Hauptbahnhof, | |
ein. Sie schweigen immer noch. (taz) | |
19.52: Erste Böller | |
Sternplatz. Die Polizei bildet hinter der Absperrung mit rund 200 Beamten | |
zwei Ketten quer über den Platz. Selbst wenn die Demonstranten wollten: | |
Hier ist kein Durchkommen. So können die Neonazis in 100 Meter Entfernung | |
mit ihren Fackeln um die Ecke ziehen. Erste Böller fliegen. Bitte keine | |
Pyrotechnik einsetzen, mahnt die Polizei durch den Lautsprecher. (taz) | |
19.50: Sind das wirklich Blockaden? | |
Freiberger Straße. Zwei "Blockaden" stehen und werden gefeiert. Doch es ist | |
nicht ganz klar, ob es sich überhaupt um Blockaden handelt. Schränken die | |
derzeitigen Proteste die Demonstrationsroute der Neonazis wirklich ein? | |
Oder war von vornherein nur ein kurzer Marsch der Rechten vorgesehen? Die | |
Polizei äußert sich nicht zur Demonstrationsroute. In schönstem | |
Polizeisprech sagt ein Beamter der Pressestelle: "Es ist Teil des | |
Einsatzkonzeptes, dass wir die Demonstrationsroute nicht bekannt geben. Wir | |
stellen unseren Einsatz momentan auf diese beiden Blockadepunkte ein." | |
Andere Schwerpunkte würden sich derzeit nicht ergeben. In der Blockade an | |
der Freibergerstraße herrscht weiterhin Tanzstimmung. Eine Band spielt | |
Live-Musik, die Menschen tanzen. Können sie auch. Bei ihnen werden heute | |
sicher keine Neonazis mehr vorbeiziehen, diese nehmen längst eine andere | |
Route. (taz) | |
19.45: Nazis schon wieder auf Ammonstraße | |
Güterbahnhofstraße. Der Marschtross ist schon wieder in der Ammonstraße | |
angekommen. Die Rechtsextremisten scheinen langsam zu merken, dass ihre | |
Route stark verkürzt wurde. Die Veranstalter haben das ihren Teilnehmern | |
bisher nicht mitgeteilt. Auf der Straße sind außer Neonazis, Polizisten und | |
Journalisten keine anderen Personen zu sehen. Den Protest hört man | |
allerdings durch die Straßen hallen. (taz) | |
19.40: Nazis hinter Wasserwerfern | |
Sternplatz. Hinter dem Wasserwerfer sieht man in 100 Meter Entfernung | |
Neonazis mit Fackeln langziehen. Die Menge pfeift und brüllt "Nazis raus", | |
bleibt aber friedlich. (taz) | |
19.36: Nazis erreichen Sternplatz | |
Sternplatz. Schweigend sind die Neonazis am Sternplatz angekommen. Laut | |
taz-Schätzung sind es mittlerweile rund 2.400. An der einen Ecke des | |
Platzes stehen ein Wasserwerfer und Räumfahrzeuge der Polizei vor der | |
Blockade. Über die Einsatzfahrzeuge schallen laute Nazis-raus-Rufe. Viele | |
Fackeln haben die Nazis nicht dabei: Als Auflage wurde bestimmt, sie | |
dürften nur eine Fackel pro hundert Mann mit sich führen. (taz) | |
19:34: Demonstranten wollen ausharren | |
Sternplatz. "Wir werden hier wohl noch eine Weile ausharren müssen", ruft | |
DGB-Landeschefin Iris Kloppich ins Megafon. "Bleibt standhaft, friedlich | |
und gewaltfrei." Gegen die Kälte machen einige Demonstranten das | |
"Laurentia"-Lied mit Kniebeugen. Volker Beck von den Grünen wartet | |
entspannt auf die Neonazis und raucht eine Zigarette nach der anderen. | |
(taz) | |
19.32: Nazis laufen los | |
Budapester Straße/Ecke Falkenstraße. Die Nazis haben gerade begonnen, die | |
Ammonstraße hinunterzulaufen und werden in die Falkenstraße einbiegen. Dort | |
laufen sie direkt auf die Blockade am Sternplatz zu. Der Aufmarsch kommt | |
nur stockend voran. Gedenkkränze werden vorneweg getragen, dahinter folgen | |
Fahnen, ein Banner und Fackeln. (taz) | |
19.16: Roth macht den Dutschke | |
Sternplatz. Grünen-Chefin Claudia Roth stellt sich vor die Wasserwerfer der | |
Polizei und schnappt sich das Megafon. "Die Nazis stehen immer noch am | |
Bahnhof und sind keinen Meter vorangekommen", ruft sie. Die Menge johlt. | |
(taz) | |
19.14: Nazis besprechen Routenänderung | |
Hauptbahnhof. Die Neonazis nehmen Aufstellung zum Marsch. Die | |
Polizeileitung hat aber schon mit dem Veranstaltungsleiter, Maik Müller, | |
eine Routenänderung besprochen. Ganz offensichtlich will die Polizei nicht | |
die Blockaden auf der Route räumen. In der Falkenbergstraße scheint aber | |
weiterhin eine Zwischenkundgebung geplant. Die Nazis, die nicht auf den | |
Veranstaltungsplatz gegangen sind, stehen weiterhin außerhalb. (taz) | |
19.16: Dritte Blockade | |
Budapester Straße: Tausend Leute blockieren die Straße auf Höhe der | |
Weinligstraße. Sie stehen vor der zweifach vergittertern Polizeiabsperrung. | |
Nach eigenen Angaben stehen sie bereits seit einer Stunde hier. (taz) | |
19.07: Kürzere Route für Nazis möglich | |
Freibergerstraße. In der großen Blockade an der Freibergerstraße ist die | |
Stimmung heiter. Hunderte Menschen stehen hier noch immer auf der Straße | |
und blockieren die große Kreuzung. Die Polizei reagiert gelassen – die | |
Polizeiabsperrungen deuten darauf hin, dass der Neonazi-Aufmarsch schlicht | |
eine kürzere Route nehmen wird. So wie es aussieht, könnten die | |
Rechtsextremisten dann frei laufen. (taz) | |
19.06: Auf dem Sternplatz wird es eng | |
Sternplatz. Nach dem Ende der Menschenkette strömen die Massen über den | |
Postplatz die Annenstraße hinunter zum Sternplatz. "Reduziert den | |
CO2-Ausstoß. Stoppt Fackel(m)ärsche" steht auf einem Schild. Am Sternplatz | |
wird es langsam eng. Iris Kloppich, DGB-Vorsitzende in Sachsen, schätzt, | |
dass hier rund 3.000 Leute versammelt sind. Kloppich ermuntert die | |
Demonstranten: "Wir müssen jetzt Geduld mitbringen. Habt ein gutes Gefühl | |
und bleibt stehen!" Bürger aus Riednitz und Hohenstein in der Sächsischen | |
Schweiz halten ein Transparent hoch: "Die Sächsische Schweiz ist bunt, dazu | |
stehen wir. Einwohner, Gastgeber und Kirchengemeinden." (taz) | |
19.05: Sensation: Nazis finden Kameraden ohne Vorstrafen! | |
Hauptbahnhof: Die Neonazikundgebung hat begonnen. Als erstes spricht ein | |
Vertreter der finnischen Kameradschaft "Spektrum"; seine Rede wird simultan | |
übersetzt. Die Botschaft ist eindeutig: Die Alliierten hätten Dresden | |
angegriffen mit den gleichen Motiven wie sie heute Afghanistan und Irak | |
angegriffen haben. Knapp 150 Neonazis weigern sich, in den abgesperrten | |
Platz einzutreten. Die Polizei hat sie schon mehrmals aufgefordert, dies zu | |
tun. (taz) | |
18.56: Ausländerbeirat: "Wir haben die Schnauze voll" | |
Postplatz. In der Menschenkette am Postplatz steht Marc Lalonde, gebürtiger | |
Kanadier, heute im Ausländerbeirat Dresden. Letzte Woche seien wieder vier | |
Touristen in der Innenstadt angegriffen worden: "Wir haben die Schnauze | |
voll, das muss aufhören." Sein Protest stehe heute für Gleichberechtigung, | |
sagt Lalonde. Dazu gehöre auch ein Wahlrecht für alle: "Wir zugezogenen | |
sind weder Opfer noch Bürger zweiter Klasse." (taz) | |
18.53: Thierse: "Legitimes Anliegen" | |
Sternplatz. Auf der Kundgebung am Sternplatz sagt Bundestagsvize Wolfgang | |
Thierse, man dürfe die Straßen und Plätze Dresdens nicht von den Nazis | |
missbrauchen lassen. Das sei ein legitimes Anliegen und er plädiere für ein | |
entschlossene Friedfertigkeit. (taz) | |
18.50: Nazis suchen Ordner ohne Vorstrafen | |
Hauptbahnhof. Der Neonazi-Marsch hat noch nicht begonnen. Maik Scheffler | |
vom "Freien Netz" und NPD-Kommunalpolitiker forderte die Teilnehmer gerade | |
auf: "Ich bitte zu melden, wenn sie nicht vorbestraft sind." Der | |
Hintergrund: Bisher sind noch nicht alle Ordner der Neonazis bei der | |
Veranstaltung eingetroffen. Maik Müller, der die Veranstaltung angemeldet | |
hat, sucht mittlerweile die Redner zusammen. (taz) | |
18.40: 1.500 Menschen am Sternplatz | |
Sternplatz. Ein Zug von Demonstranten, die von der Menschenkette kommen, | |
läuft in Richtung Sternplatz. Dort, auf dem Platz vor der Herkuleskeule, | |
haben sich mittlerweile geschätzte 1.500 Demonstranten versammelt, unter | |
denen sich auch Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) befindet. | |
Wasserwerfer, Polizeigitter und Räumpanzer versperren den Weg an der | |
Rosenstraße, Ecke Ammonstraße. (taz) | |
18.28: Blockierer ziehen weiter | |
Freiberger Straße, Ecke Maternistraße. Von den Blockierern an der | |
Ammonstraße löst sich eine Gruppe von rund 1.000 Demonstranten und zieht | |
die Freiberger Straße hinunter in Richtung Innenstadt. | |
"Alerta-Alerta-Antifascista"-Rufe werden skandiert, erste Böller fliegen. | |
Zunächst bleiben die Demonstranten vor der Polizeikette an der | |
Maternistraße stehen, doch dann laufen sie weiter zum Freiberger Platz, wo | |
rund 300 von ihnen eine Polizeikette durchbrechen. Die Beamten versuchen | |
mit Pfefferspray der Lage Herr zu werden und schließen ihre Reihen wieder. | |
(taz) | |
18.27: Tausend Nazis vor dem Bahnhof | |
Hauptbahnhof. Mehr und mehr Neonazis sind inzwischen angekommen. Über den | |
Lautsprecherwagen wird durchgegeben, weiter nach hinten zu rücken, um Platz | |
für mehr Kameraden zu machen – inzwischen sind es ungefähr tausend. Am | |
Lautsprecherwagen selbst liegen mehrere Kränze, bei einer Kundgebung | |
während des Marsches scheinen die Veranstalter mit den Kränzen eine größere | |
Aktion zu planen. Unter den Teilnehmern ist mittlerweile auch der | |
NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel. Mit der Landtagsfraktion ist er | |
pünktlich um 18 Uhr eingetroffen. Erste Transparente sind zu sehen. Auf | |
einem steht: "Kein Vergessen, kein Vergeben". (taz) | |
18.19: Tillich: "Kein Missbrauch durch Rechtsextremisten" | |
Schlossplatz. Sachsens Ministerpräsiden Tillich sagt, "dass diese Stadt und | |
dieser Tag nicht von Rechtsextremisten und ihrem Gedankengut missbraucht | |
werden darf". (taz) | |
18.13: Ghostbuster bei der Blockade | |
Sternplatz. Am Kabarett Herkuleskeule hängt ein Schild: "Heute keine | |
Vorstellung". Diese gibt es ausnahmsweise vor dem Haus: Circa 100 Leute, | |
mit eigener Samba-Gruppe und einer riesigen Stoffpuppe in Form eines | |
Anti-Nazi-Ghostbusters, blockieren die Kreuzung zur Josephinenstraße. Die | |
Polizei beobachtet die Lage mit Wasserwerfern und Hubschraubern. (taz) | |
18.10: Eine lange Menschenkette für kurze Zeit | |
Postplatz. Die Menschenkette schließt sich schon fünf Minuten vor dem | |
offiziellen Beginn. Es sind mehr als genügend Demonstranten vor Ort, so | |
dass sie teilweise in Doppel- und Dreierreihen stehen. Auch vom Zwinger bis | |
zur Carolabrücke halten sich hunderte Demonstranten an den Händen. Umringt | |
von Kameras und Fotografen stehen auf der Augustusbrück Ministerpräsident | |
Stanislaw Tillich und Dresdens Oberbürgermeister Helma Orosz (beide CDU) – | |
"der schwarze Block" frotzelt ein Demonstrant. Die taz schätzt die Zahl der | |
Demonstranten in der Stadt auf 15.000. Nachdem die Kirchenglocken kurz nach | |
18 Uhr aufgehört haben zu läuten, löst sich die Menschenkette wieder auf. | |
(taz) | |
Den Live-Ticker bis 18.00 Uhr finden Sie [1][hier]. | |
In Dresden für die taz: Michael Bartsch, Martin Kaul, Konrad Litschko, Wolf | |
Schmidt, Andreas Speit und Moritz Wichmann. | |
Am Live-Ticker in Berlin: Sebastian Fischer, Lalon Sander und Deniz Yücel. | |
12 Feb 2012 | |
## LINKS | |
[1] /+-+-Live-Ticker-Neonazi-Aufmarsch-Teil-I-+-+/!87672/ | |
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